Funkelnde Leidenschaft
sehnsüchtig anstarrte. Es war dieser Blick, der Blazes Toleranz auf eine erste Probe stellte.
Dann neigte Hazard sich hinab, küßte die junge Frau und legte einen Arm um ihre Taille. Einfach unerträglich, dachte Blaze. Und als das Mädchen auch noch seinen Hals umschlang, konnte sie sich nicht mehr beherrschen und fauchte: »Wer ist sie?«
»Über Tote reden wir nicht«, erwiderte Rising Wolf nervös.
»Machen Sie gefälligst eine Ausnahme!« befahl sie, und er seufzte tief auf.
»Raven Wings jüngere Schwester.«
»Und wer ist Raven Wing?«
»So hieß seine erste Frau.«
Tränen brannten in Blazes Augen. Krampfhaft unterdrückte sie ein Schluchzen. Um sich nicht vor so vielen neugierigen Augen zu blamieren, floh sie in den Schatten am Rand des Tanzplatzes. Rising Wolf versuchte sie festzuhalten. Aber sie schlüpfte zwischen zwei Indianerinnen hindurch und verschwand in der Finsternis. Da er kein Aufsehen erregen wollte, rief er nicht nach ihr, schob die Frauen beseite und stürmte zwischen die Zelte.
In seinen Ohren klangen Hazards eindringliche Worte. Paß auf Spirit Eagle auf. Er wandte sich zu der Stelle, wo der junge Krieger vorhin gestanden hatte, und hielt vergeblich nach ihm Ausschau.
Es dauerte eine Weile, bis Hazard sich von Blue Flower loszureißen vermochte. Eigentlich hatte er ihr nur einen freundschaftlichen Kuß geben wollen, den alten Frauen zuliebe. Doch sie schien viel mehr von ihm zu erwarten. Höflich lächelte er sie an, ehe er zurücktrat und sich einen Weg durch die Zuschauermenge bahnte. Als er Rising Wolf weglaufen sah, beschleunigte sich sein Puls.
Nach wenigen Sekunden hatte Hazard ihn eingeholt.
»Ich habe sie verloren«, gestand Rising Wolf.
»Warum?«
»Plötzlich rannte sie weg, und ich konnte sie nicht zurückhalten. Dieser lange Kuß …« Vielsagend hob Rising Wolf die Brauen.
»Das verdammte Flittchen hing wie eine Klette an mir. Wo ist Spirit Eagle?«
»Verschwunden.«
»Verdammt, ich hab's geahnt.«
»Er fordert dich schon lange heraus.«
»Das weiß ich.«
»In den letzten Jahren warst du nur selten hier.«
»Hm …« Hazard hörte nur mit halbem Ohr zu.
Bisher hatte ihn Spirit Eagles brennender Wunsch, die Position des Stammeshäuptlings zu übernehmen, kaum gestört. Aber jetzt sollte Blaze als Schachfigur in diesem Machtkampf dienen, und das durfte er nicht zulassen. Andererseits war allein schon ihre Schönheit ein ausreichender Grund, sie zu entführen. Jeder Mann würde sie begehren.
»Glaubst du, sie findet den Weg zu deinem Zelt?« fragte Rising Wolf.
»Nicht bei Nacht. Schauen wir mal in Spirit Eagles Wigwam nach.«
Blaze merkte schon bald, daß sie sich verirrt hatte. Ziellos war sie ins Dunkel gelaufen, um dem unerträglichen Schauspiel zu entrinnen, das Hazard und dieses Mädchen boten. Nun blieb sie keuchend stehen und blickte sich um, sah aber nur verlassene Zelte. Alle Bewohner genossen das Jagdfest unten am Fluß.
Wie sollte sie Hazards Zelt jemals finden? Nicht, daß es eine Rolle spielen würde, entschied sie erbost. Wahrscheinlich vergnügte er sich noch stundenlang mit der kleinen Schönheit, die er vor aller Augen fast gefressen hätte. Und wenn ich heute nacht nicht zurückkomme, geschieht's ihm nur recht … Wieder schaute sie sich um. Vielleicht würde sie die Weidenlaube beim Ufer finden? Dort konnte sie schlafen.
Das Licht der Lagerfeuer wies ihr den Weg zum Fluß, aber sie beschloß, einen weiten Bogen um die Tänzer zu machen. Bis jetzt hatte sie kaum auf landschaftliche Merkmale geachtet und sich auch nicht orientieren müssen, da sie stets von Hazard begleitet worden war. Dieser Gedanke weckte neuen Zorn. Zum Teufel mit dem Wüstling! Alles, was man in Virginia City munkelt, ist die reine Wahrheit, dachte sie erbost. Noch nie in seinem Leben hatte er eine Frau zurückgewiesen. Und sie selbst war genauso wie die anderen auf seine erprobten Liebeskünste hereingefallen.
Um ihre Nerven zu beschwichtigen, holte sie tief Atem. Nun mußte sie erst einmal die Laube finden. Wenn sie eine Nacht allein verbrachte, würde sie in Ruhe überlegen können, wie sie diesen Schürzenjäger bändigen sollte.
Während sie in Richtung der Lagerfeuer eilte, trat ihr ein kostbar gekleideter Krieger entgegen. Sein langes Haar glänzte im Mondschein. Lächelnd streckte er seine Hand aus, was Blaze für eine freundschaftliche Geste oder eine Aufforderung zum Tanz hielt. Deshalb erwiderte sie das Lächeln. Wie dumm Hazard doch ist, dachte Spirit
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