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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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ist.«
    »Wartet mal«, unterbrach Mato ihn. »Das hier ist eine richtige Schnitzeljagd. Wir haben es mit einer Aufforderung zu tun.« Er kniff die Augen zusammen und überlegte. »Ich denke, ich weiß, was gemeint ist«, sagte er schließlich. »Der lateinische Satz stellt eine Art Einschränkung dar. Wer kein Narr ist, der braucht es erst gar nicht zu versuchen. Und ich vermute, ›Mellon‹ ist nur ein Hinweis darauf, wie man den Rest des Codes verstehen soll. Vielleicht muss man den Narren wörtlich nehmen. Es muss ein Narr sein, der den Computer einschaltet . . . irgendwie.«
    »Soll ich mir eine rote Pappnase aufsetzen, bevor ich die Kiste anschalte?«, fragte Sebastian entnervt. Mato betrachtete nachdenklich sein Gesicht.
    »Wer jetzt eine blöde Bemerkung macht, bekommt was aufs Maul«, warnte Sebastian den Freund.
    »Und was jetzt?«, Robert kratzte sich ausgiebig sein unrasiertes Kinn und schob dabei seinen Unterkiefer nach vorn. »Im Augenblick fällt mir nichts mehr ein.«
    Sebastian, Mato und Robert hatten sich an einen Tisch in der Cafeteria gesetzt und gerade mit dem Mittagessen begonnen, als der Chinese aufsprang. »Hobbes«, brüllte er. »He, Hobbes!«
    Der junge Mann, der da auf Inlineskates durch die Cafeteria balancierte, verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Mit den Rollen unter den Füßen war er etwa so groß wie Sebastian, ohne die Blades etwas größer als Mato. Als er am Tisch angelangt war, sah man unter seiner Motorradjacke eine phosphoreszierende Schrift auf dem T-Shirt aufblitzen. Mato packte einen Zipfel der Jacke und legte den ganzen Spruch frei: »Born to be!« Er kratzte sich am Kopf. »Born to be Ausrufezeichen? Was ist das denn für ein Leben?«
    Hobbes setzte sich.
    »Sebastian . . .«, begann er, aber der unterbrach ihn.
    »Ich weiß. Ist schon gut.«
    Eine Weile aßen sie schweigend.
    »Was fällt dir zum Thema Narren ein?« Sebastian fiel mit der Tür ins Haus.
    Hobbes schien nicht mal überrascht. Nach wenigen Sekunden antwortete er: »Also, zuerst einmal fällt mir da Till Eulenspiegel ein.«
    Sebastian richtete sich auf. Wieso war er da nicht selbst drauf gekommen? »Klar, das ist ja der Narr überhaupt«, bestätigte er.
    »Genau, direkt nach dem Kanzler und Mato«, nuschelte Robert.
    »Es gibt einen Roman über Eulenspiegel von Charles de Coster. Den findest du in jeder Bibliothek«, fuhr Hobbes fort. »Es gibt allerdings noch eine andere Version. Eine ältere, ursprüngliche, aus der Zeit um 1500 oder so. Allerdings habe ich den Namen des Autors vergessen. Hermann irgendwas.«
    »Sieht so aus, als müsste ich in nächster Zeit eine Menge lesen.« Sebastian grinste.

19. April, früher Nachmittag
    Nach dem Mittagessen verließen Sebastian und Hobbes gemeinsam das Institut, während Mato und Robert die Praktikumsräume aufsuchten.
    Sebastian hätte nicht sagen können, wieso, aber Hobbes faszinierte ihn. Etwas an ihm war anders, ungewöhnlich. Aufmerksam geworden waren Mato und er auf Hobbes, als der sich ein Wortgefecht mit einem der Dozenten am Institut gelieferthatte. Hobbes sollte die Funktion einer bestimmten Region im Temporal-Lappen des Gehirns beschreiben, hatte aber nur die Schultern gezuckt. Auf die zynische Belehrung, dass Wissen Macht sei, hatte Hobbes mit einem Zitat geantwortet: »Ja, aber nur in geringem Grade, weil ein vorzügliches Wissen höchst selten gefunden und auch sehr wenigen hier und da einmal einleuchten wird; denn Wissen kann nur vom Wissenden entdeckt werden.«
    Das stammte von Hobbes, Thomas Hobbes.
    Obwohl ganz offensichtlich ein aufgeweckter Kerl, mangelte es »ihrem« Hobbes an Selbstbewusstsein. Er war nicht der Typ, der sofort den starken Mann markierte. Auch respektierte er gegenüber seinen Freunden gewisse Grenzen, während Mato und Sebstian nach dem Motto lebten: Lieber einen guten Freund verlieren, als auf eine gute Pointe verzichtet.
    Das Freundschafts-Angebot hatte Hobbes gern angenommen. Sehr viel wussten Sebastian und Mato nach wie vor nicht über ihn, manchmal hatte Sebastian den Verdacht, als schämte er sich seiner nicht-akademischen Herkunft.
    »Sag mal«, Hobbes sah Sebastian fragend an, »kann ich irgendwas für dich tun?« Er verzog den Mund. »Wahrscheinlich fragt dich das jetzt andauernd jemand, was?«
    »Stimmt«, antwortete Sebastian. »Trotzdem danke. Ich komme zurecht.«
    Sie erreichten das Sendlinger Tor und nahmen die Rolltreppe hinunter zur U-Bahn.
    »Kennst du dich mit Waffen aus?«, fragte Sebastian

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