Furchtlos in High Heels
hier alles vorbei war. Als meine zweite Option rief ich Marco an, der glücklicherweise beim dritten Klingeln abnahm, angemessen oft „Oh je“, „Himmel“ und „Geht es dir gut?“ ausrief und schließlich in seinem leuchtend gelben Miata kam, um mich aufzulesen.
So sehr ich auch davor zurückscheute, Ramirez gegenüberzutreten, so sicher war ich mir aus Erfahrung, dass der Ort, an dem er mit der geringsten Wahrscheinlichkeit anzutreffen war, nachdem eine Leiche gefunden worden war, zu Hause war. Daher ging ich das Risiko ein und ließ mich von Marco dort absetzen, nachdem ich versprochen hatte, ihn am nächsten Morgen bis ins letzte grässliche Detail zu berichten, wie wir Beccas Leichnam gefunden hatte.
Wieder daheim machte ich mir eine große Portion gegrillten Käse (Okay, es waren eher zwei, aber eine davon war für das Baby), gönnte mir die längste und heißeste Dusche meines Lebens, was aber nicht ausreichte, zu hundert Prozent das Gefühl von Leichengiftbazillen abzuwaschen, und ließ mich in mein Bett fallen, zwang mich einzuschlafen, bevor mein Gatte heimkam.
Was, wie sich am nächsten Morgen herausstellte, nicht nötig gewesen wäre. Denn er war überhaupt nicht nach Hause gekommen. Eine Tatsache, die mich mit einer Mischung aus Erleichterung und Sorge erfüllte. Am nächsten Tag traf ich mich mit Dana und Marco zum Brunch im Café Melrose.
„Ich bin sicher, es lag nur daran, dass er arbeiten musste“, versuchte Marco mich zu beruhigen, währen er von seinem Mimosa trank.
Ich schaute ihm dabei zu und wurde, da war ich mir sicher, grün vor Neid. Ein Mimosa wäre jetzt genau das Richtige.
„Glaubst du?“, fragte ich und schob mein Denver-Omelette über meinen Teller. „Ich meine, er schien gestern am Fundort der Leiche ein bisschen verärgert.“
„Ein bisschen?“, unterbrach Dana mich. „Ich bin ziemlich sicher, sogar die Leute in Malibu haben ihn brüllen hören und seine lautstarken Beschwerden über seine kleine ‚ fregadita‘ von Ehefrau.“
Oh, oh. Fregadita war manchmal so eine Art Kosename, den er für mich hatte, und bedeutete so viel wie ‚unausstehliche kleine Nervensäge‘. Nur war ich mir ziemlich sicher, dass er es dieses Mal nicht als Kosename verwendet hatte, sondern mehr wörtlich und bestimmt nicht freundlich.
„Aber er ist darüber hinweggekommen, richtig?“, krächzte ich hoffnungsvoll.
Dana starrte mich über ihr fettfreies Kleiemuffin an. „Wenn du mit ‚darüber hinweggekommen‘ eine einstündige Gardinenpredigt meinst, gefolgt von einer Stunde Fluchen auf Spanisch, dann ja, er ist wohl darüber hinweggekommen.“
Ich biss mir auf die Lippen. „Tut mir leid. Ich stehe tief in deiner Schuld. Ehrlich, ich habe nicht gedacht, dass er es an dir auslässt.“
Dana zuckte die Achseln. „Ich vermute, es hätte auch schlimmer sein können. Wenigstens hat es mich eine Weile von Ricky abgelenkt.“
„Wie geht es deinem Prinzen der Dunkelheit in letzter Zeit?“, erkundigte sich Marco.
Dana seufzte. „Frag nicht. Er war die ganze Nacht beim Dreh einer weiteren Aufnahme mit Ava. Ich schwöre bei allen Heiligen, wenn er nächste Woche den Vertrag für einen weiteren Moonlight -Film unterschreibt, werde ich mir am Ende noch die Pulsadern aufschlitzen.“
„Hat er dieses Mal wenigstens sein Handy angelassen?“, fragte ich.
„Doch.“ Dana nickte. „Er hat mich sogar aus Versehen und ohne es zu merken während einer Sexszene angerufen.“
„Oh nein“, sagte ich und schnalzte mitfühlend mit der Zunge.
„Oh doch. Weißt du, es ist eine Sache, zu wissen, dass dein Freund so tut, als schlafe er mit einem anderen Mädchen, aber es ist etwas vollkommen anderes, das auch noch mitanhören zu müssen.“
„Was hast du getan?“, wollte Marco wissen.
Dana biss sich auf die Lippen. „Ich habe aufgelegt und ihm ein paar Nachrichten auf die Voicebox gesprochen, in denen ich ihm mitgeteilt habe, er solle das Telefon ausmachen.“
„Ein paar?“, hakte ich nach.
Danas Wangen wurden pink. „Okay, siebzehn. War das übertrieben?“
„Vielleicht höchstens so viel“, antwortete Marco und hielt Daumen und Zeigefinger hoch.
Dana nahm sich seinen Mimosa und trank einen großen Schluck.
„Nun, eine Sache ist jedenfalls sicher“, sagte ich und wechselte das Thema, bevor sie das ganze Glas leerte. „Die Tatsache, dass Becca tot ist, bedeutet glasklar, dass sie nicht unsere Mörderin ist.“
Marco nickte. „Becca hätte sich wohl kaum selbst ermordet.
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