Funkelnde Leidenschaft
fragte sie sich glücklich.
Sehr viel später trug er eine erschöpfte, zufriedene junge Frau zu den Büffelfellen und legte sie behutsam hin. Noch bevor er sie zugedeckt hatte, schlief sie ein. Dann kehrte er zur Wanne zurück und betrachtete die Pfützen auf dem unebenen Bretterboden.
Sollte er warten, bis Blaze das alles am nächsten Morgen wegwischte? Würde sie es überhaupt tun? »Ach, zum Teufel«, murmelte er und griff sich einen Putzlappen.
Nach zehn Minuten war der Boden trocken, die Wanne ausgeleert, und die feuchten Handtücher hingen über dem Verandageländer. Dann legte er sich neben Blaze auf das Lager und schlief so gut wie seit Tagen nicht mehr.
19
Am frühen Morgen erwachte er, getreu der Absarokee-Maxime: Folge dem Schlaf nicht bis zu seinem Ende, sondern steh auf, wenn es Entschlossenheit erfordert.
Ohne Blaze zu wecken, zog er sich an. Als er ins Sonnenlicht hinaustrat, versperrte er die Tür nicht.
Etwas später öffnete Blaze die Augen und stellte enttäuscht fest, daß sie allein war. Wie gern hätte sie Hazard neben sich gespürt, ihm einen guten Morgen gewünscht und sein Lächeln gesehen …
So wie er lächelte kein Mann, den sie kannte. Sein Lächeln begann ganz langsam in seinen Augen. Dann zogen sich die Mundwinkel nach oben, und seine Heiterkeit wirkte wie eine intime Umarmung.
Er ist einfach zu charmant, ermahnte sie sich zur Vorsicht, zu perfekt, zu erfahren. Und er steht im Ruf eines Schürzenjägers … Trotzdem wollte sie ihn für sich gewinnen. Und es wird mir gelingen, beschloß sie und richtete sich auf.
Würde er zum Frühstück kommen? Oder hatte er schon gegessen? Sie schaute sich um, registrierte den sauber gewischten Boden, die leere Wanne. Wie lieb von ihm … Und dabei hatte er erst vor wenigen Tagen kategorisch erklärt, sie müsse die Hausarbeit erledigen und ihren Lebensunterhalt verdienen.
Erwiderte er ihre Liebe? Oder wollte er nur seine Ritterlichkeit beweisen? In Boston würde kein Mann Pfützen wegwischen und Badewannen ausleeren.
Blaze schlüpfte in ein Baumwollhemd und überlegte gerade, ob sie das Frühstück vorbereiten sollte, als sie die angelehnte Tür bemerkte. Durch den schmalen Spalt fiel ein Sonnenstrahl herein. Zögernd ging sie darauf zu, wie eine Gefangene, vor der sich plötzlich eine grenzenlose grüne Wiese erstreckt. Sie stieß die Tür etwas weiter auf und wartete, dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und betrat die Veranda.
Wie schön diese neue sonnige Welt war … In der Ferne, hinter dunkelgrünen Kiefern und helleren Espen, erhoben sich die Berge. Blaze sog die frische, saubere Morgenluft tief in ihre Lungen. Wenn sie auch einer unsicheren Zukunft entgegensah und nicht wußte, was aus ihrer Liebe zu Hazard werden sollte – in diesem Augenblick fühlte sie sich glücklich, denn sie war dort, wo sie sein wollte.
Sie wanderte um die Hütte herum und genoß die unverhoffte Freiheit. Vorsichtig überquerte sie mit ihren nackten Füßen den rauhen Kies und blieb eine Zeitlang im kühlen, taufeuchten Gras unter dem Traubenkirschenbaum am Ufer des Bachs stehen. Dann folgte sie dem steilen Weg zum Grat. Von dort schaute sie zur Stadt hinab, sah den Hang, den sie vor wenigen Tagen heraufgestiegen war.
Seltsam, wie unwiderruflich sich ein Menschenleben in so kurzer Zeit ändern konnte … Unter den Sohlen spürte sie warmes Schiefergestein, eine milde Brise zerzauste ihr langes Haar. Sie trat noch näher an den Felsenrand heran, und da hörte sie Hazards Stimme. »An deiner Stelle würde ich nicht weitergehen.«
Als sie sich umdrehte, sah sie ihn im Mineneingang stehen. Offenbar hatte er sie schon seit einigen Minuten beobachtet. Sie lief zu ihm und zeigte auf das Geschütz unter dem Felsvorsprung. »Was ist das?«
»Eine Gatling.«
»Sieht gefährlich aus«, meinte Blaze. Sie musterte die mehrläufige Waffe und das runde Magazin hinter den Läufen.
»Das ist sie auch.«
»Hättest du damit auf mich geschossen?«
»Ich muß aufpassen«, sagte er nach einer Weile und ignorierte die Frage, die er nicht beantworten konnte. »Bis ich dich besser kenne.« Lächelnd fügte er hinzu: »Und darauf freue ich mich.«
An diesem Morgen begann er sehr spät zu arbeiten. Er hatte noch nie neben der Lafette eines Gatling-Geschützes mit einer Frau geschlafen, und die ungewöhnliche Situation beflügelte die Fantasie der Liebenden, schürte die Leidenschaft.
»Wie lange sollen wir hier herumsitzen und auf den Colonel warten?« murrte Yancy
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