Funkelnde Leidenschaft
ihr Tonfall verriet genau das richtige Maß rechtschaffener Empörung, »ich bin ihre Mutter. Muß ich Sie daran erinnern?«
»Verzeihung, Ma'am«, erwiderte er, und seine Miene wirkte ebenso ausdruckslos wie ihre. »Ich sorge mich um das Eigentum des Colonels. Nur deshalb habe ich mich für einen Augenblick vergessen.« Auch er wußte seiner Stimme den passenden Unterton zu verleihen, und jetzt klang sie leicht zerknirscht.
Wie zwei Schauspieler in einem Konversationsstück beherrschten beide ihre Rollen, nach allen Regeln der Kunst. Die komplizierten Gesetze unaufrichtigen Verhaltens waren ihnen zur zweiten Natur geworden. Jeder wußte, wie der andere über den Colonel, seine Tochter und sein Vermögen dachte. Aber das Spiel verlangte nun einmal gewisse Höflichkeitsfloskeln.
Schließlich einigten sie sich. Es war letzten Endes nur darum gegangen, den Verhandlungen einen akzeptablen Rahmen zu geben. Dann dinierten sie gemeinsam – was nach Ansicht des Braddockschen Personals viel zu oft geschah.
13
Nach einer zweiten rastlosen Nacht erwachte Hazard zwischen zerwühlten Büffelfellen und zwang seinen müden Körper, aufzustehen. Träge streckte er sich, und jeder einzelne Muskel reagierte ein bißchen zu spät. Dieser Tag würde sich nicht für eine Krise eignen, dachte er, denn sein Gehirn war genauso schwerfällig wie seine Glieder, und in Blazes verführerischer Anwesenheit bereitete es ihm ohnehin schon große Mühe, klar zu denken.
Ohne sie zu wecken, verließ er die Hütte und wanderte zum Teich. Der Morgen erinnerte ihn an seine Jugend – frisch und sonnig, mit einer sanften Brise, die in den Espenzweigen raschelte.
Für einen flüchtigen Augenblick sehnte er sich nach jener Unschuld zurück, einer Zeit, wo nur sein Stamm in dieser Gegend gelebt, wo er keine anderen Interessen gekannt hatte als die Jagd und die spielerischen Wettkämpfe mit seinen Gefährten.
Seufzend blieb er am moosbewachsenen Ufer stehen. Die Sonne ging immer noch strahlend hell über demselben Grat auf. Aber alles andere hatte sich verändert. Sein Volk war weiter nach Norden gezogen. Dort suchten die Weißen noch nicht nach Gold, ihre Pflüge durchfurchten noch keine Täler. Und er arbeitete Tag für Tag im Dunkel der Erde, um seinen Clan vor dem Schicksal anderer Stämme zu bewahren, die sich der Habgier des weißen Mannes bereits gebeugt hatten. Gold ist die Lösung aller Probleme, dachte er.
Dann verbesserte er sich ironisch. Fast aller Probleme. Mit Gold würde er das übermächtige Verlangen nach seiner schönen, temperamentvollen Gefährtin nicht bezwingen. Da gab es nur eine einzige Möglichkeit … Entschlossen sprang er in den Teich und hoffte, das kalte Wasser würde seine Leidenschaft kühlen.
Eine Stunde später erwachte Blaze. Es war still in der Hütte, und sie hörte nur die Vögel zwitschern, die draußen umherflogen.
Als sie sich im Bett aufrichtete, sah sie die nassen Fußspuren, die von Hazards täglichem Bad kündeten. Auf der Tischplatte lagen ein paar Brotkrümel. Offenbar arbeitete er bereits in der Mine. Seltsam, wie diese kleinen Spuren seiner Gegenwart ihr Herz erwärmten … Bis jetzt hatte sie geglaubt, nur sinnliche Gefühle für ihn zu empfinden.
Rasch verdrängte sie die beunruhigenden Gedanken. Nein, sie begehrte ihn nur. Er benutzte sie und sie ihn; sie war seine Geisel, und er hatte sie ins Reich der Liebe eingeführt. Bedauerlicherweise versagte ihr der Lehrer inzwischen den Dienst. Und ehe ihr Vater das Lösegeld bezahlte, wollte sie sich noch einige Kenntnisse aneignen. Ihre ersten Vorstöße in diese Richtung waren erfolglos gewesen. Nun würde sie andere Mittel und Wege suchen, um Hazards erstaunliche Selbstbeherrschung zu besiegen.
Mit Jimmys Hilfe bereitete sie das Mittagessen zu. Bevor Hazard in die Hütte kam, steckte sie ein Wildröschen ins oberste Knopfloch ihres Hemds.
Dieser Schmuck erinnerte ihn an die samtig weiche Haut ihrer Brüste, und Jimmy mußte seine Frage wiederholen, um Aufmerksamkeit zu finden. »Haben Sie die Mine heute in südlicher Richtung ausgebaut?«
»Eh – ja, um knapp zehn Meter.«
»Zehn Meter!« rief Blaze erstaunt. Vom Bergbau verstand sie fast genauso viel wie ihr Vater. »Das muß ein neuer Rekord sein.«
Wie gut ihr diese Rose steht, dachte er. »Nun, eigentlich hat mein Sprengstoff die Hauptarbeit geleistet«, erwiderte er bescheiden.
»Und wie schaffst du den Schutt hinaus?«
»Mit einem kleinen Wagen. Ich habe Schienen gelegt.«
»Also
Weitere Kostenlose Bücher