Furien im Finstern
angeboten, nicht wahr?«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Das hat die Versicherungsgesellschaft gesagt.«
»So ist das also! Sie sind ihm aus meinem Büro gefolgt und haben ihn ausgequetscht?«
»Ich bin im gleichen Aufzug mit ihm runtergefahren.«
»Hab's mir fast gedacht.«
»Das können Sie mir nicht antun.«
»Warum nicht?«
»Wenn Sie Ihre Karten richtig spielen, holen Sie mehr als fünftausend raus. Ich wette, in zehn Tagen haben Sie zehntausend Dollar.«
»Fünftausend genügen mir«, sagte Bertha. »Und meiner Klientin auch. Für ein bißchen Kopfweh sind fünftausend Dollar nicht zu verachten.«
»Aber sie könnte viel mehr bekommen. Ich habe den ganzen Vorfall gesehen.«
»Wessen Schuld war es?«
»Das holen Sie aus mir nicht heraus. Ihr steht viel mehr zu. Sie hatte eine Gehirnerschütterung.«
»Wer hat Ihnen denn das erzählt?«
»Ihre Zimmergenossin.«
»Wie dem auch sei, jetzt ist ohnehin alles geregelt«, teilte Bertha ihm mit. »Es gibt nichts mehr, worüber Sie sich den Kopf zerbrechen müßten.«
»Auf jeden Fall sollte ich meinen Anteil bekommen. Ihnen wird es nicht weh tun, fünfhundert Dollar für mich abzuzweigen.«
»Versuchen Sie es anderswo!«
»Vielleicht tue ich das noch!«
»Ich sage Ihnen, was ich machen werde«, sagte Bertha. »Ich mache Ihnen den gleichen Vorschlag wie am Anfang. 75 Dollar, Sie vergessen alles und verduften.«
Mit einem Seufzer lehnte er sich zurück.
»Okay«, sagte er. »Es ist zwar Straßenraub, aber Sie haben gewonnen.«
Bertha Cool trat ins Büro und sagte zu Elsie Brand: »Elsie, schreiben Sie eine Quittung für diesen Mann. Er soll sie unterschreiben. 75 Dollar zur Deckung aller gegenwärtigen und künftig möglicherweise anfallenden Ansprüche, gleich welcher Art diese sein mögen. Nehmen Sie als Vorlage die Quittung, die Donald Lam vor ungefähr zwei Monaten geschrieben hat.«
Elsie Brand riß einen Brief aus der Schreibmaschine, nahm ein neues Blatt und legte es in die Maschine ein. »Wie heißt er?« fragte sie.
»Was weiß ich«, sagte Bertha und drehte sich zu dem Mann um. »Wie heißen Sie?«
»Jerry Bollman.«
»Setzen Sie sich«, forderte Bertha Cool ihn auf. »Ich hole Ihre 75 Dollar.« Sie ging in ihr Privatbüro, schloß den Schreibtisch auf, nahm die Geldkassette. Sie holte 75 Dollar heraus, wartete bis Elsie Brands Schreibmaschinengeklapper verstummte. Dann ging sie nach vom, nahm die Quittung, die ihr Elsie entgegenhielt, las sie genau, hielt sie Jerry Bollman unter die Nase. »Unterschreiben Sie.«
Er las die Quittung. »Mein Gott, damit verpfände ich ja meine Seele.«
»Mehr als das. Sonst bekämen Sie nicht 75 Dollar.«
Er grinste sie gehässig an. »Verdammt clever, nicht wahr?« Aber er nahm den Füllfederhalter von Bertha entgegen. Er unterschrieb mit einem Schnörkel und steckte die Hand nach den sieben Zehnern und dem Fünfer aus.
Bertha gab Elsie die Quittung. »Legen Sie den Wisch ab.«
»Wenn ich für Sie arbeiten müßte, wäre ich bald pleite«, sagte Bollman.
»Die meisten Zeugen sagen aus, um ihre Pflicht zu tun.«
»Ich weiß«, sagte Bollman müde. »Davon bin ich längst geheilt. Na ja, dann kaufe ich mir unten ein Päckchen Zigaretten. Damit und mit den Unkosten sind die 75 Dollar flöten. Vielleicht können wir ein andermal ein Geschäft miteinander machen.«
»Vielleicht.« Bertha sah ihm nach, als er ging.
»Gott sei Dank wollte er nicht auch noch Hände schütteln«, seufzte sie. »Und jetzt rufen Sie im Haus von Harlow Milbers an. Fragen Sie nach Mrs. Nettie Cranning. Sagen Sie, Bertha Cool möchte sie am Telefon sprechen. Sagen Sie mir im Büro Bescheid, wenn Sie die Frau an der Strippe haben.«
Bertha ging in ihr Allerheiligstes und fütterte die lange Elfenbeinspitze mit einer Zigarette. Als ihr Telefon summte, nahm sie den Hörer auf. »Hallo?«
»Hallo? Mrs. Cranning hier.«
Bertha strahlte. »Wie geht es Ihnen, Mrs. Cranning? Tut mir leid, daß ich störe, aber ich möchte sobald wie möglich mit Josephine Dell in Verbindung treten. Dachte, sie wäre vielleicht bei Ihnen. Hoffentlich habe ich auch wirklich nicht gestört...«
»Aber überhaupt nicht«, antwortete Mrs. Cranning mit gleicher Herzlichkeit. »Sie war auch hier, bis vor ungefähr einer halben Stunde. Da hat ein Mann angerufen und sich mit ihr verabredet. Ich habe nicht genau mitbekommen, worum es sich handelte, aber es war irgend etwas sehr Wichtiges, das mit dem Autounfall zu tun hatte.«
»Ein Mann?«
»Ja.«
Bertha
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