Furchtlos in High Heels
mussten wir die Uhr für zehn Minuten anhalten, weil er in die Garage gehen musste, um den Tennisball zu suchen.“
„Ich bin verwirrt. Tennisball?“
„Für den Fall, dass du Kreuzschmerzen bekommst“, erklärte Mom. „Das passiert ziemlich häufig in unserer Familie.“
„Wir peilen fünfzehn Minuten an, bis du von hier wegkommst“, sagte Mrs. Rosenblatt und startete die Stoppuhr erneut. „Daher muss dein Mann jetzt mal ein bisschen Tempo machen.“
„Und selbst fünfzehn ist nicht viel Zeit, wenn man die Fahrzeit hinzurechnet“, fügte Mom hinzu. Sie hielt inne. „Du hast doch die Fahrstrecke zum Krankenhaus herausgesucht, richtig?“
Ich schaute sie ratlos an. „Äh …“
„Gütiger Himmel, Maddie! Du weißt gar nicht, wie man zum Krankenhaus kommt?“ Das Gesicht meiner Mutter wurde ganz weiß. „Mein erster Enkel wird mitten im dichtesten Verkehr auf der 405 zur Welt kommen! Das weiß ich einfach!“
„Mom, sie ist erst in vier Monaten fällig. Es ist noch mehr als genug Zeit“, wandte ich ein.
„Babys kommen vorzeitig, das weiß du doch“, sagte Mom und hob warnend einen perfekt manikürten Finger.
„Wie Kyle Morganthwait“, pflichtete ihr Mrs. Rosenblatt bei und nickte ernst.
„Wer?“´, erkundigte ich mich.
„Das Kind der Tochter der Cousine meines dritten Ehemannes“, erläuterte Mrs. Rosenblatt. „Der kleine Kyle kam drei Monate zu früh auf die Welt. Und wog nur ein einziges Pfund.“
„Ich schaute nach unten auf meinen Bauch. Konnte es wirklich sein, dass die Beule nur ein Pfund wog? Gütiger Himmel, wo steckten die anderen fünfzehn, die ich inzwischen zugenommen hatte?
„Keine Panik“, sagte Mom und hob eine Hand. „Ich werde dir den Weg zum Krankenhaus heraussuchen.“
„Du bist die Einzige hier, die Panik hat, Mom“, wandte ich ein. „Und ich glaube wirklich, dass Ramirez und ich in der Lage sind, den Weg allein zu finden.“
Aber sie ignorierte mich völlig und verschwand in Richtung Extrazimmer und Ramirez‘ Laptop.
Ich folgte ihr zögernd und mit Abstand, schaute zu, wie sie um die Windelpakete herum steuerte, mit der Maus den Computer zum Leben erweckte und Google Maps aufrief.
„Okay, wenn du die 405 nach Santa Monica und Beverly nimmst, solltest du etwa zwanzig Minuten brauchen.“
„Wenn kein Verkehr ist“, warf Mrs. Rosenblatt ein und betrat hinter uns den Raum. „Wenn es nach fünfzehn Uhr ist, sollte man besser Landstraßen nehmen.“
„Aber nicht bis Santa Monica“, fügte Mom hinzu, „In dem Fall werdet ihr besser durch den Canyon fahren und dann am Sunset herauskommen. Von da aus geht es quer durch die Stadt.“
„Es sei denn, dir wird vom Autofahren übel“, verbesserte Mrs. Rosenblatt sie. „Dann solltet ihr die 101 nehmen, über Melrose nach La Cienega. Und in dem Fall solltet ihr besser Tennisbälle bereit haben, denn das kann dann gute 30 Minuten dauern.“
„Sie kann sie in ihre Krankenhaustasche tun, nicht wahr, Maddie?“, sagte Mom.
Ich blinzelte.
„Oh Gott, Maddie, bitte sag mir jetzt nicht, dass du keine Krankenhaustasche gepackt hast, die irgendwo bereit steht!“
Ich schüttelte den Kopf. „Ehrlich gesagt, ich habe nicht vor, über Nacht zu bleiben.“
„Was?“ Mom erstarrte.
„Das Krankenhaus schreibt lediglich vor, dass man mindestens zwölf Stunden bleibt“, erklärte ich. „Wenn wir am Morgen hinfahren, bin ich zum Abendessen wieder zurück.“
„Und was, wenn das Baby mitten in der Nacht kommt?“, wollte meine Mutter wissen.
„Nun, das könnte natürlich sein, aber …“
„Oder was, wenn du einen Kaiserschnitt brauchst?“, merkte Mrs. Rosenblatt an.
Ich zuckte bei der Vorstellung von Skalpellen irgendwo in der Nähe meiner Haut innerlich zusammen. „Ich bin sicher, wir müssen nicht …“
„Oder was“, meldete sich meine Mutter wieder zu Wort, „wenn du lange Wehen hast?“
„Das stimmt“, pflichtete ihr Mrs. Rosenblatt bei. „Bei der ersten Frau meines zweiten Ehemanns dauerten die Wehen bei ihrem Sohn Tommy sechsunddreißig Stunden.“
„Sechsund dreißig ?“, krächzte ich, und mir wurde auf einmal ganz schwach.
„Keine Panik“, wiederholte meine Mutter. „Ich packe dir eine Tasche. Und ich achte darauf, eine Menge bequemer Nachthemden einzupacken.“
Das letzte Mal, als ich ein Nachthemd getragen habe, war ich fünf. Aber ich widersprach nicht, versuchte immer noch zu verarbeiten, dass man eineinhalb Tage in Wehen liegen konnte. Das musste ein Fehler sein. Das
Weitere Kostenlose Bücher