Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
Vom Netzwerk:
abwürgte. Dann gab er Gas und der Wagen schoss auf die Straße hinaus, dreißig Meter von der Limousine entfernt. Die Aktion hatte ihn zwar nur fünfzehn Sekunden gekostet, doch Sareah war nur noch wenige Schritte von der Beifahrertür des großen Wagens entfernt, als Hobbes mit dem Sportwagen auf die Straße schleuderte.
    Hobbes schrie, so laut er konnte, Sareahs Namen und presste den Handballen auf die Mitte der Lenksäule, in der Hoffnung, dass dort die Hupe saß. Er hatte Glück. Durch den Lärm drang seine Stimme kaum bis auf die Straße. Dennoch blickte Sareah plötzlich zu ihm herüber. Sie sah den Wagen über die Straße auf sich zukommen und kniff die Augen zusammen. Sie trat einige Schritte vom Straßenrand zurück. Hobbes kurbelte verzweifelt am Lenkrad, um sein Gefährt direkt auf das Heck der Limousine auszurichten. Die Beifahrertür des großen Wagens öffnete sich. Hobbes trat das Gaspedal bis zum Boden durch. Der Sportwagen hob den Bug und schoss auf sein Ziel zu wie ein Schnellboot. Sareah reagierte so, wie Hobbes es gehofft hatte. Er sah, wie sie sich zur Seite warf und hinter der niedrigen Schulhofmauer verschwand. Wer immer in der Limousine saß – er hatte noch nicht begriffen, was passierte. Hobbes sah, wie ein Mann aufdem Beifahrersitz sich aus dem Wagen herausbeugte und sich irritiert nach ihm umblickte.
    Leck mich, dachte Hobbes. Leck mich am . . . Die Spitze des Sportwagens bohrte sich in den Kofferraum der Limousine und drückte ihn zusammen. Hobbes spürte, wie er aus dem Sitz gehoben wurde. Er betete, dass der Sitz sich nicht losreißen und ihn nach vorn schleudern würde. Aber der Anlauf, den der Wagen gehabt hatte, war dafür nicht groß genug gewesen. Hobbes’ Gesicht schlug in den Airbag, der vor ihm explodierte. Die Limousine wurde nach vorn geworfen und knallte dumpf gegen einen Laternenpfahl. Hobbes konzentrierte sich auf seinen Körper. Er fühlte seine Beine nicht und erschrak. Doch dann kam das Gefühl zurück, zusammen mit einem stechenden Schmerz im rechten Fuß. Er bekam ihn nicht frei. Der Fuß steckte unter dem Bremspedal, und sein Schuh hatte sich dort verkeilt. Er beugte sich vor, drängte sich am Airbag vorbei, bis er mit beiden Händen das Pedal erreichte. Er riss daran und bekam den Fuß schließlich los. Dann nahm er seine Jacke vom Beifahrersitz und sprang so schnell wie möglich aus dem Wagen. Draußen ließ er sich sofort fallen und landete in einer Mischung aus Öl, Benzin, Glas- und Plastikscherben. Vorsichtig sah er sich um. In der Limousine rührte sich nichts. Er zog die Pistole aus der Jackentasche und sprintete hinüber zum Schulhof. Dort hechtete er über die kleine Mauer und landete nicht weit von Sareah, die ungläubig auf das Chaos starrte. Dann sah sie zu ihm herüber, als wäre er der erste Mensch, den sie in ihrem Leben sah: natürlich, die Pistole!
    »Hobbes?«, fragte sie fast lautlos.
    Er nickte und versuchte ihr mit einer Geste klar zu machen, dass sie sich sofort von den Autos entfernen mussten. In der Limousine hatte sich noch immer nichts gerührt. Er stand auf und zog Sareah beiseite, während sie ihn ungäubig ansah.
    »Was ist hier los?«, fragte sie. Sie schien einen Teil ihrer Fassung wiedergewonnen zu haben.
    Mit der Pistole in der Hand lief er vorsichtig zu den beiden Autos. Es roch nach Benzin und glühendem Metall. Das Kühlwasser der Limousine lief aus und zischte bei der Berührung mit dem heißen Motor. Der Mann vom Beifahrersitz lag neben dem Auto auf dem Boden. Von der Stirn lief ein dünnes, rotes Rinnsal, das sich in einer Lache unter dem Kragen seines weißen Hemdes sammelte. Der Fahrer hing unter dem Armaturenbrett. Er war nicht angeschnallt gewesen und offensichtlich nicht bei Bewusstsein. Ein Blick in den hinteren Teil des Autos zeigte Hobbes, dass sich dort etwas tat. Ein dicker Mann bemühte sich, auf dem Boden des Wagens etwas zu finden. Hobbes konnte zuerst nur seinen Stiernacken sehen. Als der Dicke sich kurz aufrichtete und nach Luft schnappte, war ein leeres Pistolenhalfter unter seiner Achsel zu erkennen. Hobbes lief zurück zu Sareah.
    Aus den benachbarten Häusern waren inzwischen eine Menge Leute gekommen, andere hingen in den Fenstern und starrten herüber. Hobbes wandte sich wieder den Autos zu. Der Dicke rumorte noch immer im Fond herum. Dann öffnete sich eine der hinteren Türen, und der Mann quälte sich mit Mühe aus dem Auto. Hobbes konnte sehen, dass der Dicke eine Pistole in der Rechten hielt. Als er

Weitere Kostenlose Bücher