Funkelnde Leidenschaft
zu verkaufen, die eins der – eh – berufstätigen Mädchen von Diamond City bestellt hatte.«
»Also ein Dirnenmodell …« Lachend betrachtete sie die Intarsien im schimmernden Kupfer, die eindeutige mythologische Szenen darstellten. »Und Jimmys Mutter hat's gesehen.«
»Bedauerlicherweise – und nicht nur das.«
»Gibt's noch mehr?«
»Nur ein paar Kleinigkeiten. Schau doch unter dem Leintuch nach.«
Neugierig hob sie das Laken hoch. »Hast du die Sachen bestellt? Oder wurden sie zusammen mit der Wanne geliefert?«
»Ein unglückseliges Zusammentreffen … Weil ich dachte, du würdest gern mal was anderes anziehen als diese Hose und das Hemd, bat ich Jimmy, zwei Kleider zu kaufen. Aber ich bedachte nicht, daß die wenigen respektablen Ladies in der Stadt ihre Garderobe selber nähen. Klein's und Bailey's und der Straßenhändler haben nur was für die – die übrigen Frauen zu bieten.«
»Sicher glaubt Jimmys Mutter, du hättest hier oben ein Bordell eröffnet«, meinte sie belustigt und hielt eine bombastische Kreation aus violettem Satin mit Federbesatz hoch. »Muß ich kochen, wenn ich das anhabe?« In ihrer Stimme schwang ein vielsagender Unterton mit.
»Oh, du mußt es gar nicht tragen. Eigentlich nahm ich an, Jimmy würde was Praktisches besorgen, irgend etwas Kleingeblümtes aus Kattun.«
»Ich hatte noch nie Kleider aus Kattun.«
»Nein, vermutlich nicht. Aber in diesen Sachen kannst du nicht arbeiten. Am besten lasse ich was für dich nähen. Erklär Jimmy, welche Stoffe du bevorzugst, und wenn er das nächste Mal heraufkommt, gib ihm deine Maße.«
»Die kenne ich gar nicht.«
»Dann werden wir eine Schnur finden, und du mißt dich damit ab. Jetzt hole ich erst mal Badewasser.«
Eine halbe Stunde später dampfte der große Herdkessel. Vorsichtig schüttete Hazard das heiße Wasser in die Wanne und kühlte es mit kaltem. »Gieß aus diesen Eimern kaltes Wasser dazu, wenn's nötig ist. Wo du die Seife findest, weißt du ja.«
»Du bist sehr freundlich.« Diesmal funkelte keine Ironie in Blazes Augen, und ihre aufrichtige Dankbarkeit wirkte noch unwiderstehlicher als ihr sonstiger aufreizender Spott.
»Vielleicht willst du nach dem Bad eins der beiden schrillen Modelle anziehen? Wenigstens sind sie sauber. In ein oder zwei Tagen besorgen wir was Passendes.« Daß er ›wir‹ sagte, fiel ihm nicht auf. Aber sie bemerkte es sehr wohl.
An diesem Abend weckte er ganz neue Gefühle in ihr. Die Wanne, das heiße Wasser, seine Rücksichtnahme auf ihren modischen Geschmack – das alles rührte ihr Herz. »Möchtest du nicht hierbleiben?« fragte sie leise, während er zur Tür ging.
Er wandte sich ihr zu, und ein drückendes Schweigen entstand. Da er sie so lange auf die Antwort warten ließ, wollte sie ihre Bitte wiederholen.
Doch da schüttelte er den Kopf. »Nein!« erwiderte er fast brüsk, obwohl sein Blick ja sagte, und eilte hinaus.
Das Bad war himmlisch. Genüßlich rekelte sie sich in der Wanne, die – eine Spezialanfertigung für Kurtisanen – zwei Personen Platz bot. Aber Blaze mußte dieses Vergnügen allein auskosten.
Inzwischen stand Hazard neben seinem Gatling-Geschütz, auf die kühle Lafette gestützt. Am Fuß des Berghangs glitzerten die Lichter von Diamond City und warfen einen rötlichen Schein auf tiefhängende Wolken, hinter der sich die Mondsichel verbarg. Hundertmal am Tag dachte er an Blaze, und genauso oft wollte er sie berühren. Seit Raven Wings Tod hatte er sich keiner Frau so eng verbunden gefühlt.
Doch er durfte sie nicht lieben, denn sie gehörte einer Interessengemeinschaft an, die ihn zu übervorteilen, vielleicht sogar zu töten suchte. Blazes Welt bildete einen krassen Gegensatz zu allem, was ihm lieb und teuer war. Und sein Entschluß stand fest – er mußte eine Mission erfüllen, nichts durfte ihn von seinen Zielen abbringen. Und schließlich würde Blaze nicht für immer bei ihm bleiben. Irgendwie mußte er diese qualvolle Zeit überstehen.
Er wartete noch lange in der dunklen Nacht und hoffte, daß Blaze aus der Wanne gestiegen und angezogen wäre, wenn er in die Hütte zurückkehrte.
Wird er zu mir kommen, fragte sie sich und lehnte den Kopf an den verzierten Kupferrand der Badewanne. Das wünschte sie sich inbrünstig.
Natürlich kam er nicht, und sie rechnete auch gar nicht damit. Aber immerhin hatte er an sie gedacht, hatte die Wanne und die Kleider gekauft. Und sie wußte, daß er ihre sehnsüchtigen Gefühle erwiderte.
Bald würden
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