Fußball-Gangster
man sie vor Gericht gestellt und zu deftigen Geldstrafen und 400 Stunden Sozialdienst verurteilt.
»Und die Leute von diesem Unternehmerverband?«, fragte Peter.
»Die?«, wiederholte Bow verächtlich. »Die feinen Herren hatten natürlich keine Ahnung von allem. Wir seien Betrügern aufgesessen, hieß es in der Verhandlung.« Er tippte sich an die Stirn und blickte aufs Meer. »Immer nach dem Motto: Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen.« Abrupt stand er auf. Erst jetzt sahen die drei ???, dass Bow fast zwei Meter groß war. »Ich hatte Glück«, beendete er seine Erzählung. »Ich hab’ dieses schöne Stück Strand gepachtet und verbringe meine Zeit vor allem mit Schachspielen. Es gibt Schlimmeres.« Der Mann stellte vier Cola-Dosen auf den Tisch.
»Können Sie sich vorstellen, dass jemand dieselbe Nummer noch einmal abziehen will?«, fragte Peter, nachdem er einen kühlen Schluck genommen hatte.
»Schwierig«, antwortete Bow spontan. »Die Zuschauer können heute auf der Großleinwand ein Spiel detaillierter verfolgen als früher. Es gibt die Wiederholung in Zeitlupe. Außerdem wisst ihr ja sicher, dass zurzeit überlegt wird, einen Videobeweis einzuführen. Wie beim Eishockey. Da muss sich der Schiedsrichter die umstrittene Szene noch einmal auf einem Fernsehschirm am Spielfeldrand ansehen, bevor er sie ahndet. Er würde sich schnell verdächtig machen oder zumindest in den Ruf kommen, ein miserabler Spielleiter zu sein, wenn der Videobeweis regelmäßig gegen ihn spräche.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, heutzutage müsste man schon andere Wege gehen.«
Der Erste Detektiv spitzte die Ohren. »Und zwar?«
Bow zuckte die Schultern.
»Zum Beispiel gemeinsame Sache mit Spielern machen?«, hakte Justus nach.
»Ihr seid verdammt hartnäckig.« Zum ersten Mal lächelte Bow. »Vorstellen kann ich mir vieles …« Er stutzte. »… Immer mehr. Je älter ich werde.« Was er sich vorstellen konnte, wollte Bow offenbar für sich behalten. Zumindest wandte er sich wieder seinem Schachbrett zu.
Als Peter die Cola zahlen wollte, winkte der Mann ab, ohne aufzusehen. »Grüßt lieber Lloyd von mir, den alten Knaben. Und richtet ihm aus, er könnte auch mal wieder in Malibu vorbeischauen. Bei Harry Bow.«
Wieder machte sich das Faxgerät bezahlt. Bob hatte noch einmal seinen Vater um Hilfe gebeten. Jetzt ging Blatt für Blatt bei ihnen ein, was das Archiv der ›Los Angeles Post‹ über die Firma ›Smell‹ hergab.
Das Unternehmen war zu Beginn des Jahrhunderts in New Orleans von einem eingewanderten Franzosen namens Victor Sentir gegründet worden. Bald eröffnete er eine Niederlassung in Denver, wo noch heute bis an den Fuß der Rocky Mountains Zuckerrüben gepflanzt wurden. Fleischfabriken in Dallas und Chicago kamen dazu, Erdnussfelder in Georgia, eine Speiseöl-Raffinerie in Houston, Konservenfabriken in Kalifornien und zwei Mühlen bei den Niagarafällen. Die Produktpalette reichte von Dosenmilch und Erdnussbutter bis zu Würsten, Brot und Zucker. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen Sentirs Erben eine riesige Konserven- und Tiefkühlkostkette auf, mit Niederlassungen in Großbritannien, Japan und Südamerika. Der jüngste Sohn ging in der Nähe von San Francisco unter die Weinbauern. Er war es auch, der den Grundstein zum Sportsponsoring gelegt hatte.
»Die haben daran gedacht, in die Formel 1 einzusteigen«, staunte Peter.
Sie saßen um den Schreibtisch in ihrem Büro herum, um die immer neuen Fax-Mitteilungen in Empfang zu nehmen. Dank des Ventilators, den Bob überraschend wieder in Gang gebracht hatte, war die drückende Hitze einigermaßen zu ertragen. Peter kniff die Augen zusammen. Gerade las er, dass ›Smell‹ ein ausgesprochener Billiganbieter war, bei gleich bleibend guter Qualität der Waren. Viele kleine Lebensmittelhändler konnten da nicht mithalten und mussten ihren Laden verkaufen: an ›Smell‹. So hatte das Unternehmen unter dem Namen ›Shooter‹ eine Einzelhandelskette aufgebaut, mit einer stattlichen Anzahl von Filialen an ausgesucht guten Plätzen. Pächter waren vielfach die früheren Besitzer, denen oft nichts anderes übrig blieb, als den angebotenen Vertrag zu unterschreiben, wenn sie über die Runden kommen wollten. Ebenfalls mit strengen Verträgen band ›Smell‹ die Farmer an sich. Ihnen wurde die Abnahme einer gleich bleibend großen Menge an Erdnüssen, Zucker, Rindfleisch oder Getreide versprochen. Dafür mussten sie sich verpflichten,
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