Funkelnde Leidenschaft
Strahan, der bereits seinen zweiten Bourbon nach dem Dinner trank.
Gefaßt und entspannt erwiderte Millicent seinen Blick. Sie hatten die anderen Mitglieder der Interessengemeinschaft veranlaßt, nach Boston vorauszureisen.
Soeben hatte sie sich von ihrer ältesten Freundin Elizabeth Talmadge verabschiedet. Es war nicht leicht gewesen, die Leute zum Aufbruch zu überreden, aber während sich die Tage dahinschleppten, klangen Millicents Argumente immer glaubhafter. William habe sie alle angewiesen, zu warten und nichts zu tun, erklärte sie. Deshalb sei die Anwesenheit der gesamten Gruppe wohl kaum notwendig. Und alle kannten Billy Braddock als einen Mann, der sich selbst um seine Angelegenheiten kümmerte und keine Einmischung duldete.
»Jetzt, wo Williams Freunde abgereist sind, müssen wir nicht mehr warten«, erklärte sie sichtlich zufrieden.
Yancys Augen verengten sich. »Meinst du, jetzt würde ein toter Indianer keine Rolle mehr spielen?«
»Nun …« Millicent schenkte sich noch etwas Sherry ein und nippte an ihrem Glas. »Nach meiner Ansicht sollte zunächst William einen Unfall erleiden. Und danach ein toter Indianer …« Fragend hob sie die Brauen. »Wäre das sinnvoll?«
»Sogar sehr«, erwiderte er grinsend.
»Vielleicht Wegelagerer … In dieser Gegend würde ein Überfall mehr oder weniger kein Aufsehen erregen. Die Leute ermorden einander doch ständig, um an Gold zu kommen.«
»Außerdem dürfte es eine Weile dauern, bis man ihn da oben in den Bergen findet.«
»Warum wartest du nicht bis zu seiner Rückkehr? Verfügst du über vertrauenswürdige Männer?«
Yancy nickte. »Am besten schlagen wir ein kleines Lager bei dem Weg auf, der nordwärts ins Crow-Gebiet führt. Dort fangen wir den Colonel und seine Begleitung ab, bevor sie zu nahe an die Stadt herankommen. Wenn ich ein paar Scouts losschicke, könnte ich die Ereignisse beschleunigen.«
»Wie lange wird's dauern?« erkundigte sie sich in gleichmütigem Ton.
Wann er Braddocks Millionen heiraten konnte, interessierte ihn viel mehr. Aber er beantwortete Millicents Frage mit einem Achselzucken. »Da er schon so lange unterwegs ist, müßte er in ein paar Tagen eintreffen, mit oder ohne Unterhändler aus Hazards Clan. Spätestens in einer Woche.«
»Wunderbar!« Sie lächelte erfreut. »Und jetzt entscheiden wir, wie viele Leute und Waffen du benötigst, um diese Mine zu stürmen. Wenn du mir die genaue Summe nennst, werde ich den freundlichen Bankier morgen bitten, mir den erforderlichen Betrag zu übergeben. Brauchst du sonst noch etwas?«
»Vorerst nur Geld, Millicent. Um alles andere kümmern wir uns später.«
»So ähnlich hat mein Daddy auch immer gesprochen. Du erinnerst mich manchmal an ihn, Yancy, und das gefällt mir. Komm her, setz dich zu mir. Seit heute morgen hast du mich nicht mehr angerührt …«
20
Eine Woche später, im Morgengrauen, spähte Rising Wolf durchs Fenster der Hütte und runzelte die Stirn. Also hatte ihn sein Instinkt doch nicht getrogen, was Hazard und die Frau betraf. Aber bei seinem Freund und Bruder konnte man nie wissen …
Als er die Hütte betrat, ließ er sich nichts von seiner Überraschung anmerken.
Hazard hörte die leisen Schritte der Indianerfüße in den weichen Mokassins und zog die Hand zurück, die er nach seinem Revolver ausgestreckt hatte. Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, daß Blaze zugedeckt war, und schlüpfte in seine Lederhose. Die geflüsterten Absarokee-Worte weckten Blaze, aber sie blieb gähnend liegen.
»Gesteh mir, an welchem Tag, dann weiß ich, ob ich die Wette gewonnen habe.« Rising Wolfs süffisantes Lächeln verriet deutlich genug, was er meinte.
»Was für üble Klatschbasen ihr seid, du und deine Freunde! Wahrscheinlich würde es nichts nützen, wenn ich den Ahnungslosen spielte.«
»Eine so lukrative Wette durfte ich nicht verpassen. Wo ich dich doch kenne …« Rising Wolf warf einen bedeutungsvollen Blick zu Blaze hinüber.
Da das Thema erst gewechselt werden konnte, wenn klare Verhältnisse herrschten, gab Hazard klein bei. »Vor acht Tagen.« Er wandte sich Blaze zu, die inzwischen hellwach war. »Und jetzt reden wir von etwas anderem. Natürlich versteht sie unsere Sprache nicht, aber dein lüsternes Grinsen sagt alles.«
»Dann hat Red Bear gewonnen«, erklärte Rising Wolf. »Ich persönlich dachte nicht, daß du so lange durchhalten würdest, und entschied mich für den Tag nach meinem letzten Besuch.«
Lachend schüttelte Hazard den
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