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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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Gott, dachte Sebastian inbrünstig, o Gott. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal . . . Wie hatte der Priester doch gleich gebetet im Krankenhaus?
    Der Verfolger hatte offenbar damit gerechnet, sein Opfer an der Tür zu erwischen, und stürmte, den Blick starr in die Höhe gerichtet, an der Nische vorbei und die nächste Treppe hinauf. Nach dem nächsten Absatz konnte Sebastian keine Schritte mehr hören. Der Mann war stehen geblieben. Vielleicht, um zu lauschen, dachte Sebastian. Sein Verfolger musste ja damit rechnen, dass er vielleicht doch einen der Ausgänge früh genug erreichen würde, um zu verschwinden. Sebastian hörte, wie eine Tür geöffnet wurde. Ja, dachte er, hau ab, geh raus und verschwinde aus meinem Leben. Dann fiel die Tür wieder ins Schloss. War er wirklich gegangen? Nachdem es eine Weile totenstill gewesen war, atmete Sebastian einmal tief durch, und sofort fiel ihm Sareah ein. Was hatte sie ihm gestern noch von dieser Schule erzählt? Ein Interview, sie wollte heute ein Interview mit der Direktorin einer Mädchenschule in Bogenhausen machen. Diese Schule musste Mato gemeint haben. Sebastian sah auf die Uhr. Das Interview sollte in etwa einer halben Stunde beendet sein. Eine halbe Stunde!
    In Sebastians Kopf drehte sich alles. Er musste handeln. Und zwar schnell.
    Plötzlich dachte er an Hobbes. Er hätte nicht sagen können,wieso es gerade Hobbes war, der ihm einfiel. Er musste ihn anrufen.
    Sebastian sah, dass er sein Handy noch immer in der Hand hielt. Er wählte Hobbes’ Nummer. Geh dran, dachte er verzweifelt. Geh dran. Du musst einfach drangehen. Es knackte in der Leitung.
    Erleichtert stöhnte Sebastian auf. »Hobbes! Du bist da. Gott sei Dank!«
    »Sebastian? Was ist los?«
    Im Moment war von seinem Verfolger nichts zu hören. Offenbar hatte er das Treppenhaus tatsächlich verlassen. Sebastian stieg, das Handy am Ohr, die Treppe leise wieder hinunter. »Hobbes, wenn ich jemals deine Hilfe gebraucht habe, dann jetzt.«
    »Sebastian? Du steckst wirklich in der Scheiße, was?« Hobbes’ Stimme klang verzerrt, war jedoch gut zu verstehen.
    »Das kann man wohl sagen. Wie lange brauchst du nach Bogenhausen?«
    »Eine halbe Stunde, vierzig Minuten, je nachdem, wohin genau. Steckst du da?«
    »Nein, ich bin im Institut.«
    »Brauchst du das Ding, das du mir gegeben hast?«
    Sebastian musste einen Augenblick überlegen, was Hobbes meinte.
    »Zu spät, Hobbes. Aber vielleicht kannst du es gebrauchen. Pass auf . . .«
    Er hörte, wie sich oben im Treppenhaus eine Tür öffnete. Seine Auszeit war vorbei.
    »Du machst dich jetzt so schnell es geht auf den Weg zur Eichendorfschule«, fuhr Sebastian fort. Er lief jetzt schneller, wechselte das Handy in die rechte Hand, um sich mit der linken am Geländer festzuhalten. »Wenn du da bist, versuch, Sareah zu finden. Es gibt Leute, die wollen sie entführen undmich erpressen. Sie wissen vermutlich, dass ich die Dateien habe. Bitte, Hobbes, beeil dich . . .«
    »Ja, aber . . .«
    »Die Typen sind von der IS/STA«, erklärte Sebastian. »Sareah wird in etwa einer halben Stunde die Schule verlassen. Du musst . . .« Er stolperte Etage für Etage tiefer durchs Treppenhaus.
    »Hobbes . . . Die Typen meinen es ernst!«
    »Bin schon unterwegs, wo erreiche ich dich . . .«
    »Ich weiß es nicht, Hobbes. Beeil dich.« Das Herz schlug Sebastian bis zum Hals.
    Hobbes legte den Hörer auf. Er schloss die Augen, holte tief Luft und konzentrierte sich. Er fühlte, wie sich sein Herzschlag verlangsamte. Er nahm Sebastians Pistole und ein Magazin aus der Schublade der Kommode. Geschickt führte er das Magazin in die Waffe und legte sie neben das Telefon, nahm seine Jacke vom Haken an der Tür und zog sie an. Hinter den Büchern im Regal lag das zweite Magazin. Er steckte es zusammen mit der Pistole in die Außentasche seiner Jacke. Er nahm das Telefonbuch, suchte die Adresse heraus und stieg in seine Inlineskates.
    Sobald er auf der Straße war, begann er zu laufen. Er musste mit seinen Energiereserven gut haushalten.
    Die Unsöldstraße war zum Glück nur wenig belebt. Die Turnschuhe in seinem Rucksack schlugen ihm schwer gegen den Rücken. Auf den Bürgersteigen der Prinzregentenstraße drängten sich Fußgänger und Radfahrer – er war mitten in die Rushhour geraten. Während er auszuweichen versuchte, ohne an Tempo zu verlieren, dachte er nach. Wie konnte er Sareah abfangen? Hoffentlich erregte er durch sein Tempo nicht die Aufmerksamkeit der Polizei.
    Es gab

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