Fußball-Gangster
bedrängt, keiner der gegnerischen Stürmer ist in der Nähe! Nichts, gar nichts!«
»Aha«, sagte Peter. Die beiden anderen schwiegen.
Der Film zeigte noch ein paar solcher Szenen. Immer fanden sie in der Nähe der Mittellinie statt. Beim dritten Schuss ins Aus hatte Kelly auf den Spieler draufgehalten, der den Ball holte. Er ließ sich auffallend viel Zeit, bis er ihn wieder einwarf.
»Ist aber noch nicht alles«, meinte Kelly, die vor Eifer ganz rote Wangen hatte. »Der Höhepunkt kommt noch.« Sie hatte zwei Zusammenstöße von ›Smell‹-Spielern aufgenommen, bei denen jeweils einer liegen blieb – und dazu ein besonders fieses Foul im Rücken des Schiedsrichters.
Nach dieser Szene pflanzte sich Elizabeth vor dem Fernseher auf. »Ich glaube«, sagte sie, »das heißt, wir glauben, ich meine, wir sind ganz sicher, diese Jungs von der ›Smell‹-Truppe unterbrechen das Spiel absichtlich.«
Tante Mathilda steckte den Kopf zur Tür herein. »Oh, full house«, sagte sie. »Ich hab’ Licht gesehen und dachte, ihr könntet mit uns zu Abend essen.«
Aber Justus meinte, sie hätten etwas sehr Wichtiges zu besprechen. Also versprach Tante Mathilda, persönlich ein paar Toasts herüberzubringen.
»Sie sind ein Schatz!«, rief Kelly. Peter hatte sie lange nicht mehr so aufgekratzt gesehen.
»Sagt mein Mann auch immer«, lachte Tante Mathilda und zog sich diskret zurück.
»Na? Was sagt ihr jetzt?«, platzte Elizabeth heraus.
»Weiß nicht.« Peter hatte eine betont skeptische Miene aufgesetzt. »Warum sollte jemand absichtlich ein Fußballspiel unterbrechen?«
»Das müsst ihr eben herausfinden. Ihr seid doch die Detektive!«
»Könnte der Schuss ins Aus nicht mit den Regeln zu tun haben?«, gab Justus zu bedenken. »Im Regelbuch stehen die tollsten Sachen. Hab’ ich mal richtig gründlich gelesen.« Er grinste. »Früher durfte man sogar den Torwart umwerfen oder vom Platz tragen, solange er den Ball in der Hand hatte.«
Die Jungen lachten, aber den Mädchen war in ihrem Eifer nicht nach Lachen zumute. »Früher ist nicht heute«, antwortete Elizabeth knapp. »Ich spiele am längsten von euch allen Fußball und ich kann euch sagen, so eine Regel gibt es nicht.«
»Aber vielleicht in Europa«, blieb Justus hartnäckig. »Müsste man herausfinden.«
»Dann bleiben aber immer noch diese sonderbaren Zusammenstöße und das Foul!«, rief Elizabeth dazwischen.
»Könnten auch Zufall sein«, meinte Bob.
Kelly klopfte mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Ihr seid ja wirklich komisch. Da merkt doch jeder, dass was faul ist. Nur ihr nicht. Könnt ihr nicht – oder wollt ihr vielleicht nicht?«
Justus merkte, dass sie wütend war.
»Wir gehen einfach gemeinsam zum nächsten Spiel«, schlug Elizabeth vor. »Dann werdet ihr sehen, dass wir Recht haben.«
»Das Toast-Taxi ist da!«, hörten sie Tante Mathildas Stimme. Justus fiel der Anrufbeantworter ein. Während die anderen draußen den Klapptisch deckten, kümmerte er sich um die Mitteilungen. Als Erste war Lys auf dem Band. Sie teilte mit, dass sie für zwei Tage zu ihrem Bruder nach Hollywood fahren würde, der dort gerade einen seiner Science-Fiction-Filme drehte.
»Hallo, ich bin’s«, begann der zweite Anruf. Justus erkannte Jimboy. »Mir geht es gut«, sagte er knapp. »Ich spiele am Freitag um drei Uhr nachmittags in Glendale im Schulstadion. Kommt, wenn ihr könnt.« Und schon war die Mitteilung zu Ende.
Justus zupfte an seiner Unterlippe. Besonders glücklich hatte sein Cousin nicht geklungen. Und der letzte Satz? Der hatte sich merkwürdig angehört. Beinahe wie ein Hilferuf. Viele Menschen reagierten etwas hölzern, überlegte er, wenn sie es mit einem Anrufbeantworter zu tun bekamen. Vielleicht gehörte Jimboy ja dazu. Trotzdem verspürte Justus ein Ziehen in der Magengegend. Er ging hinaus zu den anderen und setzte sich an den Tisch. »Hab ‘ne Neuigkeit«, sagte er langsam. »Am Freitag gehen wir gemeinsam auf den Fußballplatz. Jimboy spielt in Glendale. Und dann werden wir ja sehen.«
Das Match brachte sie nicht einen Schritt weiter. Die Jungs aus dem Internat spielten keineswegs glänzend. Auch Jimboy war längst nicht so gut wie in Pasadena. Wieder wurde der Ball mehrfach ins Aus geschlagen, wieder gab es einige Zusammenstöße zwischen Mitgliedern der ›Smell‹-Elf. Und dazu einige Fouls, die für Jugendspiele viel zu hart ausfielen, wie Peter meinte. Jedes Mal, wenn er die Spieler sah, die sich auf dem Rasen wälzten,
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