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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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Sebastian zu, hielt kurz inne und kehrte zurück zum Schreibtisch. Dort bleib er eine Weile stehen. Dann drehte er sich um und schaute Sebastian ernst an.
    »Vielleicht hast du Recht«, sagte er. »Wenn Christian es so wollte. Es war seine Arbeit. Niemand sonst hat ein Recht darauf. Auch wenn . . . Ach was.« Er holte ein Taschentuch aus seiner Jacke und wischte sich das Gesicht ab. »Wo hast du sie denn?«, fragte er.
    »Ich gehe jetzt ins Zentrum und werde sie dort löschen«, erklärte Sebastian, erleichtert, dass Wallroth ihn verstand.
    Wallroth zwang sich zu einem Lächeln. »Dann geh und tu das, bevor ich es mir überlege und diesen Durchbruch doch noch zu retten versuche.«
    Sebastian verabschiedete sich und machte sich auf den Weg ins Zentrum. Aus dem Augenwinkel sah er noch, wie Wallroth zum Telefonhörer griff.
    Mit weichen Knien ging Sebastian an den Porträts der großen Neurologen vorbei durch den langen Flur zum Treppenhaus. Er stemmte die schwere Eisentür auf und tastete nach dem Lichtschalter. Hier brannte selten Licht, da kaum jemand die Treppe benutzte. Einige Neonröhren flackerten.
    Das Echo seiner Absätze auf den Betonstufen klang hohl. Aus reiner Gewohnheit warf er auf jedem Treppenabsatz einen Blick in die dunkle Ecke. Aber heute stellten sich bei ihm keine Erinnerungen an die Ängste seiner Kindheit ein.
    Die Treppen bis zum ersten Absatz brachte er langsam hinter sich, wie in Trance. Dann, als sei er plötzlich aufgewacht, sprang er den Rest des Weges immer drei Stufen auf einmal hinunter. Als er die unterste Ebene erreicht hatte, sah er auf die Uhr. Es war schon spät. Blumenthau hatte sich vermutlich gerade auf den Weg nach Hause gemacht. Aber Sebastian wusste ja, wie er an den Code kam, um direkt ins Herz des Instituts zu gelangen.
    Er hatte die Klinke schon in der Hand, als sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Es war Mato.
    »Sebastian, ich muss – – –« Der Rest des Satzes war nicht zu verstehen. Der Empfang hier unten war sehr schlecht.
    »Mato? Was ist los?«, rief Sebastian in den Hörer.
    Der nächste Satz des Chinesen war deutlicher zu verstehen.
    »Hör zu. Du erinnerst dich doch, als Robert mit uns Steadmans Computer gehackt hat, da hatte er doch – – –« Wieder löste sich seine Stimme im Rauschen auf. Sebastian versuchte, den Bruchstücken von Matos Sätzen einen Sinn zu entnehmen.
    » – – – haben uns die CDs mit den Daten noch einmal vorgenommen und überprüft – – –« Matos Stimme verzerrte sich zu einem metallischen Knarren.
    »Was?«, rief Sebastian in den Hörer. »Ich verstehe dich kaum. Was ist mit Steadmans Computer?«
    » – – – auf etwas gestoßen. Es gab da einen Ordner, der Projekt CocaFake heißt.«
    Sebastian begriff erst nicht. Dann wurde ihm heiß. »Was?«
    Mato dachte, Sebastian hätte den Satz nicht verstanden und wiederholte. Der nächste Satz kam klar rüber. »In diesem Ordner haben wir einen Text-File gefunden, der SafeMail heißt. War der einzige Name, unter dem man sich was vorstellen konnte. Wir haben uns – – –« Wieder verzerrte sich Matos Stimme.
    » – – – Briefwechsel dabei zwischen ihm und Dietz!« Sebastianhatte die Augen geschlossen und hörte konzentriert zu, als Mato weitersprach.
    » – – – neuere E-Mails von Dietz. Sie vermuten, dass du die Daten von deinem Vater hast, sind sich aber nicht sicher.«
    Sebastian, der die Türklinke während des Gesprächs nicht losgelassen hatte, drückte sie nun langsam hinunter. Die Daten seines Vaters. Er musste sie sofort zerstören.
    »Sie wollen – – –«
    »Was wollen sie?«, rief Sebastian.
    »– – – – sie dich erpressen können, falls du die Daten hast.«
    Während er die schwere Tür zum Zentrum öffnete, fiel sein Blick in Blumenthaus Büro. Irgendetwas war seltsam, anders als sonst. Er blieb in der Tür stehen. Was hatte Mato da eben gesagt?
    »Hast du mich verstanden?«, fragte Mato. »Sie wollen dich erpressen.«
    »Mich erpressen?«, entfuhr es Sebastian.
    Blumenthaus Büro lag so, dass er, wenn er hinter seinem Schreibtisch saß, durch eine Glasscheibe auf die Fahrstuhltür sah. Die Tür zum Treppenhaus öffnete sich seitlich zum Büro. Von hier aus konnte man in den kleinen, abgetrennten Raum hineinsehen.
    »Ja«, fuhr Mato fort. »Er muss ihnen empfohlen haben . . .«
    An der Glasscheibe reflektierten rote Punkte das Deckenlicht, die aussahen wie . . .
    ». . . Sareah zu entführen.«
    . . . Blutspritzer.
    »WAS?«, schrie Sebastian.

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