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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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Kind. »Da draußen wartet ein Seil, das
das Klettern fast allein besorgt, und an diesem Gebäude gibt es keine
Schlangen.«
    »Was ist
mit Fuchs?«, flüsterte Jacob.
    Valiant
wies zur Decke. »Sie ist gleich über euch.«
    Die
Fassade des Gefängnisstalaktiten war zerklüftet wie Tropfstein und bot
reichlich Halt, aber Clara zitterte, als sie sich aus dem Fenster schob. Sie
klammerte sich an die Brüstung, während ihre Füße Halt zwischen den Steinen
suchten. Valiant dagegen krallte sich an die Mauer, als wäre er daran geboren
worden.
    »Ganz
ruhig«, flüsterte er Clara zu, während er nach ihrem Arm griff. »Und einfach
nicht nach unten sehen.«
    Der Zwerg
hatte sich von einer Brücke abgeseilt, die kaum mehr als ein eiserner Fußweg
war. Das Rapunzelseil spannte sich straff zwischen ihren Eisenträgern und dem
Gefängnisstalaktiten. Es waren zehn steile Meter.
    »Valiant
hat recht!«, flüsterte Jacob, während er Claras Hände um das Seil legte. »Sieh
nur nach oben. Und bleib unter der Brücke, bis wir mit Fuchs nachkommen.«
    Das
Goldene Seil war kaum mehr als ein Spinnenfaden in der riesigen Höhle und Clara
kletterte quälend langsam. Jacob folgte ihr mit den Augen, bis sie die Brücke
erreicht hatte und sich an eine der Metallstreben klammerte. Zwerge und Goyl
waren bekannt für ihre Kletterkünste, doch Jacob fühlte sich nicht einmal an
Berghängen wohl, geschweige denn an der Fassade eines Baus, der Hunderte von
Metern über einer feindlichen Stadt hing. Aber zum Glück mussten sie nicht weit
klettern. Valiant hatte recht. Sie hatten Fuchs gleich über ihnen eingesperrt.
    Sie war in
Menschengestalt, und als Jacob sich neben sie kniete, schlang sie ihm die Arme
um den Hals und weinte wie ein Kind, während Valiant ihr die Ketten löste.
    »Sie haben
gesagt, sie ziehen mir das Fell ab, wenn ich mich verwandle!«, schluchzte sie.
Von ihrem Zorn war nichts mehr zu spüren.
    »Es ist
gut!«, flüsterte Jacob und strich ihr über das rote Haar. »Alles wird gut.« Wirklich, Jacob? Wie?
    Natürlich
las Fuchs ihm die Verzweiflung vom Gesicht. »Du hast Will nicht gefunden«,
flüsterte sie. »Doch. Aber er ist fort.«
    Auf dem
Korridor schlug eine Tür zu. Valiant spannte die Flinte, doch die Wächter
zerrten einen anderen Gefangenen auf den Gang hinaus.
    Fuchs
kletterte ebenso gut wie der Zwerg, und Clara sah sehr erleichtert aus, als sie
und Jacob sich neben ihr auf den Eisenträger zogen. Valiant schwang sich schon
über das Brückengeländer, während Jacob das Rapunzelseil zwischen den Fingern
rieb, bis es sich wieder in nichts als ein goldenes Haar verwandelte. Es
verstrich eine Ewigkeit, bis der Zwerg sie zu sich hinaufwinkte. Unter ihnen
marschierte ein Trupp Goyl über eine andere Brücke und ein Güterzug keuchte
beim Überqueren des Abgrunds schmutzigen Rauch in die gewaltige Höhle. Bis auf
zwei Schächte, durch die ein Schatten von Tageslicht fiel, war nichts zu
entdecken, wodurch die Goyl sich der Abgase entledigten, die ihre Welt
produzierte. Dein Vater wird ihnen wohl auch das
beigebracht haben, Jacob, dachte er, während er Valiant über
die eisernen Brückenplanken folgte. Aber er schob den Gedanken fort. Er wollte
nicht an seinen Vater denken. Er wollte nicht einmal an Will denken. Er wollte
zurück zu der Insel und wieder vergessen, alles vergessen, die Jade, das
Lerchenwasser und die eisernen Brücken, die aussahen, als hätte John Reckless
seine Signatur auf dieser Welt hinterlassen.
    »Was ist
mit Pferden?«, fragte Jacob den Zwerg, als sie sich in einem der Bogengänge
verbargen, die sich an der Höhlenwand entlangzogen.
    »Vergiss
es«, knurrte Valiant. »Die Ställe sind zu nah beim Haupteingang. Zu viele
Wachen.«
    »Das
heißt, du willst zu Fuß durch die Berge?«
    »Hast du
einen besseren Plan?«, zischte der Zwerg zurück.
    Nein,
hatte er nicht. Und wenn sie diesmal an den blinden Wächtern vorbeikamen,
hatten sie nur Valiants Flinte und das Messer, das er Jacob mitgebracht hatte -
nicht ohne dafür einen Goldtaler zu verlangen.
    Fuchs
verwandelte sich neben ihm wieder in die Füchsin, und Clara lehnte sich gegen
eine der Säulen und blickte in die Tiefe, als wäre sie nicht wirklich bei
ihnen. Vielleicht war sie wieder hinter dem Spiegel und saß mit Will in dem
schäbigen Krankenhauscafe. Es war ein weiter Weg dorthin zurück, und jede
Meile würde sie daran erinnern, dass Will nicht bei ihnen war.
    Fenster
und Türen hinter Vorhängen aus Sandstein. Häuser wie

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