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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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plötzlich so komisch drauf. Und heute warst du den ganzen Tag nicht erreichbar. Ich meine … da kann man schon glauben, du seist sauer.« Er lacht nervös. »Und bist du es?«
    Ach, er ist so lieb, denke ich mir. Von wegen Jungs wollen nur das Eine. Deshalb sage ich: »Nein. Überhaupt nicht. Tut mir leid, dass du das geglaubt hast. Dabei hat das alles gar nichts mit dir zu tun.«
    »Wirklich nicht?« Finn lacht erleichtert. »Aber bist du dir sicher? Ich meine, dein Bruder hat mich gestern im Q10 ziemlich blöd angequatscht. Kann es sein, dass er ein Problem damit hat, dass wir beide … na ja, du weißt schon … ein Paar sind?«
    Mein Herz schlägt einen Purzelbaum. »Hast du ihm etwa davon erzählt?«, will ich wissen. (Hat Finn eben gesagt, dass wir ein Paar sind?)
    »Eben nicht. Weil ich das Gefühl hatte, dass es dir nicht recht wäre, wenn ich mit ihm darüber rede.« Finn stockt. »Aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet.«
    »Nein, hast du nicht«, gebe ich zu. »Ich wollte tatsächlich nicht, dass Raphael von uns erfährt. Nicht wegen uns. Sondern wegen Raphael selbst. Aber gestern, da hat sich Lena verplappert, und nun weiß er es. Er ist ziemlich sauer deswegen. Deshalb wollte ich auch so rasch nach Hause. Und deshalb hat er dich bestimmt auch angemacht.«
    Finn brummt in den Lautsprecher: »Ach, der kriegt sich bestimmt wieder ein. Auch wenn ich nicht wirklich verstehen kann, warum dein Bruder damit ein Problem hat.«
    »Na, weil du der Sohn von seinem Chef bist«, versuche ich zu erklären. »Er meint, ich würde ihn damit in eine peinliche Lage bringen. Wegen dem Job und so.«
    »Blödsinn!«, ruft Finn. »Das mit uns hat doch nichts mit ihm zu tun. Hast du ihm das denn nicht gesagt?«
    Ich schnaufe schwer. »Ich wollte ja … aber immer, wenn ich mit ihm darüber reden wollte, maulte er mich bloß an.«
    Finn lacht. »Ja, dein Bruder kann wirklich ziemlich schlechte Laune haben.«
    »Umso besser, dass du nun Bescheid weißt. Wenn er dich also in der Arbeit dumm anmachen sollte …« Von den Drogen sage ich lieber nichts.
    »… dann gehe ich gar nicht darauf ein«, beendet Finn den Satz.
    Dabei kann ich fast spüren, wie seine Augen neckisch blinzeln. Herrje, was bin ich verliebt in ihn!
    »Du bist ein Schatz«, seufze ich.
    »ja?«
    Nervös fange ich zu kichern an. »Ja, bist du! Wirklich!«, flüstere ich.
    Es wird still. »Hannah?«
    »Ja?«
    »Es ist schön mit uns«, raunt Finn.
    »Ja«, sage ich. »Das ist es. Schön und echt. Und ehrlich!«
    »Hannah?«
    »Ja?«, flüstere ich noch einmal.
    »Ich muss dir etwas sagen … aber … übers Handy mag ich es nicht. Können wir uns vielleicht morgen treffen? Abends? An unserem Platz? Am See?«
    »Ja«, nicke ich und freue mich wahnsinnig, dass er zum Jungfrauenfelsen unser Platz gesagt hat. »Ich denke schon. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich bis dahin nicht vor Neugierde platze.«
    Finn schweigt.
    »Dann bis morgen?«, frage ich unsicher.
    »Ja, bis morgen.«
     
    An diesem Abend liege ich noch lange wach. Immer wieder lausche ich, ob Raphaels Auto nicht doch die Hofeinfahrt heraufgefahren kommt. Aber es kommt kein Auto. Und auch Raphael kommt nicht. Dafür fängt es irgendwann in der bedrückenden Stille der Nacht zu donnern an. Zuerst nur ein bisschen. Dann immer heftiger. Und die Blitze zucken zornig, während der Regen auf die durstige Erde prasselt. Dabei versuche ich, die Gedanken zu ordnen, die in meinem Kopf herumschwirren und irgendwie kein vertrautes Bild ergeben wollen:
    Jelly liebt meinen Bruder. Ob mein Bruder auch Jelly liebt?
    Mein Bruder nimmt Drogen. Ob diese Droge gefährlich ist?
    Finn will mich morgen sehen. Ob er dann wieder ein Kondom dabei hat?
    Und zwischen dem ganzen Gedankenwirrwarr fällt mir plötzlich ein Spruch ein, den ich irgendwann in Papas Bauernkalender gelesen habe: Auf die schönsten Sommertage folgen die größten Wetter, stand darin. Und während ich dem Grollen des Donners zuhöre, beginne ich zu ahnen, dass mein ganz persönliches Unwetter wohl erst noch im Anmarsch ist.

Funkensommer
    In Papas Büro steht ein Computer. Ein ziemlich klappriger Kasten. Noch aus einer anderen Zeit. Wenn man damit ins Internet will, stürzt er meistens ab oder er braucht eine halbe Ewigkeit, bis die gewünschten Seiten geladen werden. Das ist mühsam, darum verwende ich den Klapperkasten nur, wenn es wirklich nötig ist. Bisher war das kein Problem, da ich entweder die Computer in der Schule benutzt habe

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