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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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er sich seinen verkrampften Anruf ja sparen können. Ewig hatte er nun kein Date mehr gehabt, und jetzt wollte sich die Frau seiner Träume unaufgefordert mit ihm treffen? Aber die ehrgeizige Journalistin trieb ihm seine Flausen gleich wieder aus dem Kopf: »Ich hätte da noch ein paar Fragen.«
    Er fühlte sich geschmeichelt und verwirrt zugleich. Sollte er gleich noch einmal versuchen, Sareah anzurufen? Aber sie würde ja seine Einladung für den Abend abhören, und . . . vielleicht würde sie ja kommen, und sei es nur, um eine Antwort auf ihre Fragen zu bekommen.
    Eine halbe Stunde später rief Sareah an und sagte ab. Immerhin: Sie schlug vor, ihn am übernächsten Vormittag zu besuchen.
    Dann nahm er einen neuen Anlauf.
    »Und wie sieht’s morgen Abend aus – mit der privaten Sareah Anderwald, nicht der Journalistin? Ich treffe mich mit ein paar Freunden.«
    Sie lachte. »Mal sehen. Ruf morgen noch mal an, okay?«

23. April, Abend
    »So, du hast also jemanden in unsere Runde eingeladen?« Mato bedachte Sebastian mit einem kritischen Blick. »Eine Frau«, fügte er mit einem Grinsen hinzu, das er selbst wahrscheinlich für dreckig hielt. »Sebastian, der Auserwählte, der ihr kundtat über die kurze, aber ruhmreiche Geschichte unserer Zunft.« Er breitete die Arme aus, als wollte er zum Ausdruck bringen, dass diese Botschaft an alle Gäste des Last Experience gerichtet war.
    »Ruhmreich?«, fragte Hobbes den Chinesen. »Wenn es Sebastian ist, der davon erzählt hat, wie soll da der Eindruck von ruhmreicher Geschichte entstehen? Das ist ungefähr so, als wenn Charlie Rivel Deutschland den Krieg erklärt.«
    »Er wollte ja eigentlich gar nicht viel erzählen. Er hatte vorher sogar geduscht«, antwortete Mato. »Wenn er nur wüsste, wie er sie nun ohne den ganzen lästigen Kram vorher gleich nach Hause kriegen könnte. Wieso Charlie Rivel?«
    »Lästiger Kram?«, fragte Sebastian. »Ach so, du meinst Konversation und so? Wer zum Teufel ist Charlie Rivel?«
    »Lade sie doch ein, deine Sammlung leerer Marmeladengläser anzuschauen. Charlie Rivel war vor langer Zeit ein berühmter Clown.«
    »Ihr seid ja bescheuert.« Sebastian fühlte sich geschmeichelt und kam sich so lächerlich vor. »Wenn ihr schon der Ochsenfrosch-Strategie folgt, dann solltet ihr das Quaken lassen.«
    »Ochsenfrosch-Strategie?« Hobbes überlegte. »Ach so,diese Geschichte, dass kleine Froschmännchen leise in der Nähe von großen Froschmännchen rumhängen, und nicht mit ihnen um das Revier streiten. Lockt das Gequake des dicken Männchens ein Weibchen an, dann versuchen die kleinen Frösche, auf sie draufzuspringen, bevor der große Brüller begreift, was vor sich geht. Die Kleinen vermeiden den Stress des Revierkampfes und haben trotzdem oft genug ihren Spaß.« Er grinste sein schiefes Grinsen. »Du meinst also, wir sollten lieber die Schnauze halten und darauf warten, dass Frauen herbeiströmen, angelockt von deinem Gequake. Dann fällt vielleicht eine für uns ab?« Er wandte sich an Mato. »Aber wenn er uns Fröschlein quaken hört, dann vertreibt er uns.«
    Mato plusterte die Backen auf – er sah Mao plötzlich sehr ähnlich – und begann zu quaken. Als sie sich wieder beruhigt hatten, meinte Hobbes: »Übrigens, lad sie besser nicht gleich zum Essen ein.«
    »Wieso nicht?« Mato fand die Idee sehr gut.
    »Weil sie vielleicht gut aussieht, aber im Laufe des Abends stellst du dann fest, dass ihr kleiner Bruder ihr die Schuhe zubinden muss oder dass sie die letzte Schachweltmeisterschaft gewonnen hat. Dann hast du ein teures Essen bezahlt für nichts und wieder nichts.«
    »Klingt überzeugend«, gab Mato zu. »Aber wir können sie doch auch zuerst mit Sebastian zum Essen schicken, und sie hebt ihre Unschuld für mich auf.«
    »Auf die Unschuld der Frauen!« Hobbes ging, um Nachschub zu holen.
    Als er wieder da war, wurde Sebastian plötzlich ganz ernst: »Ich hab mal eine Frage an euch.«
    Mato und Hobbes sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Könnt ihr euch vorstellen, dass Wallroth mich belügt?«
    »Wallroth?«, wiederholte Mato. »Wie kommst du denn darauf?«
    Hobbes kratzte sich nachdenklich das Kinn. »Keine Ahnung, so gut kenne ich ihn ja nicht. Aber er macht immer so einen Eindruck von Ich stehe über allem . Und wenn es bei solchen Leuten drauf ankommt . . . Aber wie kommst du darauf?«
    »Hm. Ich kenne ihn ja jetzt schon ziemlich lange, und . . .«
    »Das ist wohl eher ein Nachteil«, unterbrach ihn Mato. »Du kennst ihn schon,

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