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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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Wissenschaftler. »Na ja, das ist eine dumme Frage. Ich meine, geht es dir halbwegs gut? Kommst du zurecht?« Er hatte Sebastian eine Hand um den Oberarm gelegt und hielt ihn fest. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Es tut mir so verdammt Leid, dass ich nicht früher kommen konnte. Ich wollte mich gestern gleich in den Flieger setzen, als ich gehört hatte, was passiert ist. So genau weiß ich immer noch nicht, was los ist. Ich habe davon bisher nur in den Zeitungen gelesen. T RAGISCHER U NFALL und so. Ich wollte sofort kommen, damit du nicht so allein dastehst. Aber dann dachte ich mir, dass dich eigentlich keine Tante Frank in den Arm nehmen muss.« Er sah Sebastian ernst in die Augen.
    Sebastian grinste ihn an. »Schon gut. Aber jetzt bin ich verdammt froh, dich zu sehen«, antwortete er.
    Wallroth nahm Sebastian noch einmal in den Arm, hielt ihn fest und schaute ihn von oben bis unten an.
    »Lass uns reden, Sebastian«, Wallroth deutete auf Christian Raabes Bürotür, »komm.«
    Er setzte sich in den Bürosessel, Sebastian ließ sich auf der Kante des Tisches nieder, so saßen sie sich halbwegs gegenüber.
    »Wenn du jemanden oder irgendetwas brauchst, dann musst du mir das sagen, okay? Ich meine das ernst.«
    »Weiß ich ja. Danke. Aber Lannert hat schon begonnen, ein paar kompliziertere Dinge zu regeln.«
    »Gut. Sehr gut. Wenn du mit jemandem reden willst, über das alles . . .«
    »Im Moment kapiere ich noch gar nichts. Es ist alles so irreal.« Sebastian überlegte einen Augenblick. Aber dann bemerkte er, dass er nicht überlegen musste. Alles, was er sagen wollte, war schon da. Er musste nur den Mund aufmachen.
    »Er ist weg, und seine Wohnung ist unheimlich leer. Es ist seltsam. So eine Wohnung ist ja schon dann furchtbar leer, wenn man weiß, der Mensch, der dort gewohnt hat, kommt irgendwann wieder. Wenn man weiß, er kommt nachher noch, dann . . . dann spürt man ihn, auch wenn er gerade nicht da ist. Aber wenn er nie mehr nach Hause kommen wird . . . es ist so, als wäre es ein paar Grad kälter als früher.«
    Wallroth nickte und schwieg.
    »Ein paar Sachen gibt es allerdings, die ich nicht verstehe . . .«
    Als Sebastian nicht weitersprach, warf Wallroth ihm einen aufmunternden Blick zu.
    »Ich soll seinen Computer anschalten«, fuhr Sebastian stockend fort.
    Wallroth beugte sich überrascht vor. »Den Computer hier in seinem Büro?«, fragte er. »Du sollst diesen Rechner anschalten?«
    »Ja. So habe ich das verstanden.«
    »So! Und? Hast du?«
    »Ich habe es versucht. Aber man braucht ein Passwort.«
    »Und das Passwort kennst du nicht?«
    »Nein. Keine Ahnung. Woher denn?«
    Wallroth lehnte sich wieder zurück und kratzte sich nachdenklich an der Nase. »Hm, zu blöd. Christian sagt, du sollst den Rechner anmachen, und gibt dir das Passwort nicht. Was soll denn das?«
    »Ich habe keine Ahnung. Wenn man den Rechner startet, dann kommt so ein lateinischer Satz: ›Nur ein Narr benutze diesen Computer‹. Und dann kommt noch ein Wort, allerdings nicht auf Lateinisch: ›Mellon‹.«
    »Nur ein Narr . . . aha. Und was das soll, weißt du nicht?«
    »Nein. Das Wort ›Mellon‹ stammt vermutlich aus einem Roman. Dem ›Herrn der Ringe‹.«
    Er erklärte Wallroth den Sinn, den er und seine Freunde hinter diesem Wort vermuteten. Wallroth stimmte zu.
    »Den ›Herrn der Ringe‹ kenne ich. Eure Schlussfolgerung klingt vernünftig. Sprich ›Freund‹ und tritt ein. ›Mellon‹ deutet darauf, dass man den Satz irgendwie wörtlich nehmen soll. Habt ihr da auch schon eine Idee?«
    Sebastian erzählte ihm von den Büchern, die er sich besorgt hatte.
    »Weißt du, ich habe mir ja eigentlich immer etwas auf meine literarische Bildung eingebildet. Aber weder vom ›Narrenschiff‹ noch von Hermann Bote habe ich bisher gehört. Nicht einmal den ›Herrn der Ringe‹ habe ich gelesen. Vielleicht hatte mein Vater ja den Plan, meine Bildung mit diesem Narrenrätsel noch ein letztes Mal zu erweitern.«
    »Hey, hey. Klingt das vielleicht ein bisschen verbittert?« Wallroth stand auf und begann, im Zimmer herumzuschlendern und den Inhalt der Regale zu betrachten.
    »Verbittert? Vielleicht«, antwortete Sebastian. »Ich meine,es ist schon schwer genug. Und jetzt lässt er mich auch noch Rätsel raten.«
    »Nicht raten«, widersprach Wallroth. »Nicht raten: nachdenken.« Er nahm den Schädel aus dem Regal und betrachtete ihn gedankenverloren.
    Sebastians Blick fiel auf Wallroths neuen, eleganten Anzug. Die

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