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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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er.
    »Wirklich?«
    »Sie sind hingegangen, haben sie geöffnet, dann wieder geschlossen und sind gegangen. Sie haben nichts mitgenommen. Ich überlege mir, ob Sie vielleicht etwas hineingetan haben.«
    Sellers nahm eine Lupe aus der Schublade und inspizierte die Spieldose sorgfältig. Er suchte in dem Werk und im ganzen Kasten nach einem Versteck, in dem sich ein Beweisstück verbergen konnte. Als er nichts fand, machte er die Dose wieder zu und betrachtete die Außenseite, starrte das Porträt der jungen Dame an. »Ich möchte wissen, ob das der Schlüssel ist?«
    »Was?«
    »Dieses Porträt. Sie ist nicht zufällig eine verschwundene Erbin, oder?«
    Bertha, die sich wohl fühlte, weil sie die Auseinandersetzung mit der Polizistin gewonnen hatte, rückte sich in ihrem Stuhl zurecht und lachte.
    »Warum lachen Sie?«
    »Weil ich an diese Schönheit aus dem neunzehnten Jahrhundert denken muß«, sagte Bertha. »Ein wohlproportioniertes, frömmelndes Dummerchen, das ein Korsett trug und bei der leisesten Andeutung würzigen Humors in Ohnmacht fiel. Und Sie glauben, ich würde den ganzen Weg von...«
    »Aha!« sagte Sergeant Sellers, als Bertha innehielt. »Jetzt wird es interessant. Den ganzen Weg woher, Mrs. Cool?«
    Bertha biß die Zähne zusammen.
    »Da haben Sie mir beinahe etwas verraten, nicht wahr?« fragte Sellers.
    Bertha, die begriff, wie nahe sie daran gewesen war, »den ganzen Weg von Riverside« zu sagen, begnügte sich damit, zufrieden an ihrer Zigarette zu paffen und ihren Beinahe-Fehltritt durch starres Schweigen wiedergutzumachen.
    Sergeant Sellers betrachtete die Uhr über dem Schreibtisch. »Zehn nach zwei«, sagte er zu sich selber. »Zwar etwas spät, aber letztlich handelt es sich um einen Notfall.«
    Er studierte das Etikett in der Spieldose, schlug im Telefonbuch nach, nahm den Hörer auf, sagte: »Geben Sie mir eine Amtsleitung.« Dann wählte er eine Nummer.
    Nach ein paar Augenblicken sagte er höflich: »Tut mir leid, Sie um diese Zeit noch gestört zu haben. Hier spricht Sergeant Sellers vom Polizeihauptquartier. Ich rufe an, weil ich einem wichtigen Hinweis in einem Mordfall nachgehe. Spreche ich bitte mit Mr. Britten G. Stellman? Ja? Dann sagen Sie mir, ob Sie sich an eine Spieldose erinnern können, eine altmodische mit einer Metallwalze. Auf der einen Seite ist eine Landschaft aufgemalt, ein Mädchenporträt auf der anderen. Die Dose spielt >Bluebells of Scotland< und — ach, verstehe, dann erinnern Sie sich also? Ja. Wie hieß sie? Josephine Dell, nicht wahr?«
    Sergeant Sellers schwieg einige Sekunden und hörte der Stimme am anderen Ende zu. Dann sagte er: »Gut, ich wiederhole alles, damit wir sicher sind, daß ich Sie richtig verstanden habe. Diese Josephine Dell ist vor etwa einem Monat zu Ihnen gekommen, hat die Spieldose gesehen und gesagt, sie würde sie gern kaufen, hätte aber nicht genügend Geld, sie sofort zu bezahlen. Sie hinterließ eine kleine Anzahlung, damit sie für neunzig Tage aufbewahrt würde. Mittwoch hat sie bei Ihnen angerufen und mitgeteilt, daß sie das Geld jetzt hätte und Ihnen telegrafisch zuschicken würde. Sie bat Sie, die Spieldose durch einen Boten bei dem Blinden abliefern zu lassen, ohne ihm zu sagen, woher sie kam. Er sollte nur sagen, daß sie von einer Freundin käme. Stimmt das alles?«
    Wieder schwieg Sellers einige Sekunden. Dann sagte er: »Okay. Noch eine Frage. Woher kam die telegrafische Anweisung, die sie schickte? Redlands? Sie wissen nicht zufällig, ob sie in Redlands wohnt? Ach, verstehe, Sie glauben, daß sie in Los Angeles wohnt und sich nur auf der Durchreise in Redlands befand. Sie wissen nicht, ob sie mit diesem Blinden verwandt ist? Sie hat nichts darüber gesagt, oder? Sie haben sie nur dieses eine Mal gesehen, als sie die Anzahlung machte? Hat sie erwähnt, wo sie arbeitet? Verstehe. Vielen Dank. Ich hätte nicht angerufen, wenn es nicht äußerst dringend wäre. Ich kann Ihnen versichern, daß Ihre Hilfe sehr nützlich ist. Ja, Sergeant Sellers von der Mordkommission. Wenn ich das nächste Mal in Ihrer Gegend bin, schaue ich einmal herein. Falls Sie in der Zwischenzeit noch irgend etwas erfahren sollten, dann rufen Sie mich doch bitte an. Schön, danke sehr, auf Wiederhören.«
    Sellers legte auf, drehte sich zu Bertha Cool hin und schaute sie an, als sähe er sie zum erstenmal.
    »Sehr interessant«, meinte er.
    »Verstehe ich nicht.«
    »Mir kommt gerade in den Sinn, ob dieses R-Gespräch heute nachmittag nicht zufällig

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