Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
ausreichende Beweise für einen Widerruf erbringen könnten, ohne genügend Beweise für den Inhalt des echten letzten Testaments zu finden.«
    »Und dann?« fragte Bertha.
    »Unter diesen Umständen, da das Testament ja nicht vollstreckt wird, ist die Lage so, als wäre Harlow Milbers ohne Testament gestorben. Abgesehen von den vierzigtausend Dollar für Josephine Dell, die das einzige, bestimmte Vermächtnis über eine genau benannte Summe auf der zweiten Seite darstellen.«
    »Und Christopher Milbers würde das ganze Vermögen erben, abgesehen von den vierzigtausend Dollar für Josephine Dell?«
    »Wenn er der einzige noch lebende Verwandte und damit der gesetzliche Erbe ist, dann ja.«
    »Nettie Cranning, Eva Hanberry und Paul Hanberry bekämen keinen Pfennig?«
    »Nein.«
    »Auch nicht, wenn sie beweisen können, daß die Seite, auf der steht, daß sie alles bekommen, wirklich echt ist?«
    »Darum geht es nicht, Mrs. Cool. Auf der zweiten Seite des Testaments steht keine bestimmte Summe, sondern jeder bekommt ein Drittel des restlichen Vermögens, jenes Vermögens nämlich, das nach Erfüllung der übrigen Klauseln zurückbleibt. Es ist also nicht so, als ob jeder, sagen wir, vierzigtausend Dollar bekommen sollte. Sie sollen vielmehr den Restbetrag des Vermögens erhalten. Wenn das Gericht nicht beweisen kann, wieviel vom Vermögen in bestimmten Legaten auf der ersten Seite abgezweigt wurde, dann kann es auch nicht beweisen, wieviel der Erblasser als Restsumme bestimmen wollte. Der Erblasser kann auf der ersten Seite eine Million oder auch nur einen Dollar vermacht haben.«
    Bertha Cool schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
    »Das sagt also das Gesetz?« fragte sie.
    »Das ist meine Meinung, oder besser gesagt, meine Interpretation des Gesetzes«, erwiderte Doolittle. »Ein sehr interessanter Fall. Könnte zu einem netten kleinen Prozeß führen.«
    »Na ja, vielleicht kommt es dazu«, teilte Bertha ihm mit. »Wenn ja, werde ich dafür sorgen, daß Sie den Fall übernehmen.«
    Doolittle lächelte frostig. »Ich hielte es für vernünftiger, die Sache einstweilen konkreter zu regeln, Mrs. Cool. Mein Honorar beträgt hundert Dollar. Wenn, wie Sie vermuten, ein Geschäft daraus wird, werden die hundert von dem fälligen Honorar abgezogen.«
    Bertha Cool seufzte tief und öffnete ihre Handtasche. Alle schienen an diesem verdammten Fall zu kassieren. Nur sie nicht.

17

    Die Gegend an der Fairmead Avenue, wo der Blinde nach seinen Angaben wohnte, war nur spärlich besiedelt. Die Straße lag noch außerhalb der Zone, über die schon die Grundstücksmakler hergefallen waren.
    Aufkommender Nebel zwang den Taxifahrer zu äußerster Vorsicht. Er hielt häufig an und konsultierte einen Stadtplan.
    »Jetzt müßten wir irgendwo in der Nähe sein«, sagte er schließlich. »Drüben, auf der anderen Straßenseite irgendwo.«
    »Lassen Sie mich hier raus«, sagte Bertha. »Ich kann es bestimmt besser zu Fuß finden.«
    »Aber es ist doch bequemer so, Gnädigste.«
    »Und teurer«, fuhr Bertha ihn an. »Lassen Sie mich aussteigen.«
    Der Taxifahrer brachte den Wagen zum Stehen, sprang heraus und hielt Bertha die Tür auf.
    »Passen Sie auf, Gnädigste.«
    Bertha zog eine Taschenlampe hervor. Ihr Strahl glimmte rötlich. »Ich komme schon zurecht. Warten Sie aber auf jeden Fall hier auf mich«, sagte sie. Sie ging die Straße hinunter, spähte nach den Hausnummern, bis sie die 1672 fand, einen Bungalow, etwas von der Straße abgelegen.
    Der Weg zum Bungalow war aus Beton und hatte rechts eine kleine eiserne Führungsschiene, deren Innenseite vom Entlangscheuern des Blindenstockes ganz glänzend geworden war.
    Bertha ging die zwei Holzstufen zur Veranda hinauf und drückte auf die Klingel. Innen rasselte eine Glocke; das Geräusch war unerwartet laut.
    In diesem Augenblick merkte Bertha zum erstenmal, daß die Tür, von Gummikeilen gehalten, etwa eine Handbreit offenstand. Deshalb also war die Glocke so laut zu hören gewesen.
    Bertha näherte sich der Tür und rief: »Hallo, ist da jemand?« Keine Antwort.
    Bertha schob einen der Keile mit dem Fuß aus dem Weg, tastete nach dem Lichtschalter, fand ihn und schaltete ihn an. Nichts geschah. Weiter totale Finsternis.
    Bertha richtete den schwachen Strahl ihrer Taschenlampe auf die Zimmerdecke. Ein Kronleuchter hing von der Decke herab. Die Fassungen für die Glühbirnen waren leer. Im ganzen Raum war keine einzige Birne.
    Verwirrt schwang Bertha den Strahl ihrer Taschenlampe

Weitere Kostenlose Bücher