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Furchtlos

Furchtlos

Titel: Furchtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
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Stress zu vermeiden, lautete ihr Ratschlag, aber Geary konnte diese Leute nur anstarren, während er sich fragte, ob sie irgendeine Vorstellung davon hatten, wie lächerlich diese Empfehlung in seinem Fall war.
    Was das Ganze umso schlimmer machte, war die Tatsache, dass er sich nicht sicher sein konnte, wie viel Schwäche er irgendwem gegenüber eingestehen durfte. Desjani betete den Raum an, den er durchreiste. Aber Geary wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn ihr klar wurde, dass er nicht der strahlende Held war, den die lebenden Sterne geschickt hatten. Anders wäre es gewesen, wenn er mit Desjani oder einem anderen Offizier schon seit langer Zeit eng zusammengearbeitet hätte. Doch er war buchstäblich aus der Vergangenheit in diese Zeit geschleudert worden und kannte niemanden hier gut genug.
    Rione betete ihn nicht an, und sie hätte sich wohl nicht über die Sorgen gewundert, die ihn plagten. Möglicherweise könnte sie sogar mit einem guten Rat aufwarten, denn bislang war Geary von ihrer Denkweise durchweg beeindruckt gewesen. Doch er wusste noch immer nicht, inwieweit er der Co-Präsidentin der Callas-Republik vertrauen konnte. Das Letzte, was er brauchte, war eine in seine Geheimnisse eingeweihte Politikerin, die dieses Wissen an seine Gegner weitergeben konnte, wenn ihr das einen politischen Vorteil einbrachte.
    Niemand, mit dem er reden konnte. Niemand, mit dem er die Last teilen konnte, die auf seinen Schultern ruhte.
Nein, das stimmte so nicht. Es gab jemanden, mit dem er längst hätte reden sollen. Da rede ich davon, unsere Vorfahren zu ehren, und dabei bin ich derjenige, der ihnen seit dem Erwachen aus dem künstlichen Tiefschlaf noch nicht einmal formal seinen Respekt erwiesen hat.
Er rief die Wegbeschreibung zum entsprechenden Bereich der Dauntless auf, war aber davon überzeugt, dass der allen Veränderungen zum Trotz noch immer dort war, wo er sich auch früher befunden hatte. Und da war er tatsächlich. Er sah auf die Uhr, weil er Gewissheit haben wollte, dass es in dem Bereich im Augenblick ruhig zuging, dann erhob er sich aus seinem Sessel und zog seine Uniform zurecht, atmete tief durch und machte sich auf den Weg zur Gedenkstätte für die Vorfahren.
Zwei Decks tiefer, nahe der Mittschiffslinie der Dauntless und damit in einem der am besten geschützten Bereich des Schiffs lag der Ort, den Geary zum Ziel hatte. Er blieb kurz vor der Luke zur Gedenkstätte stehen und war froh darüber, dass niemand sonst sich hier aufhielt, der ihn beim Eintreten beobachten konnte. Schließlich durchschritt er die Luke und fand sich vor einer angenehm vertrauten Reihe von kleinen Räumen wieder. Er wählte einen freien Raum aus, schloss hinter sich die schalldichte Tür und nahm auf der traditionellen Holzbank vor dem kleinen Regal Platz, auf dem eine einzelne Kerze stand. Mit dem bereitgelegten Feuerzeug entzündete er die Kerze und saß eine Weile da, während er schweigend die Flamme betrachtete.
Schließlich musste er seufzen. »Geehrte Vorfahren. Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, entschuldigte sich Geary an die Geister gerichtet, die angeblich vom Licht und der Wärme der Flamme angezogen wurden. »Ich hätte meine Vorfahren bereits viel früher ehren sollen, aber ihr wisst sicher, ich hatte eine Menge Arbeit. Außerdem muss ich mich mit so vielen Dingen beschäftigen, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich mich ihnen würde stellen müssen. Das ist zwar eigentlich kein Argument, doch ich hoffe, ihr werdet meine Entschuldigung akzeptieren.«
Einen Moment lang schwieg er. »Vielleicht habt ihr euch gefragt, wo ich die ganze Zeit über war. Vielleicht wisst ihr das ja auch. Vielleicht hat Michael Geary euch inzwischen alles gesagt, falls er auf seinem Schiff gestorben ist, was ich sehr befürchte. Ich möchte euch sagen, ihr wärt auf ihn stolz gewesen. Lasst ihn bitte wissen, dass ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit ihm verbringen können.
Viel Zeit ist vergangen, seit ich das letzte Mal mit euch sprach. Vieles hat sich seitdem verändert, und wie es scheint, hat sich vieles, wenn nicht sogar alles zum Schlechteren verändert. Jedenfalls ist das mein Eindruck. Ich kann nicht so tun, als würde ich nicht jede Unterstützung und Hilfe gebrauchen können, die ich bekomme. Ganz gleich, was ihr für mich tun könnt, ich bin für alles dankbar. Und ich danke euch für alles, was ihr getan habt, damit wir es so weit schaffen konnten.«
Wieder machte er eine Pause und fragte sich

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