Furious love
Dreh schien ihre Anwesenheit auch hier das gesamte Team zu beleben. Jeder – von dem schroffen Henry
Hathaway bis hin zum letzten Hilfsassistenten – freute sich, dass sie da war. Alle sagten hinterher zu Richard, dies sei der beste Drehtag gewesen. Die gute Stimmung hielt den ganzen Abend an. Irgendwann gingen Richard und Elizabeth ins Hotel und trotz Operation und kraftraubender Hitze loderte das alte Feuer ihrer Leidenschaft wieder auf. Elizabeths Gegenwart und ihr Körper verscheuchten Richards Melancholie. Es war, als hätten sie sich gerade erst kennengelernt, und obwohl Richard nichts getrunken hatte, kehrte seine Lust zurück. Die Hitze der Wüste hatte Richards altes Übel, die Akne, wiederaufblühen lassen, doch Elizabeth machte sich nichts draus, und sie küsste seinen Rücken und seine Schultern trotz der Pusteln. Wie immer in heißem Klima schien Elizabeth auch diesmal förmlich zu glühen und die beiden konnten nicht genug voneinander bekommen.
Einhundertvierzig Tage ohne Alkohol.
Nachdem Elizabeth und die Kinder am 13. Juli nach Los Angeles zurückgekehrt waren, schrieb ihr Burton, der sie schon wieder fürchterlich vermisste, einen anderthalbseitigen Brief. Er machte sich Sorgen, er könne »wieder einen Gichtanfall« bekommen, weil er beim Dreh gegen die Jeeptür treten musste (»der Fuß tut noch weh, ist aber noch nicht gichtig«) und bedauerte sie, weil sie offenbar gerade eine Krone verloren hatte.
Inzwischen hatte Richard zugesagt, in dem Low-Budget-Thriller Villain mitzuspielen, der in London gedreht werden sollte. Sie hatten vor, den Super Chief -Zug nach Chicago, dann nach New York zu nehmen und von da mit der Queen Elizabeth 2 nach England zu schippern. Außerdem planten sie eine zehnte gemeinsame Produktion: Hammersmith ist raus , eine Komödie, die zum Teil in der Psychiatrie spielt und die Faust-Geschichte als Grundlage hat. Wieder Faust! Der Produzent Alex Lucas brachte Burton das Drehbuch vorbei, und sie besprachen, ob man den Dreh komplett nach Mexiko verlagern könne, das Richard so sehr liebte. Am 25. Juli schrieb er Elizabeth:
Geliebter Zahnschmerz,
vielleicht besuche ich Dich heute, aber das kann ich erst später sagen … Jim meint, wir fahren am ersten mit dem Super Chief los und am sechsten sind wir dann auf der QE2 . Also, welche Bücher nimmst Du mit? Und frühstückst Du dann mit mir, während erst Kansas an uns vorbeizieht und dann Illinois …? Ref 541
Lucas kommt mit den Skripts. Sprechen darüber, nur in Mexiko zu drehen. Das ist gut möglich, wenn man es sich überlegt … Für das schicke Haus könnten wir eines in Acapulco nehmen. Und für die Klapse braucht man nur irgendeinen großen Raum, stellt Betten rein, befestigt ein paar Gitter vor den Fenstern und ab geht’s!
…
Ich liebe Dich fürchterlich, schrecklich,
entsetzlich. Bis bald …
Noch vier Tage …
Rich
Nachdem er sich am Morgen des 26. Juli, einem Sonntag, Speck gebraten und ein wenig gelesen hatte, schrieb Burton Elizabeth wieder und ermunterte sie, ein Angebot für einen Film anzunehmen, der zur selben Zeit wie Villain in London gedreht werden sollte, eine Adaption von Edna O’Brien’s Roman Zee & Co. »Liebe so lang und weit Entfernte«, schrieb er, Ref 542
Ich bin sehr ungesellig, wenn ich nicht trinke. Und nicht besonders lustig, wenn Du nicht da bist. Ich hoffe, mein Mädchen hat nicht zu arge Zahnschmerzen? … Machst Du den Film? Liebst Du mich? Willst Du eine faule Nudel sein und nie mehr arbeiten? Seit ich aufgehört habe zu saufen, mag ich es, nicht zu arbeiten. Aber wir können nicht aufhören.
Wieder machten sie sich nicht nur wegen der Filme auf den Weg nach London: Elizabeths ältester Sohn Michael Wilding jr. heiratete dort im Oktober seine Verlobte Beth Clutter in der Caxton Hall – dort, wo Elizabeth vor scheinbar ewigen Zeiten seinen Vater geheiratet hatte.
Im Super Chief in Richtung Osten hatten Elizabeth und Richard erstmals seit einem Jahr wieder die Gelegenheit, Zeit nur zu zweit zu verbringen. Es war eine idyllische Reise. Sie liebten sich in dem schnell dahingleitenden Zug und Elizabeth kicherte über Richards »neue Technik«, dabei war es nur das Schaukeln des Zuges. Ihr Arzt hatte ihr von der Reise abgeraten, doch sie hatte sich mittlerweile sehr gut erholt, und das genossen sie beide. Allerdings kam es in diesem Zug auch zu einem verhängnisvollen Neubeginn: Zum ersten Mal seit vier Monaten genehmigte Richard sich einen Drink.
»Habe die wichtigste
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