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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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zum Katerfrühstück gehörten wie das Fehlen von Erinnerungen an den vorherigen Abend.
    Auf dem Rückweg zum Bett versuchte er, sich die Ereignisse des Vortages ins Gedächtnis zu holen. Irgend etwas Wichtiges war passiert. Nur was, zum Teufel? Er begegnete unterwegs dem Telefon und drückte auf die Taste, unter der Matos Telefonnummer gespeichert war. Als der nach einer Ewigkeit reagierte, hörte Sebastian nur ein heiseres Flüstern.
    »Du Arschloch. Das würde ich dir jetzt mit aller mir normalerweise zur Verfügung stehenden Lautstärke in dein verdammtes Gehör brüllen, wenn mich das nicht selbst töten würde. Ruf mich nie wieder an, hörst du? Nie wieder.«
    Es klickte.
    Bei Hobbes versuchte es Sebastian gar nicht erst. Sie warengestern in einer Kneipe gewesen. Ja. Gesoffen hatten sie auch. Das hier war kein Migräneanfall. Aber wo waren sie gewesen? Gewesen . . . Da war etwas . . . Ich bin hier gewesen. ›Hic fuit‹.
    Und dann durchfuhr ihn die Erinnerung wie ein Blitz. Das Spiel, dann die Kneipe und dann . . . Matos Lösung: Ich bin hier. »Hic sum«.
    Wieso hatte er nur so viel trinken müssen? Zumal das Frustbesäufnis – und irgendwie war es ein solches gewesen – auch noch völlig umsonst gewesen war (wenn auch nicht ganz billig) . . . Ja, er hatte irgendwie wieder Hoffnung geschöpft.
    Warum hatte Mato ihm das alles nicht schon eher gesagt. Dieser Idiot. Diesen Kater und die teuren Investitionen in das Vergessen hätte er sich dann definitiv sparen können. Sei verflucht, Chinese.
    Sebastian erreichte mit Mühe und Not die Couch. Im Liegen versuchte er, an die Wasserflasche auf dem Marmortisch zu gelangen. Er berührte sie gerade noch mit den Fingerspitzen. Als er versuchte, sie trotzdem zu fassen, begann sie zu kippen, und in einem Akt der Verzweiflung warf Sebastian sich nach vorn und fing sie auf. Die Flasche blieb heil, dafür zersprang sein Schädel. Er stöhnte laut vor sich hin, während er die kühle Flasche an seine Stirn drückte.
    Der Tag fing ja gut an. Dabei sollte es ein großer Tag werden. Heute würde er auf die Daten seines Vaters zugreifen. Oder das verdammte Ding aus dem Fenster werfen. Er ließ sich vorsichtig zurück in die Kissen sinken, presste seine Handballen an die Schläfen und wartete darauf, dass das Pochen in seinem Kopf aufhörte. Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis die Wirkung des Aspirins zu spüren war. Dann machte er sich auf den Weg zum Institut.
    Im Gang vor dem Büro seines Vaters traf Sebastian Garland Steadman.
    »Hast du kurz Zeit für mich, Sebastian?«, fragte der Amerikaner.
    »Ich habe ziemliche Kopfschmerzen.«
    »Oh, tut mir Leid. Schon Aspirin geschluckt?«
    »Ich wollte gerade noch eine Tablette nehmen. Ich komme später vorbei, okay?«
    Er hatte jetzt keine Lust zu reden. Er wollte schnellstens an den Computer.
    »In Ordnung«, antwortete Steadman etwas überrascht, drehte sich um und schlurfte davon.
    Sebastian schloss die Tür zum Büro seines Vaters auf, setzte sich an den Schreibtisch und schaltete den Computer an. Nach der Prozedur, die er jetzt schon allzu gut kannte, kam der lateinische Satz.
    Diesmal war Sebastian nicht aufgeregt. Zu oft daneben, da ist der Volltreffer nur noch ein kleiner Schritt zum Ziel nach einem langen Weg, dachte er. Ein Spruch für das Poesiealbum, nicht wahr? Und wenn es nicht klappt, ist mir das einfach egal. Er tippte die Buchstaben ein.
    Hicsum
    Er drückte vorsichtig die Eingabetaste, halb in Erwartung des Knalls, halb in der Gewissheit, dass der diesmal nicht kommen würde.
    Er kam nicht.
    Sebastian hatte mit einer Reaktion des Computers auf das Lösungswort gerechnet, die zum Spiel passte, das sein Vater mit ihm getrieben hatte – mit einem Willkommensgruß in Zwergenbuchstaben oder etwas Ähnlichem.
    Aber das Bild, das sich jetzt auf dem Schirm des Rechners aufbaute, war die übliche dunkelblaue Benutzeroberfläche mit dem offiziellen Institutsemblem im Hintergrund. Etwas warallerdings ungewöhnlich: In der rechten oberen Ecke blinkte ein kleines Feld, über dem das Wort
Report
stand. Sebastian sah das zum ersten Mal auf einem Institutsrechner. Er klickte mit dem Mauszeiger auf das Wort, und ein Menüfenster klappte nach unten auf:
    Ereignisliste
    Kurz
    Lang
    Sebastian klickte auf
Kurz
. Ein Fenster mit mehreren Textzeilen öffnete sich, von denen eine ihm besonders ins Auge fiel:
    Nicht legitimierte Zugriffe
    Das klang interessant. Sebastian vermutete dahinter einen Bericht über die Versuche Unbefugter,

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