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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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holte ein zerfleddertes Taschenbuch heraus. Er reichte es Sebastian. Auf dem Umschlag war eine idyllische Landschaft dargestellt. Der Untertitel lautete ›Die Gefährten‹.
    »Tolkien hat nach dem Ersten Weltkrieg in Oxford Wortgeschichte der Mythologie gelehrt«, erklärte Robert. »Irgendwann hat er eine eigene Sprache entwickelt und um diese eine Sagenwelt namens Mittelerde aufgebaut. Das hier«, er wies auf das Buch auf dem Tisch, »ist der erste Band seiner Trilogie ›Der Herr der Ringe‹.«
    Er wandte sich an Sebastian. »Jetzt zu ›Mellon‹. Im Kapitel ›Eine Wanderung im Dunkeln‹ versuchen die Hauptfiguren in eine Zwergenmine einzudringen. Sie kriegen die Tür nicht auf, aber im Mondlicht sehen sie, dass etwas an den Felsen geschrieben steht. Schlag mal das Buch auf, ich habe einen Zettel zwischen die Seiten gelegt.«
    Sebastian öffnete das Buch, und ein Stück Papier fiel heraus. Er hob es auf. Es war eine Spielkarte. Die Herzdame. Dass es eine Dame war, konnte man allerdings nicht an der Kleidung erkennen. Sie trug nämlich keine.
    »Oh. Die habe ich schon vermisst«, meinte Robert, ohne rot zu werden.
    Auf der aufgeschlagenen Seite prangte eine Zeichnung: ein mit einer fremdartigen Schrift verzierter Torbogen auf zwei Säulen.
    »Das soll Zwergensprache sein«, erklärte Mato.
    »Tatsächlich ist es aber Elbensprache«, fiel Robert ein. »Es heißt da unter anderem Pedo mellon a minno. Gandalf, der Zauberfritz in der Truppe, übersetzt das mit Sprich, Freund, und tritt ein. Er glaubt, sie bräuchten ein Losungswort, das nur Freunde kennen. Aber ihnen fällt keines ein. Irgendwann kommen sie dann darauf, dass sie bloß Freund zu sagen brauchen. Und sie rufen natürlich nicht Freund, sondern . . .«
    »›Mellon‹«, warf Mato ein. »Stimmt, das heißt ja Freund . Dein Vater kannte die Story offensichtlich gut.«
    Robert kratzte sich am Kopf. »Überraschend. Aber die Parallele ist offensichtlich.«
    »Vielleicht muss man nur ›Mellon‹ eintippen?«, meinte Mato. »Aber was soll dann dieser ganze Quatsch mit dem Narren?«
    »Wie wäre es, wenn wir es einfach ausprobieren?«, schlug Sebastian vor.
    Im Büro seines Vaters war es zu dritt ziemlich eng. Sebastian setzte sich in den Schreibtischsessel. Es war ein seltsames Gefühl. Das Leder war kühl, und doch fühlte es sich irgendwie warm an, als wäre sein Vater gerade erst von dem Sessel aufgestanden. Fast erwartete Sebastian, dass Christian Raabe hereinkommen, sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansehen und mit einer lässigen Handbewegung aus dem Zimmer werfen würde. Reiß dich zusammen, dachte er. Dein Vater wird nie wieder durch diese Tür kommen. Er schaltete den Computer an. Als das
Ready
erschien, tippte er
@CR
ein und drückte die Eingabetaste. Der Bildschirm wurde hell. Dann tauchte derrote Funke auf und verwandelte sich wie schon beim letzten Versuch in die Buchstaben, die den seltsamen Satz bildeten:
    Ne stultus quidem usus sit isto computatore, Mellon
    »Also, das ist Latein«, bemerkte Robert. So weit war Sebastian auch schon gekommen.
    »Ich weiß. Es heißt: Nur ein Narr benutzt diesen Computer, Mel . . .«
    »Nein«, unterbrach ihn Mato. »Es heißt: Nur ein Narr benutze diesen Computer. Usus sit .«
    Robert überlegte und schüttelte dann den Kopf. Mato hatte Recht. Wieso konnte ein Chinese so gut Latein?
    »Wieso kann ein Chinese so gut Latein?«
    »Weil die Unfähigkeit eulel hochachtenswelten Folschungsleisenden, unsele Splache zu lelnen, uns Kindel des Ostens zwang, eule Splache zu ellelnen. Nun tipp schon das Zauberwort ein, und dann werden sich für dich Tür und Tor zu Bit und Byte öffnen«, antwortete Mato.
    Sebastian machte weiter.
    Mellon
    Einige Sekunden geschah nichts. Dann explodierten die Buchstaben mit einem Knall, und Bruchteile schienen zusammen mit Lichtfetzen durch die Glasscheibe auf den Betrachter zuzurasen. Sebastian erschrak und sprang vom Stuhl.
    Auf dem Bildschirm drehte sich eine dreidimensionale Narrenkappe.
    »Was war denn das?«, fragte Robert verdattert.
    »Was wohl«, brummte Mato und stand auf. »Haben wir vielleicht ein falsches Passwort eingegeben?«
    »Also, so einfach ist es offensichtlich doch nicht.« Sebastian schüttelte den Kopf.
    »Sieht so aus«, stimmte Robert zu. »Ich persönlich denke, wir können auch einen simplen Tastencode ausschließen, weilSebastian niemals darauf kommen könnte. Geburtstage und so werden es wohl auch nicht sein. Nur blöd, dass das ein Standalone-Rechner

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