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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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den Fahrstuhl. Und der würde ganz bestimmt dort nicht auf ihn warten. Wieder eine Tür. Im Vorbeirennen sah er die Etagenkennzeichnung: 2 U. Zweites Untergeschoss. Viel tiefer ging es jetztnicht mehr. Aber die Zahl erinnerte ihn an etwas: seinen Ausflug in die Unterwelt, seine Suche nach dem Alien. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Entweder endete sein Leben am Fuß dieser Treppe oder . . . Hätte er doch nur die Pistole gehabt. Hoffentlich konnte Hobbes wenigstens etwas damit anfangen. Sareah! Und seine Gedanken flogen weiter, zu ihr. Er sah sie vor sich . . . erinnerte sich an ihr Lachen, wie sie den Kopf zurückwarf, wenn sie kam. Er merkte, dass er eigene Erinnerungen mit denen seines Vaters vermischte, Wünsche, Träume . . . Seltsam, was einem in so einem Augenblick durch den Kopf ging.
    Jetzt kam der Absatz zwischen dem ersten und dem zweiten Untergeschoss. Er stürzte in die Nische hinein, ins Dunkel, sah das schwache Glitzern von stumpfem Metall. Dann riss er am Rahmen der Abdeckung, stemmte seine Füße gegen den Boden. Mörtel flog ihm ins Gesicht, in seinem Kopf dröhnte das Echo näher kommender Schritte. Es krachte, und er hielt die Metallabdeckung in den Händen. Vor ihm gähnte das Loch in der Wand. Er ließ das Gitter polternd zu Boden fallen. Dann sprang er hoch, wuchtete sich in die Öffnung hinein. Seine Knie rutschten ab, während sein Oberkörper schon in der Wand verschwand. Verzweifelt strampelte er, Staub und Dreck flogen hinter ihm aus dem Loch. Dann war er drin. Die Röhre war nicht hoch genug, um zu knien. Er stützte sich auf die Ellenbogen und Knie. Vorwärts, vorwärts, links und rechts flogen seine geballten Fäuste vor seinem Gesicht in das dämmerige Licht, das seinen Weg an seinem Körper vorbei in die Röhre fand, während er sich von einem Arm auf den andern nach vorn warf. Tiefer und tiefer hinein ging es, erst in der Waagerechten, dann folgte eine sachte Steigung. Irgendwo hinter ihm würde jetzt eine Waffe in das Rohr hineingehalten werden, und ein Geschoss aus Metall würde auf ihn abgefeuert, mit rasender Geschwindigkeit würde es auf ihn zufliegen, sichum sich selbst drehend, würde ihn erreichen und . . . Seine Gedanken kamen nicht weiter als bis zu diesem Punkt. Er hatte nur dieses Bild vor Augen: ein Stahlmantelgeschoss, in rotierendem Flug, eine Staubfahne hinter sich herziehend. Seine Gesäßmuskeln verkrampften sich dort, wo er den Einschlag erwartete, sein Unterleib ein einziges Kribbeln.
    Wann kam der Schuss? Er wühlte sich weiter durch den Staub voran. Noch immer nichts. War es vielleicht so, dass man den Schuss, der einen traf, nicht mehr hörte? Die Steigung des Rohrs nahm zu. Jetzt ging es steil nach oben.
    Plötzlich spürte Sebastian feine Nadelstiche, wo Betonstückchen auf seinen Beinen landeten, dann hörte er den Knall der Waffe. Aber es tat nicht weh. Wann kam der Schmerz? Er spürte nichts.
    Sebastian robbte weiter. Die Kugel musste hinter ihm in die Röhrenwand geschlagen sein und ein Loch hineingerissen haben. Die Krümmung der Röhre hatte ihm das Leben gerettet. Er spürte ein Prickeln am ganzen Körper. Ihm war schlecht, schwindlig. Die Wände der Röhre schienen auf ihn einzustürzen, und er begann, gegen den Beton zu trommeln und mit den Füßen zu strampeln. Aufhören, schrie er lautlos. Das ist doch lebensgefährlich. Ich könnte verletzt werden. Ich könnte sterben. Tränen strömten aus seinen Augen und vermischten sich mit dem Staub in der Röhre. Verzweifelt schob Sebastian sich weiter.
    Die Röhre verlief jetzt wieder in der Waagerechten. Das Material hatte sich verändert. Es war etwas weicher. Statt auf Beton kroch er hier auf Kunststoff. Es war eine der typischen Leitungen, die in manchen Gängen des Instituts funktionell, aber undekorativ die Decken verzierten. Er hielt einen Augenblick an, legte sich hin, das Gesicht im Dreck. Etwas Kleines, Zerbrechliches knirschte unter seiner Wange. Er nahm es zwischen die Finger. Mäuseknochen.
    Von hinten kam ein Geräusch. Ein schabendes, raues Kratzen.
    Der Killer war ihm in die Röhre gefolgt.
    Wie hatte er nur so dumm sein können. Natürlich gehörte der große, schwarze Wagen der IS/STA.
    Hobbes erreichte das Cabrio und hechtete hinein, presste seinen Oberkörper gegen das Lenkrad, während er die Enden der Drähte zusammenbrachte, die zum Zündschloss führten. Der Wagen sprang mit einem satten Brüllen an. Er trat die Kupplung durch und konnte gerade noch verhindern, dass er den Motor

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