Furien im Finstern
können. Wenn sie die Nummer schon auswendig können, dann wählen sie ebenso schnell wie Sie. Sonst ist das einzige, was sie tun können, ein Amt anzurufen, dem Fräulein ihre Lage zu beschreiben und sie zu bitten, die Verbindung herzustellen.«
Sergeant Sellers hielt Bertha mit seinem halten Blick gebannt. »Es gibt zwei Theorien, auf die wir uns konzentrieren können. Eine davon ist, daß Bollman diesen Blinden besuchen wollte oder daß er etwas aus dem Haus entfernen wollte. Er fuhr hin, fand die Tür wegen der Fledermaus offen und begann nachzuforschen.«
»Und die andere Theorie?«
»Daß Kosling mit Bollman weggegangen war. Bollman hat ihn vielleicht zum Abendessen ausgeführt. Als sie fertig waren, brachte Bollman ihn nach Hause. Er führte ihn den Gartenweg hinauf, hielt den Blinden am Arm, suchte sich wahrscheinlich selbst mit der Taschenlampe den Weg. Bollman stieß die Tür auf, trat ein und — Peng!«
Bertha zuckte zusammen.
»Ich spiele Ihnen die Sache nur vor.« Sellers grinste.
»Mir scheint das eine vernünftige Schlußfolgerung«, sagte Bertha. »Wenn man alle Umstände in Erwägung zieht.«
»Die zweite Theorie scheint mir die beste zu sein«, meinte Sellers. »Angenommen, Bollman wollte etwas von diesem Blinden, irgendeine Information oder so. Haben Sie eine Ahnung, was es gewesen sein könnte?«
Bertha zögerte.
»Irgendwas, das mit dem Auftrag zusammenhing, den Kosling Ihnen gegeben hatte«, schlug Sergeant Sellers vor, und da Bertha sich nicht ködern ließ, fügte er hinzu: »Irgend etwas wegen einer Frau.«
»Was für eine Frau?« fragte Bertha rasch.
»Da bin ich überfragt«, gab Sellers zu. »Es kann sich kaum um eine Frau handeln, die ein amouröses Interesse an ihm hatte. Es sei denn, sie wäre eine ausgekochte Goldgräberin.«
»Goldgräberin könnte sein«, meinte Bertha. »Das andere ist ausgeschlossen.«
Sellers grinste.
»Und wie geht es weiter?« fragte Bertha.
»Und damit wären wir wieder bei dem geschäftlichen Teil der Theo-; rie«, erwiderte Sellers. »Kosling hatte vielleicht irgendwelche Informationen, auf die Bollman scharf war.«
Elsie Brand steckte den Kopf durch die Tür. »Könnten Sie mal ans ^ Telefon gehen, Mrs. Cool?«
Bertha Cool schaute sie an, bemerkte Elsies bedeutungsvollen Blick und sagte zu Sellers: »Einen Augenblick.« Sie nahm den Hörer auf.
»R-Gespräch aus San Bernadino«, sagte die Stimme des Telefonfräuleins.
»Na, solch eine Unverschämtheit«, fauchte Bertha. »Meine Antwort ist kurz und bündig: Ich nehme kein R-Gespräch an.«
Sie wollte gerade auflegen, als sie Elsie Brands Stimme in der Leitung hörte: »Ich glaube, es handelt sich um einen Mr. Kosling, Mrs. Cool.«
Bertha hatte den Hörer schon etwa einen Zoll von ihrem Ohr entfernt gehalten, und sie fragte sich, ob Sergeant Sellers mitgehört hatte. Er ließ sich jedenfalls nichts anmerken.
»Unter diesen Umständen werde ich doch annehmen«, sagte Bertha. »Verbinden Sie mich bitte.«
Sie hörte ein Knacken in der Leitung und dann, fast zur gleichen Zeit, die eigenartige, unverkennbare Stimme des Blinden: »Hallo, ist dort Mrs. Cool?«
»Ja.«
»Sagen Sie niemandem, wo ich bin. Nennen Sie keinen Namen am Telefon, verstanden?«
»Ja.«
»Ich höre, die Polizei sucht mich.«
»Ja.«
»Schlimm?«
»Ich glaube schon.«
»Könnten Sie hierherkommen und mich holen? Ohne daß jemand davon erfährt?«
»Das wird schwerfallen.«
»Es ist sehr wichtig.«
»Geben Sie mir die Adresse.«
»Das Sequoia Hotel in San Bernadino.«
»Unter welchem Namen?«
»Das weiß ich nicht. Ich kann ja nicht lesen. Und ich habe keine Möglichkeit, ins Gästebuch zu sehen. Könnte sein, daß ich unter meinem eigenen Namen eingetragen bin.«
»Das wäre allerdings übel«, sagte Bertha.
»Ich kann Ihnen die Zimmernummer geben.«
»Und die heißt?«
»420.«
»Das ist alles, was ich brauche. Warten Sie dort, bis Sie von mir hören.«
»Ich muß Sie sobald wie möglich sprechen.«
»Klar. Warten Sie dort.«
»Scheint, Sie sind eine sehr beschäftigte Frau«, bemerkte Sergeant Sellers.
»Beschäftigt? Bockmist! Wenn die Leute anfangen, mich mit R-Gesprächen zu bombardieren, dann wird es ein Geschäft mit roten Zahlen.«
»Wahrlich, wahrlich«, stimmte Sellers grinsend zu. »Nun wieder zur Sache, Mrs. Cool. Wir haben Grund anzunehmen, daß Jerry Bollman unter Umständen mit Rodney Kosling zusammen gewesen ist. Können Sie uns darüber etwas sagen?«
»Ich kann nichts machen.
Weitere Kostenlose Bücher