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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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vergessen. Dann wäre alles in Ordnung, genau wie zuvor.
    Das war der Plan.
    Stattdessen passierte Folgendes: Sarah nahm einen Kofferkuli und brachte das Gepäck nach oben, während Kyle und ich an der Bar saßen und jeder zwei Gläser Wein tranken, ohne ein Wort zu sprechen.
    Als ich Kyle ansah, war klar, dass ihm etwas auf dem Herzen lag. Er konnte nicht aufhören, mit dem Knie zu wippen – auf und ab, auf und ab –, und seine Unruhe übertrug sich auf den Tresen und fand ihren Weg zu meinem Barhocker.
    »Kyle, was letzte Nacht passiert ist …«, fing ich an.
    Ehe ich den Satz beenden konnte, sagte er: »Es ist aus zwischen mir und Sarah.«
    Ich stürzte ein weiteres Glas Wein hinunter und dachte an all die Sachen, die mir an Kyle gefielen. Zum Beispiel, dass er freundlich war.
    »Aber ich kann sie trotzdem nicht verlassen. Sie würde sterben, Krissie.«
    »Das will ich auch gar nicht«, sagte ich.
    Nachdem wir eine zweite Flasche bestellt hatten, dachte ich daran, wie witzig er war.
    Ein weiteres Glas später fiel mir auf, dass Kyles Oberschenkel (er trug Shorts) mit weichen, gleichmäßigen, hellbraunen Haaren bedeckt waren. Ich dachte über die Tatsache nach, dassseine Oberschenkel mit seinem Schwanz verbunden waren, den ich am Abend zuvor gelutscht hatte.
    Ich liebte ihn, und ich begehrte ihn. Er sah es in meinen Augen und berührte mit der Hand mein Knie, als er nach seiner Brieftasche griff, um für unsere nunmehr dritte Flasche Wein zu bezahlen.
    Als Sarah schließlich in Rock und Oberteil herunterkam, war klar, dass sie gebadet oder geduscht und sich frisiert hatte. Sie ließ sich vorsichtig auf einem Barhocker neben mir nieder – zweifellos um zu vermeiden, dass ihre Frisur durcheinanderkam – und schlug ihre auf Hochglanz polierten Beine übereinander.
    »Ihr seid ja besoffen!«, sagte sie, als wir unbändig über etwas lachten, das nicht besonders lustig war.
    Wir aßen Sachen wie Steakpastete und sahen uns in der Glotze Deutschland gegen England an. Es war ein wichtiges Qualifikationsspiel, und die Bar war zu etwa gleichen Teilen mit Deutschen und Schotten gefüllt, außerdem mit ein paar Australiern und Engländern. Als England ein Tor schoss, gab es zurückhaltenden Applaus, und die Deutschen wirkten irritiert. Hier war doch Großbritannien. Warum explodierte der Raum nicht? Dann schossen die Deutschen ein Tor, und der Raum explodierte.
    Verdammtes Schottland, dachte ich, denn der Alkohol hatte einen weniger vergnügten Teil meiner selbst zum Vorschein gebracht. »Was zum Teufel tun wir in einem Land, das seine einzige Freude aus dem Scheitern seines Nachbarn bezieht?«
    Kyle verstand das, und wir unterhielten uns darüber, während wir uns durch einen klebrigen Toffeepudding hindurcharbeiteten, aber Sarah fand die ganze Atmosphäre langweilig und deprimierend und ging – wieder einmal – zurück auf ihr Zimmer.
    Wir tanzten mit den (siegreichen) Deutschen zu Stücken aus den Achtzigern. Kyle war schon immer ein linkischer Tänzer gewesen – verkniffenes Gesicht, Fingerschnipsen, hin und wieder eine unpassende Drehung –, aber er brachte mich zumLachen und war geschickt genug, um mich aufzufangen, als ich seine Drehungen imitierte und beinahe hingefallen wäre. Als er mich hochhob, bemerkten wir Matt, der an der Bar stand und uns mit bösem Blick anstarrte. Er hatte einen Arm um die hübsche junge Frau geschlungen, die uns unsere Pasteten serviert hatte, und ich bemerkte eine Tätowierung auf seinem Oberarm. LOVE stand da. Wie passend und originell.
    »Komm, ich bring dich auf dein Zimmer«, sagte Kyle und legte seinen Arm um meine Taille. Wir schwankten die Treppe hoch und den Gang entlang.
    Das Hotel war zweihundert Jahre alt, weiß gestrichen und drei Stockwerke hoch. Es gab um die vierzig Zimmer, und in unserem hoch alkoholisierten Zustand brauchten wir eine Weile, um meines zu finden. Ich plumpste mit einem dumpfen Geräusch auf das Bett. Kyle stand unschlüssig neben mir.
    »Setz dich noch ein bisschen her!« Ich klopfte neben mich aufs Bett. Kyle tat wie ihm geheißen und setzte sich neben meinen wirbelnden Horizontalleib.
    »Und? Hast du vorletzte Nacht etwas Unanständiges und Ausgefallenes mit Sarah gemacht?«, fragte ich.
    »Ich hab’s versucht, aber es hat ihr nicht gefallen.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Sag ich nicht.«
    »Na komm!«, sagte ich und kitzelte den Oberschenkel, der mich den ganzen Abend so sehr beschäftigt hatte. »Dann zeig es mir.«
    »Ich möchte nichts

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