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Fußball-Gangster

Fußball-Gangster

Titel: Fußball-Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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wir sie in der Schule auch haben.« Er wies auf ein schraffiertes Viereck. »Das ist ein Platz mit nur einem Tor und der Strafraum davor ist markiert.«
    »Für Taktiktraining«, sagte Justus mit Kennermiene. »Also müssten wir uns dort umsehen.«
    »Das da sind zwei kleine Holzhäuser.« Peter tippte auf die Skizze. »Bin schon gespannt, was wir darin finden.«
    »Hoffentlich findet uns niemand«, unterbrach ihn Bob.
    »Bist du jetzt plötzlich doch dagegen?«, fragte Justus erstaunt.
    Bob schüttelte den Kopf. »Ich glaube nur nicht, dass die in Holzhütten ihre Geheimnisse aufbewahren. Wenn sie überhaupt welche haben.« Er ließ das Fernglas sinken und drehte sich zu seinen Freunden um. »Aber morgen um diese Zeit wissen wir mehr.«

    Der Ball kam in Windeseile näher. Zugleich schien er immer größer zu werden. Justus versuchte ihm auszuweichen, aber die Torpfosten versperrten ihm den Weg. Nach hinten, ich muss nach hinten, schoss es ihm durch den Kopf. Er lief zwei, drei Schritte rückwärts, verhedderte sich im Netz und war endgültig gefangen. Er drehte sich um und im nächsten Augenblick traf ihn die Riesenkugel direkt ins Gesicht. Er spürte noch den Geruch von Leder und Schweiß, dann wurde ihm schwarz vor Augen. Im nächsten Augenblick hatte er das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen. Gebremst wurde der Sturz erst, als er heftig mit den Armen ruderte und die eine Hand auf dem Boden aufschlug.
    Er fuhr hoch und riss die Augen auf. Um ihn herum war nichts als schwarze Nacht. Die linke Hand schmerzte, aber die rechte signalisierte: kalte Erde. Das ist nicht mein Bett in Rocky Beach, durchzuckte es ihn, so viel steht fest. »Wald!«, hörte sich Justus rufen und war mit einem Mal klar. Er lag auf einer kleinen Lichtung am Ufer des Silverwood Lake in seinem Schlafsack und träumte Unsinn.
    »Justus«, murmelte Peter neben ihm verschlafen, »ist dir nicht gut?«
    »Hab’ geträumt.«
    »Was?«
    »Dass ich gefangen bin. In einem Fußballtor. Von einem schwitzenden, stinkenden Ungeheuer – in der Gestalt eines riesigen Fußballs.« Er stöhnte und fuhr sich über die Stirn. Erst jetzt merkte er, wie heiß ihm war. Mit einem Ruck öffnete er den Zippverschluss seines Schlafsacks ein wenig.
    »Seht mal nach oben«, sagte er plötzlich. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Zwischen den hohen schwarzen Bäumen leuchtete der Sternenhimmel.
    »Wahnsinn, die Milchstraße!«, rief Bob. »Viel heller als bei uns zu Hause.«
    »Wie zwanzigtausend Taschenlampen!«, sagte Peter andächtig. Es war ein überwältigender Anblick.
    Justus startete mit einer langen Erklärung. »Die Luft über Großstädten wie Los Angeles ist so voll von Schmutzteilchen, dass –«
    Weiter kam er nicht, denn Peter fuhr ihm über den Mund und verbat sich jede Art von Vortrag.
    »Das ist bestimmt der schönste Sternenhimmel, den ich je gesehen habe«, lenkte Bob die Freunde ab. »Eigentlich viel zu schön, um zu schlafen.« Dabei konnte er ein Gähnen nicht unterdrücken.
    Auf die Ellenbogen gestützt, blinzelte Justus in die Nacht. Er war heilfroh, nicht in den Maschen eines Tornetzes zu zappeln und von einem Fußball zerquetscht zu werden. »Wisst ihr eigentlich«, sagte er schließlich, »wie gut wir’s haben?« Niemand reagierte mehr auf seine Frage.

    Sie standen spät auf, wuschen sich im See, schwammen und trödelten herum. Um die Mittagszeit servierte Peter drei verschiedene Fertiggerichte, die er am Vortag in einer der ›Shooter‹-Filialen gekauft hatte. Justus entschied sich für Gemüseragout, Bob nahm Nudeln mit Fleischklößchen und Peter Reis mit Putenbrust. Auf den Dosen hieß es, die Speisen würden erwärmt, wenn man an einer bestimmten Lasche zog. Sie versuchten ihr Glück. Tatsächlich begann es nach zwei Minuten leise zu brodeln.
    »Chemische Reaktion, ganz klar«, sagte Bob und öffnete den Deckel. Seine Klöße schwammen in einer kleinen Wanne und rochen gar nicht übel. Er klopfte von unten an den Boden der Dose. »Hohl. Hab’ ich mir gleich gedacht. Man zieht die Lasche, Luft dringt ein und es entsteht eine chemische Verbindung, die Wärme entwickelt.«
    »Schmeckt wirklich gut«, urteilte Justus. »Blöd ist nur, dass so viel Müll übrig bleibt.«
    Sie säuberten das Besteck im See, rollten die Schlafsäcke ein, verstauten die leeren Dosen in einem großen Papiersack und trugen alles ins Auto. Auf der Fahrt nach Crestline redeten sie nicht viel. Bob lenkte den Wagen auf den großen Parkplatz eines

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