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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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Scroll-Taste blätterte er weiter und fand mehrere Wiederholungen seiner Begriffsreihe. In der ersten Reihe waren die Wörter
San Mateo, General Bartolo
und
Terroristen
gelb unterlegt, in der zweiten Reihe dagegen die Worte
Koch
und
Berthold
. Dann folgten mehrere, in denen
Dietz
und
IS/STA
markiert waren. Das hieß, es gab mindestens zwei interessante Artikel. Einmal einen, in dem
San Mateo
, der
General
und die
Terroristen
vorkamen, und einen zweiten über die Wissenschaftler
Koch
und
Berthold
, die Kollegen seines Vaters. Aber es gab keinen einzigen, in dem alle Stichwörter zusammen auftauchten. Hinter den Wort-Reihen stand die Quelle, für die beiden Artikel war sie identisch: ›La República‹. Peru also. Der erste Artikel war zwei Tage nach der Tagebucheintragung erschienen, der zweite weitere drei Tage später. Die Zeitung erschien, wie er erwartet hatte, in spanischer Sprache. Für die Artikel, in denen Dietz vorkam, gab das Suchprogramm deutsche Zeitungen als Quelle an. Das interessierte Sebastian erst mal nicht. Er rief den ersten Artikel auf. Es folgte die Abbildung der Originalseite der Zeitung. Der Artikel war nicht lang, nur eine Meldung. Er füllte den Bildschirm kaum zur Hälfte aus. Sebastian gab dem Programm, mit dem die Suchmaschine arbeitete,einen Druckbefehl. Das Gleiche machte er mit dem zweiten Text. Dann ging er zu Streithammer hinüber.
    »Entschuldigung. Zu welchem Drucker schickt der Rechner denn die Ausdrucke hier?«, fragte er den Redakteur, der ihn ungeduldig anstarrte und dann in ein kleines Zimmerchen schickte, in dem ein Gerät permanent einen Strom von Papier ausspuckte. Sebastian fand seine Ausdrucke und ging noch mal zu Streithammer, der ihn bereits mit hochgezogenen Augenbrauen erwartete.
    »Tut mir wirklich Leid. Aber ich habe noch eine Frage. Gibt es hier jemanden, der Spanisch kann?«
    Streithammer stieß die Luft zwischen den Zähnen hervor, nahm Sebastian die Ausdrucke aus der Hand und legte sie neben die Tastatur. Er zündete sich eine Zigarette an, steckte sie in den Mundwinkel und tippte dann, ohne auf den Bildschirm zu schauen, drauflos, ein Auge auf die Zettel gerichtet, ein Auge geschlossen wegen des Rauches, der von der Zigarette aufstieg. Nach wenigen Minuten war der Redakteur mit seiner Arbeit fertig und gab den Druckbefehl.
    »War’s das jetzt?«, fragte er.
    »Ich würde nur gern noch kurz eine weitere Information abfragen«, antwortete Sebastian und ging, um sich die Ausdrucke mit den übersetzten ›República‹-Texten zu holen.
    Zurück an dem freien Rechner las er gespannt Streithammers Übersetzung.
    L EUCHTENDER P FAD LÖSCHT D ORF AUS
    Huancayo (li). Vor zwei Tagen löschten Terroristen vom Leuchtenden Pfad zum wiederholten Male eine Gemeinde in der Provinz Huancavelica aus. Wie aus Regierungskreisen verlautete, war der Anschlag auf das Dorf San Mateo in der Nähe von Castrovirreyna vermutlich eine Reaktion auf die Entsendung eines Provinzlehrers in die betroffene Gemeinde. Aucheine in der Nähe befindliche Einheit der Armee konnte nicht verhindern, dass alle Einwohner des Dorfes getötet wurden. Es ist dies nun schon der dritte Angriff auf eine friedliche Gemeinde in der Provinz in diesem Jahr. Wie General Bartolo, für die Region zuständiger Militärverwalter, mitteilte, werden seine Truppen nun verstärkt im Quellgebiet des Río Mantaro patrouillieren, wo das gegenwärtige Hauptquartier der Guerilleros vermutet wird. Einen Lehrer einzusetzen, um die Lage der Indios zu verbessern, so stellte Bartolo fest, ist für diese blutigen Steinzeitkommunisten natürlich eine Provokation. Der General versprach für die nächsten Tage eine »gnadenlose Kommunistenhatz«, da seine Truppen durch die bei San Mateo erlittenen Verluste einen »gesunden Hass« entwickelt hätten.
    Das war ja eine ganze Menge an Informationen. Der Tag der Katastrophe, von der sein Vater geschrieben hatte, war der Tag, an dem ein Dorf namens San Mateo ausgelöscht worden war. Beide Vorgänge waren also mit Sicherheit identisch, auch der Name des Dorfes stimmte. Der für die Region zuständige General war dem Namen nach derjenige, der den Wissenschaftlern Soldaten für ihren Versuch zur Verfügung gestellt hatte, und in dem Artikel war die Rede von einer in der Nähe des Dorfes befindlichen Einheit von Regierungssoldaten. Sebastian fiel es nicht schwer, den Zusammenhang zwischen Tagebuch und Zeitungsartikel herzustellen. Er hatte in der Erinnerung seines Vaters genau das Gemetzel

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