Furchtlos
mal das Gleiche gesagt und daraufhin seinem XO einen besorgten Blick entlockt, zusammen mit dem Kommentar, dass er sich frage, was sie übersehen haben könnten. Tja, Patros, du bist jetzt bei deinen Vorfahren sicher aufgehoben, während ich immer noch überlege, was ich vielleicht übersehen habe.
Geary verbrachte die nächsten Minuten damit, gegen die düstere Stimmung anzukämpfen, die sich seit dem Gedanken an seinen Kameraden auf ihn gelegt hatte. Patros hatte auf der Brücke der Dauntless nichts zu suchen, aber das Gleiche galt auch für Geary. Zwei Geister. Das sind Patros und ich. Was zum Teufel mache ich eigentlich, dass ich noch lebe und in einem Krieg mitkämpfe, der eigentlich die Sache unserer Nachfahren ist?
Schließlich war der Zeitpunkt für die Marines gekommen, um mit ihren Shuttles abzulegen, und gab Geary die Gelegenheit, sich auf etwas anderes konzentrieren zu können. Auf dem Display war zu sehen, wie jedes dieser Raumfahrzeuge sich in einer lang gestreckten Kurve dem jeweiligen Handelsschiff näherte. Er spürte, wie er sich anspannte, als sich die kleinen, schnellen Shuttles auf die großen, plumpen Syndik-Schiffe zubewegten.
Der Anblick erinnerte an eine Salve aus Phantomen, die ihren Zielen entgegenflogen, bis die Shuttles drehten und abzubremsen begannen, anstatt zu beschleunigen und so wie Raketen beim Aufprall zu detonieren. Erst mit Verspätung dachte der nach ersten Meldungen fiebernde Geary an die ihm zur Verfügung stehende Videowand und drückte auf die entsprechenden Kontrollen, um sie anzeigen zu lassen. Zwanzig Bildschirme leuchteten nahe dem Display auf und erwachten zum Leben, indem sie das Bild anzeigten, das vom jeweiligen Geschwaderführer gesendet wurde.
Diesmal gab es nichts anderes, um das er sich hätte kümmern können, also sah Geary fasziniert zu, wie die Marines an Bord der Handelsschiffe gingen, wie sie mit ihrer Durchsuchung begannen und in wichtigen Bereichen wie dem Maschinenraum und der Brücke Posten aufstellten. Alles verlief reibungslos, die Syndiks leisteten keinen Widerstand und gaben sich steif und förmlich, aber nicht offen feindselig. Im Gegensatz zu der hohen Zahl an Besatzungsmitgliedern eines Kriegsschiffs, die nötig waren, um den besonderen Anforderungen gerecht zu werden, die mit Gefechten und den damit verbundenen Schäden einhergingen, belief sich die Crew eines Handelsschiffs auf gut ein Dutzend Leute. Für die Marines war es daher kein Problem, sie jeweils alle im Auge zu behalten.
Geary kannte das Innere von Syndik-Handelsschiffen aus der Zeit vor dem Krieg, als seiner Crew die Aufgabe zufiel, Schiffe zu durchsuchen, die auf dem Weg durch Allianz-Territorium waren. Beim Blick auf die Monitore erkannte er das eine oder andere wieder, was ihn vor die Frage stellte, ob die Schiffe wohl so alt waren oder ob man seit damals das Design praktisch nicht mehr verändert hatte. In einem System, das wegen des Hypernets auf der Strecke geblieben war, konnte beides möglich sein.
Einer nach dem anderen meldeten sich die Staffelführer und erklärten, das von ihnen auf den Kopf gestellte Schiff sei nach bestem Wissen und Gewissen frei von Waffen, sodass man wie geplant zum Rendezvouspunkt weiterfliegen könne. Es entging Geary nicht, dass die Marines dabei in ihrer Wachsamkeit jedoch kein bisschen nachließen. Wieder überkam ihn eine Art Mitgefühl, da er sich fragte, wie sich wohl die Besatzungen der Handelsschiffe fühlen mochten, die mit schwer bewaffneten Marines konfrontiert und auf ihren eigenen Schiffen von Wildfremden genauestens beobachtet wurden. Solange sie keine Dummheiten machen, wird ihnen nichts geschehen. Das sollten sie eigentlich wissen, nachdem sie mitbekommen haben, wie wir mit den Gefangenen auf der Basis verfahren sind. Es sollte sie von allen Dummheiten abhalten.
Die Handelsschiffe krochen näher und näher an die Allianz-Flotte heran, und Geary beobachtete weiter die Bilder, die von den Marines übertragen wurden, während auf dem anderen Display die zwanzig Schiffe zu sehen waren, die fast gemächlich auf den Rendezvouspunkt mit der Allianz zusteuerten.
Alles schien in bester Ordnung zu sein. Absolut alles. Was übersehe ich bloß? Geary ging jeden Aspekt durch, aber ihm wollte nichts in den Sinn kommen. Vielleicht haben wir dieses eine Mal an wirklich alles gedacht.
»Captain Geary, hier ist Colonel Carabali.«
Ein neues Fenster hatte sich geöffnet, das Carabalis Gesicht zeigte. Sie machte keinen glücklichen Eindruck. »Sir,
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