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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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herum, als ihr plötzlich einfiel: Ein Blinder braucht kein Licht.
    Bertha trat ganz in das Haus und leuchtete den Raum ab. »Mrs. Cool hier«, rief sie. »Niemand zu Hause?«
    Irgendwo in der Dunkelheit spürte sie eine Bewegung. Ein riesiger formloser Schatten erschien auf der Decke, huschte geräuschlos darüber und verschwand. Bertha sprang zurück. Irgend etwas flatterte in ihr Gesicht, setzte sich ihr dann lautlos auf die Schulter.
    Bertha riß die Arme in die Luft, trat voller Panik blind um sich.
    Das unheimliche Wesen flatterte aufgeschreckt hoch. Einen Augenblick lang wurde es von dem Lichtstrahl der Taschenlampe erfaßt. Eine Fledermaus mit weitausgestreckten Flügeln. Ihr Schatten huschte gespenstisch auf der gegenüberliegenden Wand entlang.
    »Da brat mir doch einer einen Storch«, keuchte Bertha und schlug nach dem Tier, das jedoch mühelos auswich und in die Dunkelheit entschwand. Bertha war empört. Das ihr eine ganz simple Fledermaus von der Gattung der Furien — furipteridae !
    Es dauerte gut zehn Sekunden, bis sie ihre Fassung wiederfand. Sie überzeugte sich, daß das Zimmer leer war, und ging dann zur Veranda, dem fahlen Schimmer ihrer Taschenlampe folgend.
    Plötzlich bemerkte sie einen pechschwarzen Streifen, der sich über den Boden zog. Im ersten Moment dachte sie, es wäre ein Fleck auf dem Teppich. Mit Herzklopfen stellte sie dann fest, daß es sich um eine feuchte Spur handelte. Ein kleiner Pfuhl, ein Fleck, eine Zick-Zack-Linie, noch eine Pfütze, eine weitere Zick-Zack-Linie. Als ihr die Bedeutung dieses Phänomens aufging, entdeckte sie auch schon den leblosen Körper.
    Er lag mit dem Gesicht zum Boden unter dem Fenster auf der anderen Seite des Raumes. Der Mann war offensichtlich an der Tür erschossen worden und mußte Stück für Stück vorwärtsgekrochen sein, immer wieder versucht haben, seine letzte Kraft zu sammeln. Am Fenster war Endstation gewesen.
    Schlagartig ging ihr auf, was die offene Tür und die Grabesstille im Haus bedeuten konnte: Der Mörder war womöglich immer noch in einem der anderen Zimmer verborgen. Er mochte hoffen, nicht entdeckt zu werden, aber er würde sich seinen Weg bei einer Entdeckung freischießen. Die höllische Finsternis des Hauses wurde nur von der geisterhaften Beleuchtung durchbrochen, die Berthas Taschenlampe erzeugte. Und diese Taschenlampe warf einen Lichtstrahl, der nur schemenhaft einen kleinen Umkreis aus der Finsternis zerrte. Hell genug, Gegenstände gerade noch erkennen zu lassen, so daß man nicht über sie stolperte. Aber nicht stark genug, die Schatten zu durchdringen, in denen ein Mörder lauern konnte.
    Bertha Cool setzte sich mit eiskalter Überlegung in Richtung Tür in Bewegung. Ihr Fuß verfing sich in einem dünnen Draht, zerrte an einem Gegenstand, warf ihn scheppernd um. Die Taschenlampe schwenkte auf den Boden und erfaßte ein Stativ, auf das eine kleinkalibrige Schrotbüchse montiert war. Der Draht war am Abzug befestigt. Berthas Vormarsch wurde zum Rückzug, dann zu wilder Flucht. Ihre Schritte dröhnten auf der hölzernen Veranda, die Taschenlampe hüpfte in ihrer Hand, als sie den Weg hinunterrannte.
    Der Taxifahrer hatte die Scheinwerfer ausgeschaltet. Bertha konnte nur ahnen, wo der Wagen stand. Sie blickte über ihre Schulter zurück, während sie über den Bürgersteig keuchte.
    Plötzlich glimmten die Parkleuchten des Taxis auf. Der Taxifahrer sah sie neugierig an und fragte: »Alles erledigt?«
    Bertha fühlte sich nicht in der Stimmung für Erklärungen. Sie tauchte
    in das Taxi und schlug die Tür hinter sich zu. Das Auto ächzte, als der Fahrer hinter das Lenkrad glitt, den Motor anwarf und wendete.
    »Nein, nein«, sagte Bertha.
    Er drehte sich um und sah sie fragend an.
    »Da liegt eine — ich muß die Polizei verständigen.«
    »Was ist los?«
    »In dem Haus liegt ein Toter.«
    Die Neugier in den Augen des Taxifahrers wich einem mißtrauischen Ausdruck. Er warf einen Blick auf das schimmernde Metall in Berthas rechter Hand.
    Sie schob nervös die Taschenlampe in ihre Handtasche zurück. »Zum nächsten Telefon«, sagte sie, »und starren Sie mich nicht so an!«
    Der Fahrer gab Gas, aber Bertha bemerkte, daß er sie ständig im Rückspiegel beobachtete. Er hatte ihn so zurechtgerückt, daß er jede ihrer Bewegungen verfolgen konnte. Sie hielten an einem Drugstore. Der Taxifahrer folgte ihr zum Telefon und blieb neben ihr stehen, während sie mit dem Polizeihauptquartier sprach. Und er wartete bei ihr, bis

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