Furien im Finstern
Meine Hände sind leider gebunden.«
»Soll das heißen, daß Sie keine Informationen haben oder daß Sie moralisch verpflichtet sind, das Vertrauen Ihres Klienten nicht zu mißbrauchen?«
Bertha zögerte einen Moment und sagte dann: »Ich glaube, ich habe Ihre Fragen wahrheitsgemäß beantwortet. Zumindest, was sie Informationen angeht, die ich zur Zeit besitze.«
Der Sergeant nickte, machte aber keine Anstalten zu gehen. Er blieb einfach sitzen und sah sie an.
»War Bollman mit dem Wagen dort?« fragte Bertha plötzlich.
»Ja. Er hatte ihn zwei Straßen weiter abgestellt. Wir haben ihn erst am nächsten Morgen gefunden. Er ist auf seinen Namen zugelassen.«
»Nehmen wir an, Bollman hat Kosling nach Hause gefahren. Nehmen wir weiter an, daß Ihre Theorie stimmt und daß Bollman, weil er es mit einem Blinden zu tun hatte, ihn am Arm nahm und den Weg entlang führte, die Tür aufmachte, eintrat, gegen den Draht stolperte und daß der Schuß sich löste. Was ist dann aus Kosling geworden? Wie konnte er allein irgendwo hinkommen?«
»Es gibt einige Männer in unserer Abteilung, die glauben, daß Sie sich seiner angenommen haben, Mrs. Cool.«
»Sie glauben, ich hätte das getan?« fragte Bertha ungläubig.
»Ja.«
»Dann haben die nicht mehr alle Tassen im Schrank. Das können Sie ihnen von mir ausrichten.«
»Das sagen Sie?«
»Mit aller Entschiedenheit, ja.«
»Sie haben ihn nicht fortgeschafft?«
»Nein.«
»Diese Fahrt zu Koslings Bungalow mit dem Taxi war nicht Ihre zweite Fahrt?«
»Ganz bestimmt nicht.«
»Kosling ist Ihr Klient. Wenn es Ärger gegeben hätte, dann hätte er Sie angerufen. Sie versuchen doch nicht, ihn zu schützen, oder?«
»Sie haben vielleicht Humor!«
»Habe ich?«
»Nein, aber Sie geben sich Mühe, witzig zu sein.«
»Als Sie zu Koslings Haus gefahren sind, hatten Sie da vielleicht eine Verabredung mit Kosling und Bollman? Sie haben nicht zufällig
Kosling halb von Sinnen gefunden, und er hat Ihnen nicht zufällig erzählt, daß Bollman umgebracht wurde, und Sie haben nicht zufällig Kosling gesagt, er solle durch den Hintereingang verschwinden und an einer bestimmten Stelle auf Sie warten, oder?«
»Um Himmels willen, nein!«
Sellers legte seine riesigen Pranken auf die Sessellehnen, schob sich auf die Beine und blickte auf Bertha Cool hinab. »Es wäre nicht sehr nett von Ihnen, wenn Sie versuchten, etwas zu vertuschen. Ich weiß noch nicht, wo der Hase entlangläuft. Das werde ich aber herausbekommen. Wenn ich es herausfinde, dann werde ich bedeutend mehr wissen als jetzt. Sie werden verstehen, wie verärgert ich sein würde, wenn ich entdeckte, daß Sie mir bei der Lösung dieses Mordfalles im Weg gestanden haben.«
»Natürlich«, sagte Bertha.
»Dann haben wir, glaube ich, alles besprochen«, verkündete Sellers.
»Sehr gründlich«, meinte Bertha und begleitete ihn bis zur Tür.
Als der Lift sich mit Sellers in Bewegung gesetzt hatte, brüllte Bertha Elsie Brand an: »Rufen Sie sofort die Garage an, wo ich meinen Wagen unterstelle. Schnell!«
Elsies flinke Finger flogen über die Wählscheibe. »Hier ist Ihr Gespräch, Mrs. Cool.«
Bertha Cool nahm den Hörer auf. »Hier spricht Mrs. Cool«, sagte sie. »Es handelt sich um einen Notfall. Haben Sie jemanden dort, der meinen Wagen abliefern könnte?«
»Aber natürlich, Mrs. Cool. Wir sind nur eine Ecke von Ihrem Büro entfernt, wie Sie wissen.«
»Ich weiß«, sagte Bertha ungeduldig. »Aber ich will meinen Wagen nicht ins Büro.«
»Verstehe.«
»Ich werde jetzt zur Seventh Street laufen und die Straßenbahn in Richtung Westen nehmen. Ich verlasse mein Büro sofort. Ich möchte Sie bitten, den Jungen meinen Wagen langsam die westliche Seventh Avenue entlang fahren zu lassen. Irgendwo zwischen der Grand Avenue und der Figueroa Street steige ich aus der Straßenbahn aus. Ich warte im Halteverbot und werde nach dem Wagen Ausschau halten. Sobald ich ihn sehe, werde ich hinten einsteigen. Der Junge kann mich dann zwei oder drei Ecken weiterfahren, bis wir aus dem Verkehr raus sind. Dann lasse ich ihn aussteigen, und er kann mit der Straßenbahn zurückfahren. Haben Sie das mitbekommen?«
»Ja, Mrs. Cool.«
»Das ist die Art von Dienstauffassung, die ich gern habe«, sagte Bertha. »Ich verlasse jetzt sofort mein Büro.«
»Der Wagen wird in etwa drei Minuten hier wegfahren.«
»Warten Sie lieber fünf Minuten«, sagte Bertha. »Ich möchte nicht, daß wir uns verfehlen.«
Bertha legte auf, nahm ihren
Weitere Kostenlose Bücher