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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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dir vor, meine Eltern sehen das. Oder noch schlimmer: Raphael. Der wird mich ewig verarschen.«
    »Ach woher«, meint Jelly prompt. »Als ob dein Bruder noch nie so etwas gemacht hätte …«
    »Ach ja? Weißt du etwas, was ich nicht weiß?«, frage ich überrascht.
    Jelly schüttelt den Kopf. »Gar nicht«, wehrt sie ab. »Häng das verdammte Bild auf, okay?!«
    »Schon gut«, seufze ich und schlage lustlos zwei Nägel in meine neue knallrote Wand ein, um Gnist und Sommar eine Bleibe zu geben. Jetzt kann ich, wenn ich im Bett liege, auf die beiden Turteltäubchen starren. Und die Tomatensuppenfarbe wird mir dabei Gesellschaft leisten, sobald meine Eltern oder Raphael das Zimmer betreten. Na toll!
    »Übrigens«, meint Jelly noch, als sie ihre Tasche packt und in Richtung Tür verschwindet. »Ich bin mir sicher, dass das auch Finn gefallen wird. Stell dir vor, er hätte dein altes Zimmer gesehen? Der wäre vor Schreck umgefallen …« Sie lacht herzhaft. »Aber nun … hast du ein schnuckeliges Bett …«
    »Jelly«, kreische ich, »halt die Klappe!«, weil mir in dem Moment ein heißkalter Schauer über den Rücken läuft. Jemand hat gerade unten die Haustür zugeschlagen.
    Ich stürze die Treppe hinunter. Jelly hinterher. Es ist Raphael! Was will der denn hier?
    »Warum bist du schon zu Hause?«, frage ich atemlos.
    Raphael sieht mich gar nicht an. Er schaut zu Jelly und ihrer voll bepackten Tasche rüber. »Hab nicht von der Arbeit wegkönnen«, erklärt er knapp. »Deshalb sind Mama und Papa alleine gefahren. Was macht ihr hier?«
    »Nichts«, antwortet meine Freundin und stolziert an meinem Bruder vorbei.
    Raphael verzieht den Mund. »Und was riecht hier dann so komisch?«
    »Nichts«, sage auch ich und bin perplex, wie lammfromm er jetzt ist. Misstrauisch sehe ich ihn an. Da dreht er mir den Kopf zu und sagt: »Du solltest in den Stall gehen. Die Schweine sind schon unruhig.«
    »Ja, schon gut«, brumme ich und gebe Jelly ein Küsschen auf die Wange.
    Meine Freundin schultert ihre Tasche. »Ich muss auch los«, sagt sie und geht Richtung Haustür. Raphaels neugieriger Blick hinterher.
     
    Als ich vom Stall reinkomme, meint Raphael: »Da hast du dir ja was Schönes eingebrockt.« Er sitzt vorm Fernseher und zappt durch die Kanäle.
    »Was meinst du?«, frage ich.
    Mein Bruder grinst. »Was wohl – der Gestank hat dich verraten. Papa wird ausrasten, wenn er es sieht!« Er dreht den Kopf zu mir her. »Finde ich gut!«
    »Ja?«, frage ich überrascht.
    »Klar. Dadurch werden sich die beiden mal die Köpfe über was anderes zerbrechen … und ich habe endlich Ruhe!«
    Wütend schaue ich meinen Bruder an. »Die hast du ja sowieso immer«, fauche ich und verziehe mich in mein Zimmer. Nun habe ich ja eines. Ein richtiges, meine ich. Kein Oma-Zimmer. Sondern ein Hannah-Zimmer. Als ich die Tür aufmache, muss ich nach Luft schnappen. Nicht nur wegen dem verräterischen Gestank, der noch in der Luft hängt. Sondern auch, weil mein Zimmer so wunderschön geworden ist. Und das Tollste daran ist, dass es wirklich nach ein bisschen Veränderung aussieht. Zufrieden schließe ich die Tür hinter mir. Feierlich mache ich einen Schritt nach vorn. Ich tauche ein in das frisch lackierte Neu und werfe mich aufs Bett. Bei offenen Fenstern liege ich da und schaue dem Betthimmel zu, wie er sich im Wind aufbläht. Wie weiße Wogen sehen die Vorhänge aus. Bewegen sich auf und ab. Auf und ab. Und ich mittendrin. In der Veränderung. Wenige Minuten später bin ich auch schon eingeschlafen.

Heiße Tage
    Am nächsten Morgen werde ich von einem lauten DU MEINE GÜTE! geweckt. Das war Mama.
    Gefolgt von Fußgestampfe. Von Papa. Dann: »HANNAH! WAS IST DENN HIER PASSIERT? BIST DU NÄRRISCH GEWORDEN?«
    Völlig zerknautscht wühle ich mich aus dem Zierpolsterberg. »Was denn?«, frage ich so unschuldig wie möglich.
    Während Mama überrascht durchs Zimmer tappt und verstohlen mein Himmelbett bewundert, kriegt Papa eine waschechte Tomatensuppenfarbe im Gesicht, als er Bekanntschaft mit Gnist und Sommar macht.
    Donnerwetter – damit habe ich nicht gerechnet! Heimlich nehme ich mir vor, mit Gnist und Sommar Frieden zu schließen, da verfärbt sich Papas Gesicht ein weiteres Mal. Dieses Mal in ein zorniges Weinrot.
    »Hast du eine Ahnung, wie wertvoll diese Möbel sind? Das sind Erbstücke! Verstehst du? Erbstücke!« Papa fuchtelt mit der Hand vor meiner Nase herum.
    »Ich hätte gern andere Möbel gehabt, aber ihr habt sie mir ja nie

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