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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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hatte und plötzlich dieses weiße Platinblond zum Vorschein kam, wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. Dabei hatte ich die Farbmischung richtig zusammengestellt. Wir hatten uns einfach nur verquatscht und die Zeit übersehen …« Sie macht eine kurze Pause, während ein kleines Lächeln über ihr Gesicht huscht. »Und das Foto lag auf seinem Nachttisch?« Sie sagt das mit einer merkwürdigen Süße in der Stimme. Verwundert sehe ich meine Freundin an, doch als sie merkt, dass ich sie beobachte, verzieht sie ihren Mund und lacht: »Keine Sorge – das mit dem Verfärben wird mir nicht noch einmal passieren. Mittlerweile stelle ich mir die Eieruhr!«
    »Und Beispiele tun mehr als Wort und Lehr’«, hänge ich finster dran und deute auf meine Haare. »Ich will das nicht nur machen, um von meinen Eltern ernst genommen zu werden. Irgendwie …«, ich brauche einen Moment, um mir die richtigen Worte zurechtzulegen, »scheint einfach die Zeit dafür reif zu sein.«
    »Für einen neuen Haarschnitt?« Jelly lacht spöttisch. »Für einen neuen Haarschnitt ist die Zeit immer reif!«
    »Das ist vielleicht bei dir so«, erkläre ich und hänge kleinlaut dran: »Außerdem scheint die Zeit auch reif für einen neuen Bikini zu sein!«
    Meine Freundin reißt die Augen auf. »WOW! So kenne ich dich ja gar nicht. Sonst muss ich dich immer dazu zwingen, mit mir shoppen zu gehen. Und nun … willst du plötzlich von selbst? Steckt da etwa Finn dahinter?« Sie fängt zu grinsen an. Ultrabreit. »Wäre immerhin logisch, wenn du dich für ihn ein bisschen aufbrezeln möchtest. Ich meine, ihr seid jetzt schon eine Weile zusammen …«
    »Ja, und?«, hake ich nach.
    Jelly verdreht die Augen. »Ach Hannah, tu doch nicht immer so, als wärst du die Unschuld vom Land. Willst du mir weismachen, dass du noch nie an Sex gedacht hast, wenn du mit ihm zusammen bist?«
    Hastig schüttle ich den Kopf. »Darum geht es doch gar nicht«, wehre ich ab.
    »Dir vielleicht nicht«, sagt sie langsam. »Aber Finn wahrscheinlich schon …«
    »Nein, gar nicht!«
    Doch meine Freundin schnaubt. »Pah, wenn es darum geht, sind alle Kerle gleich! Glaube mir …«
    »Nein, so ist das wirklich nicht zwischen uns«, erwidere ich, ehe sie Finn schlechtreden kann. »Er ist ganz anders. Wir verstehen uns supergut! Und ich lasse mir meine Haare auch nicht schneiden, nur um ihn in die Kiste zu kriegen. Kapiert?«
    »Klar«, brummt Jelly. »Und ich bin Mutter Theresa.« Sie schaut auf die Uhr. »Egal! Ich muss ohnehin in den Laden. Eine Hochzeitsgesellschaft ist im Anmarsch. Die Braut samt Brautmutter und Brautschwestern wollen ihre Haare gemacht bekommen.« Sie steht auf. »Aber später bist du dran, versprochen?!«
    »In Ordnung«, sage ich leise, weil ich mit Jelly keinen Streit anfangen will. Sei’s drum. Soll doch meine Freundin glauben, was sie will. Deshalb frage ich: »Kann ich solange hier bleiben? Wenn ich mich jetzt zu Hause blicken lasse, teilen mich meine Eltern sicher wieder nur zur Arbeit ein. Und darauf habe ich grad überhaupt keine Lust!«
    Jelly nickt. »Klar!« Sie zieht einen Stapel Zeitschriften hervor und lässt sie in meinen Schoß plumpsen. »Vielleicht findest du ja eine Frisur, die dir gefällt!« Sie drückt mir ein Küsschen auf die Wange. »Alles gut?«
    »Alles gut«, nicke ich und sehe zu, wie sie daraufhin aus der Küche flitzt, um sich für die Arbeit fertig zu machen.
     
    Drei Frisurenkataloge später ist mir aber richtig langweilig geworden. Obwohl die Haarschnitte allesamt nett ausschauen, habe ich eigentlich keine Lust, mir ernsthaft Gedanken darüber zu machen, welche Matte mir wohl am besten stehen könnte. Verzagt schaue ich auf das Handydisplay. Es ist erst acht Uhr morgens. Jelly wird sicherlich bis Mittag im Laden sein. So lange will ich hier nicht herumsitzen. Zu blöd! Nach Hause kann ich nicht – weil ich ja Beispiele setzen will! Außerdem ist Samstag! Da habe auch ich das Recht auf Freizeit! Nur … was soll ich sonst machen? Leise marschiere ich die Treppe hinunter und zu Jelly rüber.
    »Mir ist fad«, raune ich ihr zu, während sie der Braut die Haare auf überdimensionale Lockenwickler dreht.
    Jelly schaut konzentriert auf ihre Finger. Flink drehen sie den Wickler auf, ohne ein einziges Haar zu übersehen. »Dann ruf doch Finn an. Wäre eine gute Gelegenheit, obwohl …«
    »Obwohl was?«, hake ich neugierig nach.
    Jelly zuckt mit den Schultern. »Der pennt wahrscheinlich noch. Nachdem unser Kinobesuch ja

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