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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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endlich draußen war, hob er die Waffe und richtete sie auf Hobbes. Der warf sich hinter die Mauer. Ein Schuss knallte und man hörte aufgeregte Schreie und eilige Schritte. Hobbes griff nach seiner Pistole und rollte sich einige Meter an der Mauer entlang zur Seite. Dann richtete er sich vorsichtig auf und sah hinüber. Der Dicke bewegte sich auf die Stelle zu, wo Hobbes gerade noch gelegen hatte. Der Mann hielt die Pistole mit ausgestrecktem Arm; daran, dass er die Absicht hatte, sie zu benutzen, bestand kein Zweifel. Hobbes richtete seine Waffe auf den Dicken. Dererschrak, und trotz der Trägheit seiner Masse warf er sich herum und rannte blitzschnell zum Wagen zurück, um dahinter Deckung zu nehmen. Idiot, dachte Hobbes, versteckst dich hinter einem Pulverfass. Er zog den Kopf zurück und hörte eine Kugel über seinen Scheitel hinwegfliegen. Auch Sareah hatte inzwischen Deckung hinter der Mauer gesucht. Verwirrt sah sie ihn an. Er bedeutete ihr, unten zu bleiben. Dann überlegte er. Er kam hier kaum weg, wenn er nichts gegen den Dicken unternahm. Dieses Arschloch musste den Verstand verloren haben. Jetzt kann ich mich nur noch wehren. Wunderbar, dachte Hobbes. Du blöder Mistkerl, ich will diese Scheiße hier nicht. Warum muss mir das passieren? Scheiße!
    Aber er hatte keine Wahl. Es wäre ja völlig sinnlos, jetzt aufzugeben. Dann musste er damit rechnen, von den Typen auf der Flucht erschossen zu werden. Er machte sich da keine Illusionen. Und die Alternative wäre Knast.
    Vielleicht ist das mein Schicksal, ging es ihm durch den Kopf. Einmal in der Scheiße, immer in der Scheiße. Ich bin eben keine Figur von Charles Dickens. Kein verloren gegangener und wiedergefundener Sohn aus reichem Hause. Auch wenn es mal so ausgesehen hat, als ob ich eine Chance gehabt hätte. Eigentlich schade.
    Also gut, dachte er. Du oder ich.
    Wieder hörte er einen Schuss. Er rollte einige Meter zur Seite. Dann konzentrierte er sich, überlegte, wie das Szenario bei den Wagen von hier aus aussehen musste. Er drückte den Rücken an die Mauer und zog die Beine so weit es ging unter den Bauch. Er hatte schon lange keine Waffe mehr benutzt. Aber früher war er kein schlechter Schütze gewesen. Er atmete aus, drückte sich auf die Knie hoch, drehte sich dabei, hob die Pistole mit der rechten Hand, umfasste das Handgelenk mit der Linken und zielte. In diesem Augenblick sah er den Kopf des Dicken hinter dem zerdrückten Kofferraum der Limousine.Der Arm mit der Pistole war in Richtung Schule ausgestreckt und strich horizontal den Bereich über der niedrigen Mauerkrone ab, wo er Hobbes vermutete. Jetzt bewegte sich die Waffe von Hobbes’ Standort weg. Als der Dicke ihn sah, riss er die Waffe herum und versuchte zu schießen. Aber Hobbes hatte seine Zeit genutzt und sauber gezielt. Er spürte den Rückstoß der Waffe in Ellenbogen und Schultergelenk, als er feuerte. Dann warf er sich zu Boden. Im Fallen erfasste ihn der Druck der Detonation, als der Tank der Limousine explodierte. Ein Gefühl wahnwitziger Hoffnung erfasste ihn, während er herumgewirbelt wurde und unsanft auf dem Schotter des Schulhofes landete.
    Er hatte den Fahrzeugtank genau getroffen. Seine alten Freunde wären stolz auf ihn gewesen, dachte er bitter. Ein Regen aus kleinen und größeren Metallteilen, Plastik und Glas stürzte auf ihn herab. Hobbes drückte sein Gesicht auf den Boden.
    Dann war es still. Von jenseits der Mauer vernahm man ein leises Knacken und Prasseln. Er richtete sich auf und starrte auf das Desaster vor sich. Die Limousine und der Sportwagen brannten lichterloh. Dunkler Qualm stieg in schwarzen Wolken auf. Rund um die Autowracks brannte das Benzin. Eine Treibstoffspur lief in den Rinnstein und von dort als kleiner feuriger Bach die Straße hinunter. Die Fensterscheiben des nächstgelegenen Hauses waren gesprungen, an den unteren Ästen der Platanen, die die Straße vom Schulhof her beschatteten, züngelten kleine Flammen und erloschen auf Blättern, die sich zu schwarzen Fingern verkrümmten.
    Von dem Dicken war nichts zu sehen. Er musste hinter dem Wagen sein. Aber er konnte sehen, was die Explosion mit den anderen Männern angestellt hatte. Der Körper des einen lag wie eine angeschwärzte Puppe auf der Schulhofmauer. Der Fahrer hing noch immer halb auf seinem Sitz und stand lichterlohin Flammen. Der Geruch von verbranntem Haar und Fleisch lag in der Luft. Hobbes erbrach sich. Aus einiger Entfernung hörte er eine Polizeisirene. Die Gaffer

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