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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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das beruhigende Sirengeheul des Polizeiwagens näherkam.
    Aus dem Wagen sprang Sergeant Sellers. Bertha kannte Frank Sellers von früheren Begegnungen, mehr aber durch seinen speziellen Ruf. Sergeant Sellers mochte Privatdetektive nicht besonders gern. Er ging seine Fälle mit kühler Nüchternheit an. Wie ein Kollege es Bertha gegenüber einmal ausgedrückt hatte: »Er sieht dich bloß an und kaut auf seiner Zigarre. In seinen Augen steht, daß er dich für einen verdammten Lügner hält, aber sagen tut er's nicht. Himmel, Kreuz, Gewitter, er braucht's auch nicht zu sagen.« Sergeant Sellers schien keine besondere Eile zu haben, an den Tatort zu kommen. Er war offensichtlich mehr daran interessiert, Berthas Geschichte bis in die letzte Einzelheit zu erfahren.
    »Damit ich nichts Falsches verstehe«, sagte er, wobei er seine Zigarre mit der Zunge in den Mundwinkel schob, »Sie sind dort hingefahren, um den Blinden aufzusuchen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Sie kannten ihn?«
    »Ja.«
    »Er war bei Ihnen gewesen und hatte Ihnen einen Auftrag gegeben?«
    »Ja.«
    »Und Sie hatten ihn ausgeführt?«
    »Ja.«
    »Warum wollten Sie ihn dann noch sehen?«
    Die Frage traf Bertha ziemlich unvorbereitet. »Wegen etwas anderem«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ich wollte bestimmte Gesichtspunkte mit ihm besprechen.«
    »Aber Sie hatten doch schon erledigt, womit er Sie beauftragt hatte.«
    »Ja, in gewissem Sinne.«
    »Was soll das heißen? In welchem Sinne?«
    »Ich hatte nicht alles erledigt, was er wollte. Es gab da noch eine Sache, in der ich seine Hilfe brauchte. Etwas, was ich ihn überprüfen lassen wollte.«
    »Verstehe«, sagte Sellers mit unverhohlenem Unglauben. »Sie wollten den Blinden bitten, Ihnen bei Ihren Problemen zu helfen, stimmt's?«
    »Ich mußte den Mann sprechen«, sagte Bertha Cool, wieder fast so kampfeslüstern wie immer. »Und ich werde Ihnen nicht erzählen, worüber ich mit ihm sprechen wollte. Es ist ein völlig anderer Fall, und ich kann es mir nicht leisten, in dem gegenwärtigen Stadium irgend etwas darüber zu verraten. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Völlig«, sagte Sergeant Sellers, als ob Bertha Cools Darstellung sie zur Verdachtsperson Nummer eins gemacht hätte. »Und der Blinde lag dort tot am Boden, sagten Sie?«
    »Ja.«
    »Mit dem Gesicht nach unten?«
    »Ja.«
    »Erschossen?«
    »Ich glaube ja.«
    »Sie wissen es nicht?«
    »Nein. Ich habe keine Autopsie vorgenommen. Es befand sich ein kleinkalibriges Schrotgewehr dort. Ich bin nicht geblieben, um es zu untersuchen.«
    »Er ist von der Stelle, an der er erschossen wurde, bis zum Fenster gekrochen, wo er starb?«
    »Ja.«
    »Wie weit?«
    »Weiß ich nicht. Etwa fünf Meter.«
    »Gekrochen?«
    »Ja.«
    »Und er starb, während er kroch?«
    »Vielleicht ist er gestorben, als er eine Pause machte.«
    »Möglich. Hatte er die richtige Stellung zum Kriechen? Ich meine, mit dem Bauch zum Teppich?«
    »Ja.«
    »Gesicht nach der einen oder anderen Seite gedreht?«
    »Ich glaube nicht. Ich glaube, sein Gesicht war auf den Boden gepreßt. Ich habe seinen Hinterkopf gesehen.«
    »Wieso wußten Sie dann, daß es der Blinde war?«
    »Wahrscheinlich nach seinem Körperbau. Der Blinde wohnte schließlich dort.«
    »Sie haben den Toten also nicht umgedreht?«
    »Nein. Ich habe ihn nicht einmal angefaßt. Ich habe überhaupt nichts angefaßt. Bin sofort abgehauen und habe Sie angerufen.«
    »Okay«, sagte Sellers, »machen wir uns auf den Weg. Sie haben ein Taxi draußen?«
    »Ja.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie mit mir fahren. Scheint mir irgendwie komisch, wie Sie wissen können, daß es der Blinde war, ohne in sein Gesicht zu sehen.«
    Sellers wandte sich an den Taxifahrer. »Wie war Ihr Name?«
    »Harry Simms.«
    »Was wissen Sie über diese Sache?«
    »Gar nichts. Ich fuhr diese Dame hier, und wir suchten nach dieser Adresse. Sie hatte die Nummer, wußte aber nicht, wo es war. Man kann fast nichts sehen, weil es so dunkel ist, und dann der Nebel. Mein Stadtplan half uns weiter. Als wir ankamen, habe ich ihr erklärt, wo es ungefähr sein mußte. Sie hatte eine Taschenlampe dabei; es war wirklich stockdunkel. Sie sagte, ich sollte halten, sie würde zu Fuß suchen. Weg war sie und blieb — ich weiß nicht genau — etwa fünf oder zehn Minuten.«
    »Sie haben die Zeit nicht auf den Fahrpreis gerechnet?«
    »Nein. Die hätte mir was erzählt! Ich habe ihr gesagt, ich würde fünfzehn Minuten warten, falls sie bis dahin mit mir zurückfahren

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