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Fußball-Gangster

Fußball-Gangster

Titel: Fußball-Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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hing ein riesiges, gerahmtes Bild, auf dem ein Dutzend durchgeschwitzter Männer winkend und lachend posierten. Den, der im Triumph einen Pokal hochreckte, erkannte Peter sofort. Von dem Bild der brasilianischen Weltmeister wanderte sein Blick weiter zu einem Schreibtisch und dem Schlüsselbund, der darauf lag.
    Während Peter die Handschuhe überstreifte, hörte er den Trainer erläutern, wie die Angriffspieler im Strafraum auf Abwehrverhalten umschalten könnten, wenn der Eckball zum Gegner gekommen war. Entschlossen nahm Peter den Schlüsselbund zur Hand. Dann hängte er das Bild ab und fand, was er erwar-tet hatte: einen kleinen Schrank aus grauem Metall mit zwei Schlössern. Der kürzeste Schlüssel an dem Bund passte in das oberste Schloss, aber keiner ins untere. Peter zog sein bewährtes kleines Nachschlüssel- und Dietrichsortiment aus dem Hosenbund, entrollte das Etui und griff auf Anhieb nach dem richtigen Gerät. Mit einem leisen »Plop« ging der Schrank auf.
    Er war leer, bis auf eine Videokassette. Peter zögerte einen Augenblick, dann steckte er das Band in den Hosenbund und schloss den Schrank ab. Draußen näherten sich Schritte. Blitzschnell legte er den Schlüsselbund auf den Tisch und drückte sich hinter die Tür.
    Im nächsten Moment sah Peter von hinten einen Jungen mit schulterlangen roten Haaren. Instinktiv zog er die Tür ganz nah an sich heran, so dass er den anderen nicht mehr sehen konnte. Dafür bemerkte er etwas, was ihn vor Schreck zusammenfahren ließ. Das Foto mit den brasilianischen Fußball-Spielern stand noch dort, wo Peter es vor wenigen Sekunden abgestellt hatte: auf dem Boden. Der Junge mit den roten Haaren kam zurück ins Blickfeld. Für einen Moment sah es so aus, als beugte er sich verwundert über das Bild. Peter konnte sehen, wie sich die Lippen des Jungen bewegten, als er die Namen der Stars murmelte. Von mir aus, zuckte es Peter durch den Kopf, kannst du sie alle auswendig lernen, aber guck jetzt bitte nicht in die falsche Richtung!

    Bob blieb in der Nähe des Lieferwagens. Er wollte sich im Küchentrakt umsehen und die beiden anderen über Funk herbeiholen, falls sich abzeichnete, dass Larry schneller fertig war als gewöhnlich.
    Aus seinem Versteck hinter der großen Spülmaschine verfolgte er einige belanglose Unterhaltungen. Einer der Küchenhelfer hatte sich am Morgen beim Gemüseschneiden so stark an der Hand verletzt, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste. Jemand gab Larry Karten für ein Footballspiel, Super-Karten, wie der Spender nicht zu betonen vergaß, direkt an der 50-Yard-Linie. Dann tuschelten die beiden. Bob konnte nur den Satz »Aber lass dich hier nicht erwischen« verstehen. Als Larry mit der nächsten Fuhre Lebensmittel hereinkam, wurde die Sache wesentlich interessanter, denn die beiden Männer fingen an, über Betrug beim Spiel zu reden. Vor zwanzig Jahren, erzählte einer der beiden, hatten die ›Diego Rams‹ einen Spieler gekauft, keinen Stürmer, sondern einen Verteidiger. Nur zum Schein störte er die Gegner in ihrem Spiel. »Hätte Franky damals nicht gesungen, wäre das nie herausgekommen«, sagte die Stimme.
    »Mit dem Mogeln isses genau wie mit ‘nem guten Spiel«, brummte Larry zurück. »Training ist alles. Kleine Pause für ‘ne Zigarette?« Der andere bejahte und sehr zu Bobs Ärger verließen sie die Küche.

    Er schlängelte sich vorsichtig hinter der Spülmaschine hervor. Der große Raum war leer. Geduckt lief Bob zu einem Fenster, von dem aus er den Lieferwagen sehen konnte. Er war fast entladen. Dafür stapelten sich einige Kisten mit Leergut auf der Ladefläche.
    »Späher eins und zwei, bitte kommen«, flüsterte Bob ins Walkie-Talkie, »Taxi ist bereit.«
    Peter meldete sich sofort. Er war bereits auf dem Rückweg. Justus’ Antwort blieb aus. Bob sah auf die Uhr. Sie hatten vereinbart, die Durchsage nach 60 Sekunden zu wiederholen. Für den Fall, dass einer gerade in einer Situation war, in der er nicht reagieren konnte.
    »Späher eins, bitte kommen.« Nichts rührte sich.
    Bob hörte Schritte und flüchtete hinter einen Schrank. Die beiden Männer brachten wieder leere Kisten. Als sie im Kühlhaus waren, schlüpfte er aus der Küche, flankte in das Fahrzeug und versteckte sich hinter den Kisten.
    »Hallo«, hörte er Peters Stimme neben sich. »Nett, dass du auch schon da bist.«
    »Und Justus?«, fragte Bob leise. Peter schüttelte den Kopf und deutete auf das Walkie-Talkie. Sie wiederholten die Durchsage.

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