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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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gleichmäßig aufgetragen haben, finde ich, dass wir Omas Möbel mit dieser Aktion tatsächlich verschönert haben!
    »Nicht schlecht«, ruft auch meine allzeit verlässliche und kreative Freundin und sucht nach einem Handtuch, um sich die Farbe von den Fingern zu wischen. »Ich wette, das hätte auch deiner Oma gefallen!« Sie lacht. »Ich bin am Verdursten. Gibt’s in diesem Haus nichts zu trinken?«
    »Klar«, stimme ich in ihr Lachen ein. »Komm mit in die Küche. Dann können wir uns auch die Hände waschen!«
    In der Küche ist es viel kühler als in meinem Zimmer. Ich hole zwei Gläser aus der Vitrine und fülle sie mit frisch gemachtem Ribiselsaft. Gespritzt. Herrlich schmeckt das. Jelly lässt sich auf die Küchenbank plumpsen und trinkt das Glas in einem Zug leer. Dann schaut sie sich neugierig um. »Ich war schon lange nicht mehr hier«, sagt sie nach einer Weile. »Aber verändert hat sich nicht viel. Sogar der Kalender von deinem Vater hängt immer noch da!«
    Genervt verdrehe ich die Augen. »Komm mir bloß nicht mit dem! Papa hat einen Narren an dem Wischblatt gefressen. Immer sagt er diese dämlichen Sprüche und glaubt dann auch noch, dass sie stimmen. Von wegen alte Bauernweisheit!«
    »Wieso? Die sind doch lustig.« Und zum Beweis reckt sie die Nase Richtung Bauernkalender und liest mir den Spruch des Tages vor: »Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf den Tischen. Passt ja!«, kichert sie.
    »Na dann los, du Maus«, brumme ich und ziehe Jelly von der Küchenbank hoch. »Wir sollten uns beeilen, damit wir fertig sind, bevor die Katze wieder nach Hause kommt. Außerdem muss ich ja auch noch in den Stall gehen …«
    Also marschieren wir wieder in Richtung Zimmerbaustelle. Der Lack auf den Möbeln ist mittlerweile ausreichend trocken geworden. Gemeinsam montieren wir das Himmelbettgestänge auf dem neuen-alten Oma-Bett, das jetzt irgendwie gar nicht mehr wie ein Oma-Bett aussieht, und drapieren die Vorhänge dazu. Wir streichen die Wand dahinter knallrot und kleben die Wandsticker auf die restlichen Wände. Wir holen die frisch gewaschene Bettwäsche, die innerhalb weniger Stunden in der Julisonne trocken geworden ist, von der Wäscheleine und überziehen das Bett. Wir legen die Zierpolster darauf und entzünden die Kerzen. Wir räumen die Pinsel und Dosen weg und wischen den Boden auf. Und dann …
    … bleibt mir fast die Spucke weg. »Du hattest recht«, raune ich ehrfurchtsvoll. »Es ist wunderschön geworden – vorher war das gar nicht mein Zimmer.« Vor Freude lasse ich mich in mein neues Himmelbett fallen. »Danke, dass du mir einen Tritt verpasst hast! Der war wirklich nötig.«
    »Mhm«, brummt Jelly und schmeißt sich ebenfalls aufs Bett.
    »Nicht?«, will ich wissen.
    »Schon – aber ich finde, es ist viel zu schön geworden. Deine Eltern werden begeistert sein – und nicht geschockt. Verstehst du?«
    »Hoffentlich«, rutscht es mir heraus, woraufhin mich Jelly augenrollend ansieht.
    »Ach Hannah, bei dir ist Hopfen und Malz verloren! Ich dachte, du willst sie schocken!«
    »Ja, schon«, druckse ich herum. »Aber wichtiger ist mir, dass ich jetzt ein schönes Zimmer habe. Und das verdanke ich dir!« Dabei drehe ich mich zur Seite, um meine Freundin versöhnlich in die Seite zu knuffen.
    »Schon gut, hab ich doch gern gemacht – aber jetzt zum Höhepunkt«, sagt sie und steht auf. Langsam kramt sie etwas unter dem Schreibtisch hervor, um mir kurz darauf Gnistsommar unter die Nase zu halten.
    »Iiihhhh, das Kitschbild! Du kannst doch nicht von mir verlangen, dass ich mir das ins Zimmer hänge?«
    Doch Jelly bleibt hart. »Klar verlange ich das«, sagt sie. »Sieh es als Statement an deine Eltern! Du bist eine junge, unabhängige Frau. Und du hast einen Freund«, hängt sie betonend dran. Natürlich nicht, ohne ihre linke Augenbraue dabei hochzuziehen. »Da macht man so etwas!«
    »Was?«, quietsche ich. »Knutschen in einem Getreidefeld?«
    »Klar«, lacht sie und drückt mir zum Beweis Gnist und Sommar in die Hand.
    Misstrauisch beäuge ich die beiden Turteltäubchen. Das gelbe Kornfeld mit dem himmelblauen Horizont und den Abertausenden Schäfchenwolken sieht ja schön aus. Auch die fast majestätisch wirkenden Strohrundballen, die darauf warten, ins Trockene gebracht zu werden. Aber Gnist und Sommar, die sich hinter so einem Rundballen verschanzt haben … und knutschen … die gehen gar nicht! Verzweifelt suche ich Jellys Blick. »Ich kann mir die nicht aufhängen! Stell

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