Furchtlos
Die sieht ausnahmsweise mal so aus, als stecke sie nicht in Schwierigkeiten.
»Sir.« Geary und Desjani drehten sich gleichzeitig um, als sie hörten, wie sich der Ablauf-Wachhabende zu Wort meldete. »Die Titan meldet, dass eine weitere Primärantriebseinheit wieder arbeitet.«
»Gelobt seien die Vorfahren.« Geary hatte bereits das Schlimmste befürchtet, als er die Worte »Die Titan .« hörte. Tatsächlich benötigte er ein paar Sekunden, bis ihm deutlich wurde, dass es keine schlechten Neuigkeiten waren. Als er einen Blick auf die statistischen Werte des Schiffs warf, stellte er fest, wie deutlich es beschleunigt hatte. Aber sie ist immer noch zu langsam! Welcher Idiot hat diesem Schiffstyp nur den Namen Schnelle Hilfsschiffe gegeben? Die sind nur schnell darin, sich in Schwierigkeiten zu bringen. »Wie stehen die Chancen, die Titan mit ein paar zusätzlichen Primärantriebseinheiten auszurüsten?«
Der Ablauf-Wachhabende machte eine verdutzte Miene und sah den Maschinen-Wachhabenden an, den die Frage ebenfalls überrascht hatte, der dann aber nachdenklich wurde. »Das sollte machbar sein, Sir.« Sein Gesicht begann zu strahlen, da er vor ein komplexes Problem gestellt worden war, das er womöglich würde lösen können.
Geary widmete sich wieder dem Display, um sicherzustellen, dass ihm nicht irgendein Detail durchgegangen war. Doch abgesehen von der Allianz-Flotte, von den Syndik-Verfolgern und den zwanzig Handelsschiffen auf dem Weg zum Rendezvouspunkt schien sich im Corvus-System weiter nichts zu bewegen. Alle übrigen SyndikSchiffe waren auf dem Weg zum nächsten Dock und hofften darauf, von der Allianz in Ruhe gelassen zu werden. Die Gefechtssysteme der Dauntless schätzten, dass die Verfolger ihre Durchschnittsgeschwindigkeit auf etwas mehr als 30 000 Kilometer pro Sekunde erhöht hatten, aber mit Blick auf die Entfernungen im All krochen die Schiffe mit kaum mehr als einem Zehntel Lichtgeschwindigkeit voran. »Die versuchen nicht uns einzuholen«, stellte er fest.
»Tatsächlich nicht?«, wunderte sich Desjani und studierte die Darstellung der Syndik-Kriegsschiffe.
»Nein. Jedenfalls nicht, wenn diese Anzeigen stimmen. Sie beschleunigen nicht weiter. Sie könnten uns zwar nicht mal einholen, wenn sie auf 0,2 Licht gehen würden. Aber sie versuchen es auch gar nicht.«
»Dann … jagen sie uns nur?«
»Nein, sie treiben uns vor sich her«, berichtigte Geary sie. »Die wollen, dass wir weiterfliegen.«
»Zum Sprungpunkt?«
»Nach Yuon. Darauf würde ich mein Leben verwetten.« Genau genommen mache ich das ja auch. Schlimmer noch: Ich verwette das Leben aller Männer und Frauen auf den Allianz-Schiffen darauf. Was ist, wenn die Syndiks bereits ahnen, dass ich nicht den direkten Heimweg antreten werde? Was, wenn sie wissen, dass Kaliban die beste Alternative ist? Nein, sie können nicht riskieren, dass diese Flotte unbehelligt Yuon passiert, also werden sie dort ihre Streitkräfte konzentriert haben. Ihnen bleibt gar keine andere Wahl.
Aber sie könnten in Kaliban genügend Minen ausgesetzt haben, um diese Flotte in Stücke zu reißen. Hatten sie dafür genug Zeit? Und verfügen sie über genügend Minen in der Nähe von Kaliban, um sie dort hinzuschaffen, bevor wir da eintreffen? Haben sie überhaupt diese Möglichkeit in Erwägung gezogen?
Das lässt sich unmöglich sagen. Ich kann es mir nicht leisten, meine Entscheidung anzuzweifeln. Ich darf nicht zulassen, dass mich die Möglichkeit einer Katastrophe davon abhält, Entscheidungen zu treffen und sie auch auszuführen. Ganz egal was ich mache, es ist immer möglich, dass etwas schiefgeht.
Er atmete tief durch und ignorierte für einen Moment seine Umgebung. Als Geary die Augen wieder öffnete, bemerkte er Desjanis zustimmenden Blick.
»Ich weiß nicht, wie Sie es schaffen, in solchen Augenblicken so entspannt zu sein«, gestand sie, »aber ich weiß, meine Crew ist davon sehr beeindruckt.«
»Das ist … ähm … eine Sache, an der ich arbeite.«
Allmählich wurde offensichtlich, dass vorläufig nichts geschehen würde. Geary überprüfte die zeitliche Planung für das Rendezvous mit den Syndik-Handelsschiffen und stellte fest, dass die Shuttles mit den Marines erst in zwei Stunden starten würden. Die Angst, die Situation könnte aus den Fugen geraten, sobald er sie auch nur einen Moment lang aus den Augen ließ, wurde nahezu übermächtig, sodass er sich zwingen musste, von seinem Platz aufzustehen. »Ich gehe jetzt etwas essen«, sagte er zu
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