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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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ihrer besten Freundin vor. Sie fühlte sich fett und unattraktiv. Paul widersprach ihr und sagte, sie sei schön und dass er nicht verstehen könne, was manche an spindeldürren Frauen fänden. Es schien überhaupt keine Zeit vergangen zu sein, als Paul den Lieferwagen am Zeltplatz anhielt. Er bestand darauf, das Zeltfür sie aufzubauen, während sie duschte und ihre Füße verband.
    »Haben Sie Lust auf ein Bier?«, fragte Paul, als sie aus der Dusche zurückkam.
    Sie setzten sich ins örtliche Pub und redeten. Pauls Ehe war vor einigen Jahren in die Brüche gegangen. Seine Frau, so gestand er, habe ihn verlassen, nachdem sie ihm hundert Mal ein Ultimatum gesetzt hatte, weniger zu arbeiten und mehr Zeit beim Fußball mit den Kindern zu verbringen. Er hatte nicht auf sie gehört, und sie hatte ihre Drohungen wahrgemacht.
    Als Sarah das nächste Mal auf die Uhr sah, war es acht Uhr abends. Sie war betrunken, und Paul war es auch, und das Pub war voll genug und laut und verqualmt genug, dass er versuchte, sie zu küssen. Sie ließ es fast zu, entschied sich dann aber dagegen.
    »Nicht jetzt«, sagte sie und tippte auf den Bierdeckel mit seiner Telefonnummer darauf.
    ***
    Während Sarah einen wundervollen Tag verbracht hatte, an dem Paul ihr zuhörte und sie aufbaute, waren Krissie und Kyle so schnell gewandert, wie sie nur konnten, um ihr Adrenalin davon abzuhalten, in die falschen Organe zu fließen. Sie gingen im Eilschritt an Tälern vorbei, fest entschlossen, sich nicht ablenken zu lassen.
    Doch Krissies Standhaftigkeit war mit den Meilen, die sie zurücklegten, geschwunden. Einige sehr spezielle Momente hatten die beiden veranlasst, ihrer Mittagsrast mit gesteigertem Tempo entgegenzueilen.
    Da war zuerst das verlassene Haus gewesen. Es stand mitten in der Wildnis, und seine fünf grasbewachsenen Fenster reihten sich, wie bei einem Zug, aneinander. Mit seinen Natursteinwänden und ohne Dach war es ein unübersehbares Fotomotiv.
    »Sag ›KYLE IST UMWERFEND!‹«, hatte Kyle gesagt, als er die Kamera auf sie richtete.
    »Kyle ist umwerfend«, hatte Krissie gesagt und versucht, es nicht so zu meinen.
    Ein weiterer spezieller Moment kam, als Krissie beim Erklimmen eines steilen Abhangs voranging und sich vollkommen darüber im Klaren war, dass ihre oberen Oberschenkel und ihr neues rotes Höschen unter ihren lose sitzenden, kurzen Shorts teilweise sichtbar waren.
    Dann war da der Baumstamm gewesen, der quer über dem Weg gelegen hatte. »Hier«, hatte Kyle gesagt und eine Hand ausgestreckt. Krissie hatte die Hand ergriffen, war zu ihm herabgesprungen und hatte ihn geschätzte drei Sekunden lang nicht losgelassen. Während der nächsten Etappe ihrer Wanderung dachte sie voll freudiger Erregung daran.
    Diese Momente waren der Auftakt zu den krönenden Schinkenbrötchen ihres Mittagsmahls. Sie saßen auf einer kleinen Anhöhe und hatten einen guten Ausblick über die graubraune Ödnis, die sich rings um sie herum erstreckte. Sie teilten sich ein Brötchen, das sie öfter als nötig hin- und hergehen ließen. Sie konnten beide hören, wie Mund und Kehle des anderen ihre Arbeit verrichteten, und keiner wollte zu essen aufhören.
    »Ich habe keinen Hunger mehr«, sagte Kyle, als Krissie ihm einen weiteren Bissen anbot.
    »Ich auch nicht.«
    »Wie wäre es damit?« Kyle holte eine Hotelserviette aus seiner Tasche, in der die berauschenden Pilze eingewickelt waren.
    »Auf gar keinen Fall«, sagte Krissie.
    »Ich dachte, wir könnten sie uns teilen. Beiß ab«, sagte Kyle.
    »Kann ich die so roh essen? Was werden sie mit mir machen?«
    »Einsichten verschaffen.«
    »Ist das alles?«
    »Vielleicht machen sie dich geil.«
    »Das ist keine gute Idee, oder?«
    »Warum hast du dann gerade abgebissen, Krissie?«

[Menü]
    Kapitel zwanzig
    Ich hatte auf Teneriffa Ecstasy genommen, aber ich hatte niemals auch nur annähernd so etwas wie diese Pilze erlebt. Kyle und ich saßen auf dem Hügel und kauten, und dann legte ich mich hin und wartete. Wir sahen in den Himmel und sagten hin und wieder: »Nö, gar nichts. Bei dir?«
    Wenn ich jetzt zurückblicke, dann weiß ich, dass wir nicht auf die Halluzinationen warteten. Wir warteten darauf, dass etwas die Schleusen öffnete und uns dazu brachte, zu Ende zu führen, was wir bereits begonnen hatten.
    Ungefähr eine Stunde später öffneten sich die Schleusen. Aber anstatt geil zu werden, wurden wir erstaunlicher Wahrheiten ansichtig, die die Hügel, die Felsen und unsere Köpfe

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