Funkelnde Leidenschaft
Eagle wollte er ein längeres Wortgefecht vermeiden.
»Ah – also später, Euer Gnaden! Und jetzt bin ich entlassen?«
»Genau das habe ich gemeint.«
»Und wenn ich keine Befehle vom Liebling aller Frauen entgegennehme? Das Mädchen auf dem Tanzplatz, Little Moon, Lucy Attenborough, Elizabeth Motley, Fanny …«
»Sieh zu, daß sie endlich den Mund hält, Rising Wolf, und schaff sie in mein Zelt!« stieß er hervor.
Ehe sie die lange Liste vervollständigen konnte, wurde sie hochgehoben. »Tut mir leid«, entschuldigte sich Rising Wolf und preßte eine Hand auf ihre Lippen.
»Soll ich dir diese anstrengende Frau nicht abnehmen?« schlug Eagle Spirit selbstgefällig vor.
»Besser nicht.«
»Läßt sich der große Häuptling Dit-chilajash von einer Weißen zum Narren machen?«
Hazard ignorierte die Beleidigung. »Rühr sie nie wieder an, Spirit Eagle. Ich warne dich. Red nicht mit ihr, komm ihr nicht zu nahe.«
»Wollen wir um sie kämpfen?« fragte Spirit Eagle, eifrig bestrebt, in aller Öffentlichkeit über Hazard zu triumphieren.
»Wie du weißt, kämpfe ich nicht um Frauen.« War es tatsächlich nötig, auf eine alte Tradition hinzuweisen?
»Feigling!«
Hazard zuckte die Schultern, um zu bekunden, daß er Spirit Eagles Meinung nicht ernst nahm. »Halte dich von meiner Frau fern. Das ist meine letzte Warnung. Ein zweites Mal würdest du bestimmt nicht so glimpflich davonkommen.«
»Wenn ein Mann so großen Wert auf eine Frau legt, schadet er seiner Ehre. Du verhältst dich genauso wie die Weißen. Solche Schwächen darf ein Krieger nicht zeigen.«
Spirit Eagles jugendlicher Freimut erinnerte Hazard an das eigene Ungestüm früherer Jahre. Nun bevorzugte er die Vernunft des reifen Mannes. »Ich verstehe deine Herausforderung«, erklärte er, geduldig wie ein Vater, der mit einem rebellischen Sohn sprach. »Da ich genauso erzogen wurde wie du, mußt du mir nichts von Schande und Ehrverlust erzählen, ebensowenig von den Unterschieden zwischen Männern und Frauen. Aber hier geht es um etwas anderes, und deshalb warne ich dich. Was meine Frau betrifft, werde ich tun, was mir beliebt. Also komm mir nicht in die Quere!«
»Und wenn ich sie entführe? Dagegen könntest du nichts tun.«
»Diese Jahreszeit eignet sich nicht dafür.« 20
»Aber die Zeiten ändern sich.«
»Für mich nicht.« 21
»Dann stimmt es wohl, was ich gehört habe«, erwiderte Spirit Eagle verächtlich. »Du bringst ihr das Badewasser und kochst für sie wie eine Frau.«
»Nun, ich tue, was mir gefällt. Such dir eine andere Frau. Solltest du noch einmal beschließen, dich an meiner zu vergreifen, mußt du erst einmal mich besiegen.«
»Sie wird dich schwächen.«
»Stell mich doch auf die Probe!«
Als Hazard keine Antwort erhielt, drehte er sich um und ging Rising Wolf hielt vor Hazards Hütte Wache. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter, und hörte die leise Stimme Hazards. »Danke. Morgen reden wir über alles.«
»Glaub mir, es ist nicht ihre Schuld«, sagte Rising Wolf und wandte sich ihm zu.
»Das weiß ich«, seufzte Hazard.
»Sei nicht zu streng mit ihr. Unsere Lebensart ist ihr noch fremd, und sie versteht uns nicht.«
»Schau nicht so besorgt drein!« erwiderte Hazard lächelnd. »Ich habe noch nie eine Frau verprügelt.«
»Nun, dann ist ja alles in Ordnung, und ich wünsche dir angenehme Träume.« Allerdings hatte Rising Wolf seinen Bruder nie zuvor hinter einer Frau herlaufen sehen. Und er bezweifelte, daß Blaze ungestraft davonkommen würde, nachdem sie Spirit Eagle geküßt hatte.
Hoch aufgerichtet und feindselig stand sie in der Mitte des Zelts, als Hazard eintrat. Obwohl er seinem Bruder versprochen hatte, ihr nichts anzutun, hätte er sie am liebsten geschüttelt und ihr unmißverständlich klargemacht, daß sie nie wieder einen anderen Mann küssen dürfe. Der Verstoß gegen seine Eigentumsrechte schürte immer noch einen wilden Zorn, der seine Vernunft zu übermannen drohte.
»Dachtest du an Raven Wing, während du ihre kleine Schwester geküßt hast?« rief sie anklagend.
Die Frage traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Seit Raven Wings Tod wurde ihr Name nur selten ausgesprochen. Mühsam beherrschte er sich, ging an Blaze vorbei, ohne zu antworten, und zog sein Lederhemd aus.
»Was willst du eigentlich, verdammt noch mal?« schrie sie, wütend über sein Schweigen. »Warum hältst du so entschlossen an unserer Beziehung fest? Wo doch jede Frau da draußen nur zu gern meinen Platz
Weitere Kostenlose Bücher