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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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Dachboden ein Schmuckkästchen gesehen und mich dann übergeben.«
    Chas wurde aus irgendeinem Grund noch blasser als ich.
    »Erinnerst du dich, wo du das Schmuckkästchen bekommen hast?«
    »Nein«, sagte ich und fragte mich, was das mit der Sache zu tun habe.
    »Krissie …« Chas guckte tatsächlich sehr ernst, aber er kam nicht dazu, weiter zu sprechen, weil in diesem Augenblickmeine Mutter und mein Vater in die Küche stürzten und mich umarmten. Sie hatten beide geweint und sagten, ich solle mich setzen und ihnen alles erzählen.
    Das tat ich. Alles.
    Wie reagieren Eltern, wenn ihr normales, glückliches Leben einen Salto schlägt und dann in Flammen aufgeht?
    Meine blieben ruhig und stellten nacheinander jeder eine Frage.
    »Bist du sicher, dass es deine Schuld war, Krissie?«
    »Ich habe sie gestoßen, und sie ist gefallen.«
    »Aber wolltest du das?«
    »Ich weiß nur, dass ich sie versteckt habe, und das ist schlimm genug.«
    »Manchmal wünschte ich, du wärst Sarah nie begegnet«, sagte mein Vater.

[Menü]
    Kapitel einunddreißig
    Mum, Dad und Chas saßen schweigend da, als ich Kyle erneut anrief. Immer noch keine Antwort. Dann rief Mum beim Sozialdienst an. Als Erstes musste sie feststellen, dass sie die Abteilung für alte und verrückte Menschen angerufen hatte. Sie wurde in den Bereich für schlechte Menschen durchgestellt, ehe eine Beamtin auf Probe sie mit der Abteilung für junge Menschen verband, wo niemand sich meldete.
    Es endete damit, dass wir zu der Geschäftsstelle fuhren. Chas und ich blieben draußen und warteten nervös. Es dauerte eine Ewigkeit. Als Mum und Dad endlich wieder herauskamen, konnten sie uns nur sagen, dass die Sozialarbeiterin mit der Untersuchung eines Kindesschutzfalles beschäftigt sei. Sie ging nicht an ihr Handy, und die Untersuchung konnte den ganzen Tag dauern. Die Empfangssekretärin sagte, sie habe eine Nachricht für mich hinterlassen. Darin stand, dass es ihnen nicht gelungen sei, tagsüber eine Anhörung anzusetzen. »Sie findet in der Bell Street um sechs Uhr abends statt«, las die Empfangssekretärin vor. Auch wenn uns die Vorstellung missfiel, dass Robbie den ganzen Tag mit Fremden zusammen war, gab es doch nichts, das wir tun konnten.
    ***
    Dad schwieg, als er uns in die Drumgoyne Road fuhr. Mein Herz schlug heftig, als wir vor der Polizeiwache parkten, einem Backsteingebäude aus den Siebzigern. Wir saßen alle still da und warteten. Wenn ich mich nicht gerührt hätte, wären wir wohl für immer dort sitzen geblieben.
    Ich ging als Erste hinein, gefolgt von Chas und Mum und Dad.
    »Kann ich mit einem Polizeibeamten sprechen?«, fragte ich den Mann am Schalter. »Es ist dringend.«
    Er sagte mir, ich solle Platz nehmen, was ich tat. Mum, Dad, Chas und ich saßen auf der einen Seite, mehrere Diebe und Prostituierte auf der anderen. Sie schienen sich hier ganz wie zu Hause zu fühlen, lasen die Broschüren an der Wand und spielten mit ihren Kindern, als wären sie beim Zahnarzt.
    Zehn Minuten lang hatten wir so gesessen, als meine Mutter zu weinen begann. Daraufhin ging ich erneut zum Schalter.
    »Entschuldigen Sie bitte, es ist sehr dringend« – ich warf einen Blick auf sein Namensschild –, »Sergeant Gallagher.«
    »Klar doch, ganz bestimmt«, sagte der unhöfliche Scheißkerl. »Setzen Sie sich dort hin und wir rufen Sie auf.«
    Ich setzte mich wieder hin, doch dann begann mein Vater zu weinen. Daraufhin ging ich erneut zum Schalter.
    »Es ist wegen eines Mordes. Ich habe jemanden umgebracht. Also holen Sie doch bitte einen Beamten, der mein Geständnis aufnehmen kann.«
    Er sah mich mit verändertem Gesichtsausdruck an. Plötzlich war ich von einer Mittelklasse-Langweilerin mit einem lärmigen Nachbarn zu einer ausgewachsenen Mörderin aufgestiegen.
    »Ach so, dann natürlich … Äh, gehen Sie hier herein, Miss.«
    Ich ließ Chas’ tröstende Hand und meine Eltern (die ihren Tränen nun freien Lauf ließen) zurück und wurde in einen kleinen Raum mit einem Glasfenster, zwei Kommissaren und einem Tonbandgerät geführt. Ich lehnte einen Anwalt ab und berichtete so detailliert wie möglich (Uhrzeiten, Daten, Orte, Affären, Stöße, Ausrenkungen). Ich sagte ihnen auch, dass Kyle nur versucht habe, mir zu helfen, indem er ihre Leiche entfernte.
    Nachdem ich meine Aussage gemacht hatte, wurde ich binnen Minuten in ein Polizeiauto verfrachtet. Ich bettelte darum, dass Chas mitkommen dürfe, und schließlich gaben sie nach, und er durfte in dem Auto

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