Funkelnde Leidenschaft
beiden fröhlichen Gesichter und bezweifelte, daß noch mehr Geschirr zu Bruch gehen würde. »Ma'am, ich helfe Ihnen gern – wenn McTaggert und Mom mich nicht brauchen.«
»Darüber würde ich mich sehr freuen, Jimmy. Also sind Gebete und Rituale überflüssig, Hazard. Dein kleiner Freund wird mir Unterricht geben.«
»Warum bist du auf einmal so umgänglich? Habe ich irgendwas falsch gemacht?«
»Fast alles. Bis auf eins, und das kannst du sehr, sehr gut.«
Der Blick, den sie wechselten, hätte eine ausgedörrte Prärielandschaft in Brand stecken können.
»Benimm dich!« mahnte er.
»Oh, von Manieren halte ich nicht viel. Die sind so langweilig.«
»Und ich vermute, du willst deine Meinung nicht ändern?«
»Mal sehen – wenn du deine Meinung in anderer Hinsicht revidierst …«
Entschlossen wappnete er sich gegen den sinnlichen Unterton, der in ihrer Stimme mitschwang. »Das ist unwahrscheinlich, nachdem soviel auf dem Spiel steht. Aber ich versichere dir, es liegt nicht an meinen persönlichen Wünschen.«
»Wie tröstlich …«
»Jetzt muß ich mich wieder an die Arbeit machen. Ich danke euch beiden.« In der Tür blieb er stehen und wandte sich an Jimmy. »Komm in die Mine, bevor du gehst. Ich gebe dir ein bißchen Gold für die Vorräte.«
»Ja klar, Mr. Hazard. Sobald wir das Geschirr gespült haben.«
»Schon wieder?« platzte Blaze heraus.
»Vielleicht wird Papa demnächst eintreffen und dich von deiner Fron erlösen«, meinte Hazard belustigt, und sie schnitt eine Grimasse.
»Entweder das – oder du stellst ein paar Dienstboten ein, bevor ich meine lilienweißen Hände ruiniere.«
»Gut, ich werd's mir überlegen«, erwiderte er grinsend.
»Wenn sie das Geschirr abtrocknet, wird's ihren Händen nicht schaden«, warf Jimmy ein. Endlich hatten die Erwachsenen ein Thema angeschnitten, bei dem er mitreden konnte.
»Gut, dann gibt's wohl keine Probleme«, bemerkte Hazard und verließ die Hütte.
Eine Stunde später stieg Jimmy den Berg wieder hinunter. Er mußte sich eine lange Einkaufsliste merken, und er hatte genaue Anweisungen erhalten. Außerdem durfte er niemandem von der Frau in der Hütte erzählen. Obwohl sich die Klatschbasen von Diamond City ohnehin schon das Maul zerrissen … Aber er konnte trotz seiner jungen Jahre Diskretion üben, und er war Hazard treu ergeben.
Gewissenhaft erledigte er die Einkäufe. Der junge Lagergehilfe im Klein's General Store bekam ein Goldstück im Wert von zwanzig Dollar. Für diesen Nebenverdienst war er gern bereit, eine große Kiste mit den gewünschten Waren vollzupacken. Wenn irgend jemand Fragen stellte, würde er nichts ausplaudern.
Am nächsten Morgen beluden Jimmy und der Lagergehilfe Hazards Pferde, die auf Mrs. Pernells Weide grasten. Und lange bevor Diamond City erwachte, kehrte Jimmy zur Hütte zurück. In Gedanken ging er noch die Liste durch, um sich zu vergewissern, daß er nichts vergessen hatte.
12
»Millicent, ich sage Ihnen …« Seit William Braddock in den Bergen verschwunden war, sprach Yancy Strahan die Frau seines Arbeitgebers mit dem Vornamen an, was sie stillschweigend duldete. »Es hat keinen Sinn, auf die Rückkehr des Colonels zu warten. Diesen verdammten Indianer könnten wir innerhalb einer Minute erledigen.«
Nachdenklich runzelte sie die Stirn. Ihr Ehemann hatte unmißverständlich erklärt, was während seiner Abwesenheit geschehen sollte – nämlich gar nichts. Und er wußte, daß Yancy zu überflüssigen Gewaltaktionen neigte. »Mag sein. Aber wenn seiner kostbaren Tochter irgend etwas zustößt, wird er uns beiden die Köpfe abreißen.«
Yancy und Millicent verstanden einander vollkommen. Nach dem Niedergang ihrer alteingesessenen Virginia-Familien waren beide gezwungen worden, ihr Glück anderswo zu suchen. Doch sie hatten diese Notwendigkeit niemals akzeptiert. Hinter den glatten Fassaden schwelte ein unauslöschlicher Zorn, denn weder sie noch er hatten jemals erwartet, für ihren Lebensunterhalt arbeiten zu müssen.
In Millicents Fall bedeutete die Ehe mit den Braddock-Millionen harte Arbeit. Und Yancys Demütigung war noch offenkundiger. Nachdem seine Verwandten im Sezessionskrieg ihr gesamtes Vermögen verloren hatten, war ihm nichts anderes übriggeblieben, als eine Stellung anzutreten.
»Und Sie, Millicent?« fragte er mit leiser Ironie.
Ihr Leben lang hatte sie sich bemüht, die besonderen Nuancen im Verhalten einer Südstaatenlady zu kultivieren. »Nun, Mr. Strahan«, tadelte sie sanft, und
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