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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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vergräbst du dich also«, begrüßte ihn der Freund. »Wir haben dich heute Morgen in der Cafeteria vermisst.«
    »Hatte ziemlich viel zu tun«, antwortete Sebastian.
    Hobbes setzte sich. Sebastian überlegte, was er ihm erzählen sollte. Hobbes und Mato hatten ihre Hilfe angeboten, sich geradezu aufgedrängt. Also konnte er Hobbes auch auf den neuesten Stand bringen. Aber nicht hier.
    »Lass uns verschwinden«, sagte er.
    Während sie durch die Gänge des Instituts wanderten, zeigte Sebastian Hobbes den Brief und die beiden Zeitungsartikel. Schließlich rang er sich dazu durch, Hobbes von den Erinnerungen seines Vaters zu erzählen.
    »Das ist ja irre.« Hobbes war stehen geblieben, sichtlich bestürzt. »Du meinst also, unsere Regierung startet zusammen mit der peruanischen ein Projekt, an dem dein Vater und die Übrigen in den Anden mitarbeiten. Und nachdem ein Test mit Soldaten schief gegangen ist, wird alles vertuscht. Zwei der Wissenschaftler verschwinden daraufhin in einem Fluss, weil sie zu einem Risiko geworden sind.« Hobbes gab Sebastian die Papiere zurück, bevor er weitersprach.
    »Wir reden hier von einem Massaker und mehrfachem Mord, oder?«, fragte er. »Und wenn das so ist, was wussten dann dein Vater, Wallroth und Steadman von der ganzen Sache? Was haben sie damit zu tun?«
    »Keine Ahnung. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass mein Vater irgendwas mit Mord . . . Und dieses Massaker . . . Er nennt es in dem Brief eine ›Katastrophe‹. Wenn das, was ich gesehen habe, und das, was damals in Peru passiert ist, dasselbe ist. Er war zwar dabei, aber für ihn war es ein Unfall. Ein traumatisches Ereignis.«
    »Wie können wir herausfinden, was damals wirklich passiert ist?«
    »Ich denke, ich muss Wallroth direkt fragen. Jetzt muss er mir wirklich einiges erklären.«
    »Hm.« Hobbes wirkte nachdenklich und schwieg.
    Sebastian wollte noch einmal zum Büro zurück, und Hobbes begleitete ihn.
    Wieder im Büro seines Vaters, zeigte Sebastian Hobbes die Pistole, die noch immer im Schreibtisch versteckt war. Warum er das tat, wusste er nicht. Wallroth, oder wer immer inzwischen im Zimmer gewesen war, hatte sie offensichtlich nicht gefunden oder ignoriert. Hobbes nahm die Waffe und betrachtete sie.
    »Eine Pistole P8«, erklärte Hobbes. »Kaliber neun Millimeter. Eine Halbautomatik mit Abzugspanner. Damit ist die Bundeswehr standardmäßig ausgerüstet.« Sebastian sah ihm erstaunt ins Gesicht. Hobbes schien tatsächlich etwas davon zu verstehen.
    Er untersuchte die Waffe, fühlte nach dem Signalstift. »Nicht geladen«, stellte er fest. Er spannte den Hahn und zog den Abzug durch. Dann hielt er sie Sebastian stirnrunzelnd unter die Nase.
    »Die hat jemand . . .«
    Sebastian unterbrach ihn. »Augenblick. Lass uns vor die Tür gehen.« Als sie wieder im Flur standen und die Tür verschlossen war, machte Sebastian Hobbes ein Zeichen weiterzusprechen.
    »Die hat jemand unbrauchbar gemacht«, flüsterte Hobbes ihm zu. »Du kannst sie laden und abdrücken. Aber die Kugel wird nicht abgefeuert. Der Hahn ist manipuliert worden.«
    Hobbes sah sich um, dann holte er die Pistole hervor und zeigte Sebastian, wovon er sprach.
    »Daran ist herumgefeilt worden. Vielleicht will jemand, dass du das Ding nimmst und dich darauf verlässt, dass es funktioniert. Und dann macht es nur klick. Die Waffe hat – sozusagen – keine Zähne mehr.«
    Sebastian fluchte. Er hatte sich tatsächlich von der Waffe ein bisschen Sicherheit versprochen. Eher hatte er mit ihrem Verschwinden gerechnet. Dass aber an ihr herummanipuliert worden war, war viel schlimmer.
    »Wenn du sie mir gibst, dann versuche ich, sie wieder scharf zu machen.«
    Der Vorschlag irritierte Sebastian. Hobbes konnte eine Pistole reparieren? Der Freund bemerkte seine Überraschung.
    »Also, ich könnte dir jetzt erzählen, dass ich mich damit auskenne, weil ich beim Bund war. Was tatsächlich der Fall ist. Ist aber nicht die ganze Geschichte. Also, in Kurzform: Ihr wisst nichts von mir. Ich bin einer der Stipendiaten. Ich komme aus einer Ecke der Gesellschaft, mit der du normalerweise wenig zu tun hast. Der Umgang mit Waffen ist in manchen Kreisen nicht so ungewöhnlich, wie ihr euch das vorstellt.«
    Die Stipendiaten, soviel wusste Sebastian, wurden über einen Fonds finanziert, den das Institut vor einigen Jahren eingerichtet hatte, um ausgewählten Menschen ein Studium zu ermöglichen, die sonst ohne Chancen gewesen wären. Es war eine Idee von Sebastians

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