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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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entschuldigte sich Kosling. »Das ist einer der Nachteile, wenn man blind ist. Man kann nie feststellen, ob man ein Innen- oder Außenzimmer hat und ob jemand von einem anderen Zimmer gegenüber hereinsehen kann.«
    »Ja«, sagte Bertha. »Das verstehe ich. Woher haben Sie erfahren, daß man Sie sucht?«
    »Durch das Radio«, sagte er und deutete mit einer vagen Geste in eine Zimmerecke. »Ich bin über das Ding gestolpert. Eigentlich ein Luxus für mich. So eine Art Münzgerät, mit dem sie für die Zeit kassieren können, in der man es benutzt.«
    »Hm«, sagte Bertha. »Fünfzig Cent pro Stunde.«
    »Ich habe es angestellt und Musik und Nachrichten gehört. Dabei habe ich von allem erfahren.«
    »Und was haben Sie dann gemacht?«
    »Sie angerufen.«
    »Und Sie haben die ganze Zeit hier gewartet, ich meine, bevor Sie mich angerufen haben?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Bollman hatte es mir befohlen.«
    »Okay, reden wir darüber. Sagen Sie mir alles, was vorgefallen ist.«
    »Es gibt nichts zu berichten«, sagte er. »Sie müssen mir erzählen.«
    »Sagen erst Sie mir alles, was Sie wissen.«
    »Also gut. Ich habe einen Chauffeur. Ich habe ihn nicht für mich allein. Es gibt noch mehr von uns...«
    »Ja, ja, ich weiß darüber Bescheid. Fangen Sie dort an, wo Sie Bollman kennengelernt haben.«
    »Als ich ihn das erstemal traf, wußte ich nicht, wer er war. Er hat fünf Silberdollar in meine Tasse fallen lassen, einen nach dem anderen und...«
    »Weiter, weiter«, drängte Bertha. »Weiß ich auch schon.«
    »Natürlich habe ich mich wieder an ihn erinnert. Ich erinnerte mich an seinen Schritt, und er hatte einen eigenartigen Geruch um sich, eine sehr ausgefallene Sorte Tabak. Es war ein stechender Dunst.«
    »Gut, Sie haben sich also an ihn erinnert. Wann sind Sie ihm das nächstemal begegnet?«
    »Gestern.«
    »Wann?«
    »Gegen Mittag.«
    »Wie war das?«
    »Er kam gegen zwölf Uhr zu mir nach Hause und sagte: >Sie kennen mich nicht, aber ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen. Wenn Sie die richtig beantworten, könnte etwas für Sie dabei herausspringen.< Er dachte, ich würde ihn nicht erkennen, also auch nicht wissen, daß er es war, der die fünf Silberdollar in meine Tasse geworfen hatte. Wenn jemand nicht will, daß ich ihn wiedererkenne, tu ich ihm eben
    den Gefallen. Also habe ich nur gelächelt und gefragt: >Was wollen Sie denn wissen?< Dann hat er mich über Sie ausgefragt. Wollte hören, ob ich Sie beauftragt hätte, etwas für mich herauszufinden. Natürlich wollte ich ihm nicht zuviel erzählen. Ich blieb mit meinen Antworten etwas undeutlich. Da er mir bis auf die eine Begegnung 'völlig fremd war, wollte ich ihm ungern von meinen privaten Angelegenheiten erzählen. Ich habe ihm gesagt, er sollte sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Sie könnten ihm dann alles sagen.«
    »Und dann?«
    »Dann erklärte er, diese junge Frau, die mir ein Geschenk geschickt hätte, wollte mich sehen. Leider könnte sie nicht zu mir kommen, aber wenn ich zu ihr käme, würde sie es sehr zu schätzen wissen. Er sagte, wir könnten zusammen zu Abend essen, dann würde er mich nach Hause fahren, nachdem ich die Frau getroffen hätte.«
    »Weiter.«
    »Vielleicht können Sie sich nicht vorstellen, wie langweilig und eintönig unsereins lebt. Es ist eine eigenartige Einsamkeit. Wir wohnen mitten in einer großen Stadt. Leute strömen an uns vorbei. Wir lernen sie kennen. Wir hören ihre Schritte und erkennen sie fast so sicher, als ob wir sie sehen könnten. Aber sie sprechen uns nie an. Wenn sie es doch tun, dann geschieht es aus gönnerhaftem Mitleid. Man zieht es schließlich vor, wenn sie überhaupt nichts sagen.«
    Bertha nickte. Dann fiel ihr ein, daß er das Nicken nicht sehen konnte. »Verstehe. Das heißt, ich verstehe gut genug, um zu wissen, worauf Sie hinauswollen. Reden Sie weiter. Geben Sie mir die Fakten, so knapp sie können.«
    »Na ja, es war fast selbstverständlich, daß ich diese Gelegenheit einer Abwechslung sofort ergriff.«
    Bertha überlegte, fragte dann unvermittelt: »Sie hatten viel Geld bei sich, als Sie mich in meinem Büro aufsuchten. Bringt Betteln soviel ein?«
    Er lächelte. »Um die Wahrheit zu sagen, man kann kaum davon leben. Ich führe nicht Buch darüber. Mein Einkommen entspringt einer anderen Quelle.«
    »Warum schleppen Sie sich dann jeden Tag dort an die Bank und...«
    »Nur der Gesellschaft wegen. Um das Gefühl zu haben, noch an den Dingen teilzunehmen. Ich habe damit angefangen, als

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