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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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Unanständiges und Ausgefallenes mit dir machen, Krissie«, sagte er. Er legte sich neben mich, sah mir tief in die Augen und strich mir über das Haar. »Ich möchte etwas Schönes und Zärtliches mit dir machen.«
    Er küsste mich, und ich verstand, was ihm vorschwebte. Ein weicher, bedeutungsvoller Kuss, der einem den Atem verschlägt. Aber ich war viel zu betrunken für etwas Schönes, und so balgten wir eine Weile herum. Ich wollte Schnell/Aggressiv/Bitte-bald-vorbei-weil-ich-vielleicht-kotzen-muss. Er wollte Langsam/Zärtlich/Bedeutungsvoll.
    Als wir schließlich die ziemlich ausgedehnte Vorspielphase hinter uns gebracht hatten, war ich der Auffassung, dass die Missionarsstellung das Beste sei, denn ich hatte einen Punkt an der Decke gefunden, der – wenn ich mich sehr stark darauf konzentrierte – das Drehen beendete.
    Ich legte mich zurück und starrte den besagten Punkt an, während Kyle sich auf ein ziemlich pubertäres Stoßen verlegte, das er alle paar Sekunden in dem quälenden Versuch unterbrach, eine vorzeitige Ejakulation zu verhindern. Er schloss die Augen und schnitt Grimassen, während er weiterhämmerte.
    »Es macht mir nichts aus«, sagte ich ihm und hoffte bei Gott, dass er es einfach geschehen lassen würde, aber er war angesichts seiner fragwürdigen Leistung offenbar so am Boden zerstört, dass er es nicht tat.
    »Nein, nein, es ist in Ordnung, nur eine Minute«, sagte er mehrmals. »Ich kann … ich kann es zurückhalten … nur …«
    »JETZT KOMM UM HIMMELS WILLEN«, schrie eine Stimme.
    Ich beobachtete Kyles halbgeschlossene Augen, die sich bei dieser Äußerung entsetzt öffneten. Das Geschiebe hörte auf, denn er hatte die Konzentration verloren und folglich die Kontrolle. Immer noch auf mir liegend, starrte er mir in die Augen. Dann drehte er seinen Kopf um neunzig Grad nach links und sah Sarah neben sich stehen.
    »Gottseidank, Kyle, sie war kurz davor, sich zu übergeben!«, sagte sie. Ihre Stimme war ausdruckslos, hatte aber einen Unterton, der aus finsteren, unheimlichen Bereichen aufzusteigen schien.
    Wir sprangen auf, verhüllten uns mit den Laken und taten all das, was man in den Filmen sieht.
    Aber Sarah spielte ihre Rolle völlig falsch. Sie schlug nicht auf uns ein, sie schoss nicht auf uns, und sie schrie auch nicht oder knallte die Tür hinter sich zu. Sie ging überhaupt nicht. Mit nichts als ihrem seidenen Unterhemd bekleidet, setzte sie sich still an das Bettende. Dann hub sie mit der Stimmeeiner Grundschullehrerin und ohne das kleinste Beben auf ihren Lippen zu sprechen an.
    »Es ist in Ordnung, macht euch keine Sorgen. Wir kriegen das geregelt. Wir müssen einfach nur logisch vorgehen.«
    Ich: »Sarah, es tut mir so leid.«
    Kyle: »Ich wollte dich nicht verletzen. Ich habe nie gewollt, dass das passiert.«
    »Ihr hört mir wohl gar nicht zu, wie? Ich bin nicht wütend. Wir kriegen das geregelt. Krissie, du und ich, wir haben jeder etwas, das die andere will.«
    »Wovon redest du da?«
    »Ihr könnt euch haben. Es macht mir nichts aus.«
    Kyle und ich guckten verwirrt.
    »Was willst du damit sagen?«, fragte ich.
    »Ihr könnt euch haben, aber es gibt eine Bedingung.«
    Ich starrte sie an.
    Sie lächelte fast freundlich. »Ich kriege Robbie.«
    Ich war so schockiert, dass ich mich nicht rühren konnte.
    Dann verwandelte sich mein Schock in Zorn. Es war mir egal, dass ich mit Sarahs Ehemann nackt unter einem fadenscheinigen Laken lag. Ich war außer mir vor Wut. Ich stand auf und fing an, mich anzuziehen.
    »Du bist völlig durchgeknallt!«, sagte ich.
    Ich zog meine Unterhose vor den Augen der beiden anderen an. Schloss den Reißverschluss meiner Jeans. Band mir die Schnürsenkel. Zog den schwer zu entwirrenden Sport-BH an, das T-Shirt. Dann stopfte ich meinen Kram in einen Rucksack und befestigte das Zelt daran. Es dauerte eine Ewigkeit, und es war peinlich, und ich wunderte mich, dass Sarah und Kyle mir die ganze Zeit dabei zuschauten, aber genau das taten sie. Beide saßen auf dem Bett und sahen mir zu, bis ich zur Tür hinausging.
    Sarah folgte mir in die Halle, wo Matt und seine hübsche Kellnerin auf der menschenleeren Tanzfläche knutschten. Ihre Münder bewegten sich mit dem pausenlosen Ingrimm von Halbwüchsigen.
    »Wo gehst du hin?«, schrie Sarah.
    Matt und sein Vögelchen hielten inne, um Luft zu holen.
    »Wie kannst du es wagen, Sarah?«
    »Ich denke wirklich nicht, dass du Grund hast, empört zu sein. Du hast Robbie schreiend in deiner Wohnung allein

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