Funkelnde Leidenschaft
Hätte Hazard sie nicht festgehalten, wäre sie zusammengebrochen. Ganz im Bann der neuen, betörenden Emotionen vergaß sie alle Gesetze der Schicklichkeit, die man ihr seit der Kindheit eingetrichtert hatte, schlang ihre Finger in sein langes schwarzes Haar und drückte seinen verführerischen Mund noch fester an sich. Ihre Pulse rasten und weckten eine prickelnde Sehnsucht.
In Liebeskünsten bewandert, erkannte er sofort die Anzeichen ihres Verlangens. Er nahm sie auf die Arme und schaute sich hastig um. Allzuweit durfte er sie nicht wegbringen. Und so trug er sie kurz entschlossen die Verandastufen hinab, über eine schmale Rasenfläche zur Sommerküche. Die Tür war verschlossen, aber er stemmte sich mit einer Schulter dagegen und brach den schwachen Widerstand des Schlosses. Mit einem Fußtritt warf er die Tür hinter sich zu und wartete, bis sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten. Unterdessen küßte er Blaze, spielte mit ihrer Zunge, bis sie atemlos stöhnte und ihre Kapitulation offensichtlich war. Vorsichtig näherte er sich den schwarzen Umrissen eines Tisches, stieß dabei einen Stuhl um und trat ihn ungeduldig beiseite. Sein langes Haar streifte ihre Wange, als er sie behutsam auf die hölzerne Tischplatte setzte. Mit beiden Händen umfaßte sie sein Gesicht, und er küßte ihre Lippen, ihr Kinn, die Brustwarzen, die ihm wie bebende Rosenknospen erschienen.
Leise schrie sie auf, genoß in vollen Zügen die Zärtlichkeiten seiner Zunge, klammerte sich an ihn und konnte von diesen Liebkosungen gar nicht genug bekommen. Wann immer er den Kopf hob, zog sie ihn wieder zu sich herab. »Bleib, bitte – bleib bei mir!« wisperte sie und erschauerte, von ihren zitternden Brüsten bis hinab zum pochenden Feuer zwischen ihren Schenkeln.
Aber er konnte nicht mehr warten, wünschte sich viel mehr als dieses kleine Vorspiel. Er hielt ihre beharrlichen Hände fest, küßte fordernd ihren Mund, und seine suchenden Finger glitten unter die voluminösen seidenen Unterröcke, berührten die zarte Haut ihrer Schenkel, und dann …
»Blaze!« Ganz in der Nähe erklang eine Männerstimme. »Blaze! Blaze! Wo bist du?«
Zunächst erstarrte sie, dann kam sie abrupt zur Besinnung. Sie setzte sich auf, bedeckte mit fahrigen Händen ihre Brüste und wisperte verzweifelt: »Nein!«
»Ja!« widersprach Hazard. Niemand würde in die verlassene Sommerküche eindringen. Von dieser Gewißheit ermutigt, versuchte er sie wieder zu küssen. »Du willst es doch auch, bia.« Dicht an ihrem Mund hauchte er das Absarokee-Kosewort, das schon so viele Frauen verzaubert hatte. »Das fühle ich …«
»Nein!« wiederholte sie. Erstaunlich kraftvoll wehrte sie ihn ab. Ehe er erkannte, ob sie es ernst meinte oder nicht, sprang sie vom Tisch. Verblüfft beobachtete er, wie sie zur Tür rannte, ihr Dekollete zurechtrückte, die Röcke glättete und in der Sommernacht verschwand.
Jon Hazard Black stand im grauen Dämmerlicht der Sommerküche und fluchte. Seit er zum Mann geworden war, hatte er nicht mehr an ungestillter Leidenschaft gelitten. Erbost über die Unlogik der Frauen im allgemeinen und dieser hier im besonderen stürmte er aus dem kleinen Haus. Sekundenlang lauschte er der Tanzmusik, die aus dem hell erleuchteten Ballsaal drang, dann entschied er, daß für diesen Abend die Grenzen seiner Toleranz überschritten waren, was die Banalitäten der vornehmen Gesellschaft betraf. Und so kehrte ins Hotel zurück.
Am nächsten Morgen verwöhnte er Lucy Attenborough mit sinnlichen Freuden wie nie zuvor. Und er blieb viel länger bei ihr, als er es versprochen hatte. Erst am späten Nachmittag, als die Hitze nachließ, verließ er das weiche Bett und die verführerische Frau, um in die Berge zu reiten.
4
Die nächsten Wochen waren mit harter Arbeit ausgefüllt. Jeden Tag stand Hazard schon im Morgengrauen auf, grub Goldwaschrinnen, legte Abflußleitungen und kämpfte sich immer weiter im Minenschacht vor, den er in den Berghang gesprengt hatte. Zu Mittag legte er eine kurze Ruhepause ein, um zu essen, dann arbeitete er weiter bis zum Sonnenuntergang. Seine ohnehin schon kräftigen Muskeln wurden noch härter und traten wie Stränge hervor.
Normalerweise war er am Ende eines langen Tages zu erschöpft, um nachzudenken, und wollte nur noch schlafen. Aber in seltenen Nächten erschien das ungebetene Bild kupferroter Locken, zarter Pfirsichwangen und elfenbeinweißer Seide vor seinem geistigen Auge.
Hingegen fand Blaze genug Muße, um
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