Furchtbar lieb
gelassen, während du mit diesem Penner von unten gevögelt hast. Und gerade eben hast du mit meinem Mann gefickt.«
Matt und sein Vögelchen kicherten sich gegenseitig in die Achseln und fuhren mit ihrer Mümmelei fort.
Ich schoss aus der Eingangshalle und knallte die Tür zu. Die kalte Nachtluft traf mich wie ein Schlag, und ich ging einfach drauflos. Ich wusste nicht, wohin, und es war mir auch egal. Ich musste weg. Von Sarah. Von Kyle. Von dem, was ich gerade getan hatte. Von dem, was ich war. Ein schrecklicher Mensch.
Und Sarah hatte recht. Ich war eine entsetzlich schlechte Mutter.
Aus meinem Gehen wurde ein Rennen, als ich einen steilen Weg hochstürmte. Anstelle der Lichter des Hotels trat der Mondschein. Er reichte aus, um mir zu zeigen, dass der Weg schmaler und schwieriger geworden war. Er wand sich auf einem Grat nach oben und wurde steiler und steiler. Ich stolperte über Felsen, kam vom Weg ab und kletterte immer weiter in die Schwärze hinein. Schließlich kroch ich, um zu entkommen, auf allen vieren.
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Kapitel einundzwanzig
Ich muss ungefähr eine Stunde lang gelaufen sein. Schließlich erreichte ich die Spitze eines Berges und legte mich zitternd und heftig atmend auf den Rücken. War ich ein so schlechter Mensch, dass Sarah allen Ernstes annehmen konnte, ich würde ihr Robbie überlassen, einfach so? Ich war es, oder? Ich war ein schlechter Mensch, und ich hatte eine Strafe verdient.
Ich hielt die Hände vor das Gesicht, damit die Sterne nicht mehr vor meinen Augen herumwirbelten. Als ich meine Hände wegnahm, schrie ich laut auf. Sarah stand über mir, nur mit ihrem seidenen Nachthemd und ihrer Goretex-Jacke bekleidet.
Sie reichte mir die Hand und zog mich hoch, dann packte sie meinen Arm so fest, dass es wehtat. Das alles war sehr beängstigend. Ich hatte mich noch nie mit jemandem geprügelt, erst recht nicht mit meiner besten Freundin seit Kindheitstagen. Ich hatte es mir nie auch nur gewünscht. Ich war ein Einzelkind, meine Eltern liebten sich und schrien sich selten an. Aggressionen und Gewalt waren mir fremd.
Der Schmerz in meinem Arm war durchdringend. Ich stand unter Schock und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Während ich langsam hochkam, dachte ich, dass ich mich für die Unverzeihlichkeit, die ich begangen hatte, entschuldigen würde. Ich dachte, dass sie mich mit einem Blick dafür zahlen lassen würde, der in die Tiefen meiner katholischen Seele dränge. Ich dachte aber auch, das wir mit der Zeit über die Sache hinwegkommen würden. Falsch gedacht.
»Wie kannst du dich unterstehen, die Eingeschnappte zu spielen? Du bist eine Schlampe, und du verdienst es nicht, ein Kind zu haben«, schrie sie mich an.
»Wie bitte?«
»Du bist die schlechteste Mutter, die mir jemals begegnet ist, und du bist eine Hure.«
»Sarah!«
»Nach allem, was ich für dich getan habe! Ich habe mich aufgeopfert für dich. Seit wir klein waren, habe ich immer auf dich aufgepasst. Und das ist es, was ich dafür bekomme, du undankbare, verschlagene SCHLAMPE.«
»Seit wann, als wir klein waren?«
»Tu nicht so, als ob du dich nicht erinnern könntest«, schrie Sarah.
Die Luft zischte laut aus ihrer Nase, und ihre Lippen waren ganz blau und zerfurcht vor Anspannung. Sie ging auf mich zu, und ich stand da wie versteinert. Was würde sie tun? Mir eine reinhauen? Bestimmt nicht.
Doch. Sie wollte mich schlagen. Sie ballte ihre manikürte Hand zu einem winzigen Fäustchen und zog ihren Ellbogen so fachmännisch zurück, als ob sie mit Pfeil und Bogen zielen wollte.
Wie ein Baby bedeckte ich mein Gesicht mit den Händen, während sie mir wieder und wieder auf den Kopf schlug. Es ging immer weiter. Es würde niemals aufhören. Sie würde mir so lange auf den Kopf hauen, bis ich wie ein Nagel im Berg verschwunden wäre.
Ich nahm meine Hände vom Gesicht und kassierte zur Abwechslung einen Schlag aufs Kinn.
»Du erinnerst dich genau! Du bist eine Lügnerin! Damals habe ich mir geschworen, niemals zuzulassen, dass dir etwas Schlimmes passiert, und das ist der Dank dafür«, schrie Sarah und schlug mir erneut ins Gesicht.
Ich stieß sie mit all der Wucht weg, die ich noch aufbringen konnte. Ich erinnere mich nicht, gesehen zu haben, was dabei geschah, weil mich die ganze Situation so beschämte, dass ich meine Augen geschlossen hatte. Ich weiß nur, dass ich meine Augen öffnete, als der Stoß vorbei war, und dass Sarah nicht mehr da war.
Ich schüttelte den Kopf und kniff die Augen fest zu.
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