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Funkensommer

Funkensommer

Titel: Funkensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Holzinger
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»Es ist nicht so, wie du denkst«, versuche ich zu erklären, während ich Löcher in seinen Rücken starre. »Ich habe anfangs nicht gewusst, wer Finn ist. Es ist einfach so passiert …«
    Raphael knurrt. »Erspar mir die Details.«
    »Das hat nichts mit dir zu tun«, unterbreche ich ihn. »Oder mit deiner Arbeit. Finn sagt auch, dass …«
    Nun kommt Bewegung ins Raphaels Rücken. »Wage es ja nicht, mit Finn über mich zu sprechen, hörst du? Das ist meine Arbeit! Meine! Die geht dich nichts an! Aber du musstest dich ja darin breitmachen und wieder mal alles an dich reißen.«
    »Ich reiße doch gar nichts an mich«, rufe ich. »Ich hab dir doch schon gesagt, dass das nichts mit dir zu tun hat. Das war nicht geplant. Warum kannst du das nicht akzeptieren?«
    Raphael schnaubt verächtlich. »Weil du nicht akzeptieren kannst, dass deine Turtelei mit Delorns Sohn sehr wohl etwas mit mir zu tun hat!«
    »Ich habe doch erst viel später begriffen, dass Finn der Sohn von deinem Chef ist. Was hätte ich denn machen sollen? Ihm aus dem Weg gehen? So wie du es mit Jelly gemacht hast?«
    Jäh dreht sich Raphael zu mir um. Mit kalten Augen sieht er mich an. Aber dieses Mal sind seine Augen nicht von den Drogen so eisig.
    »Ja, ich weiß Bescheid«, zische ich.
    »Na und?«, knurrt er knapp.
    »Ich weiß aber nicht nur das. Ich weiß alles, Raphael!« Meine Stimme wird leise. Und brüchig. Aber da muss ich jetzt durch. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. »Ich weiß das mit diesem Zeugs!«
    Argwöhnisch kneift er die Augen zusammen. »Was meinst du?«
    Ich lehne das Fahrrad zur Seite und gehe einen Schritt auf ihn zu. »Du weißt genau, was ich meine! Ich rede von den Drogen, die du schluckst. Dieses Treyes.«
    Raphael, ohnehin schon blass, wird mit einem Mal kreidebleich.
    Das lässt mich mutig werden. »Du darfst das Zeug nicht mehr schlucken«, versuche ich, auf ihn einzureden. »Ich habe im Internet nachgeschaut. Das ist total gefährlich!«
    Raphael starrt einige Sekunden lang auf den Garagenboden. Dann zuckt er mit den Schultern und murmelt: »Na und.«
    »Na und?«, wiederhole ich verblüfft. »Willst du dich umbringen oder was?«
    Mein Bruder verzieht den Mund zu einem dünnen Strich. »Das Zeug ist harmlos. Alle nehmen das …«
    »Es ist völlig egal, was andere machen! Es geht um dich. Und es geht darum, dass du, wenn du so weitermachst, nie wieder völlig gesund wirst!«
    Er lacht bitter. »Das werde ich sowieso nie mehr. Ich bin ein Krüppel …«
    »Jetzt halt aber mal den Rand!«, platzt es aus mir heraus. »Das bist du überhaupt nicht. Und das weißt du ganz genau!« Als mein Bruder den Kopf schüttelt, hänge ich dran: »Ja, gut. Zugegeben, seit deinem Anfall hat sich dein Leben verändert. Aber weißt du was, nicht nur deines! Und auch wenn es sich verändert hat, heißt das noch lange nicht, dass man es mit Alkohol und Drogen zerstören darf! Aber sieh dich nur mal an! Du bist auf dem besten Wege dorthin!«
    Raphaels Gesicht beginnt Farbe zu bekommen. Zornesröte macht sich auf seinen Wagen breit.
    »Na, dann sieh doch dich mal an!«, schnauzt er zurück. »Wer lässt sich denn wie ein Stallknecht von Mama und Papa herumscheuchen, obwohl er das anscheinend gar nicht will?«
    »Das mache ich doch nur, weil du nicht mehr mithelfen kannst!«
    Raphael schnaubt. »Weißt du überhaupt, wie sehr ich dich dafür hasse? Du willst den Hof überhaupt nicht. Aber ausgerechnet ich kriege diesen Scheiß-Epi-Anfall!« Er streicht sich fahrig durchs Haar und funkelt mich an. »Ich habe mich so oft gefragt, warum das ausgerechnet mir passieren musste. Und dann auch noch diese Scheiß-Allergie!!! Während sich Papa und Mama mit dir herumärgern, weil du zu dämlich bist, die Hofarbeit zu erledigen, muss ich dabei zuschauen, obwohl ich eigentlich viel lieber selbst auf dem Traktor sitzen würde. Das ist so SCHEISSE!!!« Die letzten Worte kotzt er richtig aus.
    Mit großen Augen starre ich meinen Bruder an. »Willst du mir sagen, dass es dir lieber gewesen wäre, wenn ich den Anfall gekriegt hätte? Und nicht du?«
    Raphael schüttelt den Kopf. »Darum geht es nicht. Ich würde einfach gerne die Hofarbeit machen und später den Hof übernehmen, kann aber nicht. Du aber kannst – und willst aber nicht!« Er macht eine Pause. »Und nun mischst du dich auch noch in meine Arbeit ein, indem du was mit Delorns Sohn anfängst! Verstehst du jetzt, wie beschissen das für mich ist?! Du nimmst mir alles weg! Den Hof! Die Arbeit!«
    In

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