Fußball-Gangster
Offenbar Grund genug für ihn, sich erst einmal zu verziehen.
»Eddy«, brummte Bow, »ein richtiges Original hier am Strand. Leider spielt er lausig Schach. Aber gern. Und worüber wollt ihr mit mir reden?«
»Wenn Sie Mr Bow sind, über Fußball«, sagte Bob locker. Harold Bow zog die Augenbrauen hoch.
»Mr Lloyd schickt uns«, erklärte Justus.
Die Miene des Mannes wurde eine Spur freundlicher. »Lloyd«, sagte er mehr zu sich selbst. »Den gibt es auch noch?«
»Ja«, fuhr Bob fort. »Er arbeitet bei derselben Zeitung wie mein Vater und meint, Sie könnten uns alles Wichtige über die ›Aktion Earphone‹ erzählen.«
»Die ›Aktion Earphone‹?« Bow war sichtlich überrascht. Er schüttelte den Kopf, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann musterte er seine Besucher von oben bis unten. »Und warum interessiert ihr euch für die alten Geschichten, wenn ich fragen darf?«
Natürlich hatte sich der Erste Detektiv eine Antwort auf diese nahe liegende Frage zurechtgelegt. Er war zwar noch immer nicht überzeugt davon, dass die Mädchen mit ihrem Verdacht richtig lagen. Jimboys sonderbares Verhalten nach dem Spiel hatte ihn allerdings stutzig gemacht. Hinzu kam dieser Skandal aus den 70er Jahren, von dem Bobs Vater erzählt hatte. Jedenfalls wollte er Bow nicht auf die Nase binden, dass sie Detektive waren. Unverfänglicher war es, ihn einfach mit der Story von den Stinkbomben zum Reden zu bringen. Also spielte Justus den naiven Schuljungen, der einfach empört ist, weil er solche explosive Post bekommt.
Die Rechnung ging auf. »Nehmt Platz«, sagte Bow und deutete auf einen Stapel etwas vergammelter Stühle neben einem schmalen Holzverschlag, in dem eine Dusche und ein kleiner Eisschrank untergebracht waren. »Wollt ihr die Geschichte in voller Länge hören?«, fragte er. »Dann braucht ihr etwas Geduld.«
»In voller Länge.« Justus nickte ihm zu und die drei ??? machten es sich bequem.
Glücklicherweise konnte Mr Bow gut erzählen. Aber auch so war das, was er zu berichten hatte, spannend genug. Er war in den 70er Jahren Fußball-Schiedsrichter gewesen, zuerst an der Ostküste und dann in Kalifornien. Die Geschichte, die ihn fast ins Gefängnis gebracht hätte, hatte begonnen, als sich einige Verantwortliche im Nationalen Fußballverband dafür stark machten, Fußball für Werbekunden der Fernsehanstalten attraktiver zu gestalten.
»Ihr wisst doch selber«, sagte Bow, »was bei uns nicht durch Werbung zu unterbrechen ist, lässt sich nicht verkaufen.« Ein Gutachten war in Auftrag gegeben worden: Britische Fußballexperten sollten herausfinden, wie das Regelwerk verändert werden könnte, um regelmäßige Pausen einzuführen. Die sollten dann mit Werbeblöcken gefüllt werden.
»Hinter den Kulissen lief aber eine zweite Sache«, berichtete Bow weiter. Über Hintermänner waren maßgebliche Manager eines großen Unternehmerverbands an den Geschäftsführer der Schiedsrichtervereinigung mit der Frage herangetreten, ob die Spiele nicht auch künstlich, also auf Bestellung, unterbrochen werden könnten. Gegen Geld hatten sich einige Schiedsrichter, darunter auch Bow, an Geheimversuchen beteiligt. Sie pfiffen Verstöße, die gar nicht stattgefunden hatten, zu dem Zeitpunkt, an dem ein Werbeblock eingespielt werden sollte. Als das offizielle Verbandsgutachten zu dem Schluss gekommen war, dass die Regeln nicht sinnvoll verändert werden konnten, weil Fußball durch regelmäßige Pausen seinen typischen Charakter verlieren würde, übten die Hintermänner Druck auf die bestochenen Schiedsrichter aus.
»Wir wurden erpresst«, sagte Bow. »Sie erklärten uns, sie würden die Sache mit den Geheimversuchen aufliegen lassen, wenn wir nicht weiter mitspielen würden.« Er hielt inne und schien für einen Moment ganz in seine Erinnerungen versunken. »Wir waren damals ziemlich dumm«, sagte er dann, »diese Hintermänner, die die Drähte gezogen haben, wären ja selber mit dran gewesen.« Da sich die beteiligten Schiedsrichter aber erst später, nämlich während des Gerichtsverfahrens, kennen lernten, waren Absprachen untereinander vorher nicht möglich gewesen. Aus Angst um ihre Lizenzen und ihren guten Ruf hatten sie schließlich nachgegeben. Aber noch bevor das betrügerische Spiel im Spiel zum ersten Mal in großem Maßstab über die Bühne gehen konnte, war die Sache aufgeflogen. Irgendjemand hatte sie verpfiffen. Bow und sieben andere Schiedsrichter waren lebenslang gesperrt worden. Außerdem hatte
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